Owoo, Obo oder Ovoo – Erdgeist, bitte kommen!
Gehorsam umrunde ich den Owoo. Ich bitte um gutes Wetter für meine Reise durch die Mongolei. Ob mich der Erdgeist erhört?
Owoos (in Reiseführern werden sie auch Obos oder Ovoos genannt) findet man überall in der Mongolei. Sie stehen sowohl an Straßenkreuzungen, als auch auf Bergkuppen, ich entdecke sie an Seen, Quellen oder in Schluchten.
Mal sind es große, mal kleine Steinhaufen und manchmal sind es mit blauen Seidenschals („khardags“) umwickelte Bäume oder Baumstämme. Und sehr oft ist es eine Kombination aus Steinhaufen und Ästen. Die Farbe Blau symbolisiert dabei den „ewigen Himmel“ und steht auch für den Respekt vor der Natur.
Zum zweiten Mal gehe ich im Uhrzeigersinn um den Owoo herum und lege einen Stein auf ihm ab. Das ist meine Opfergabe an den im Owoo wohnenden Erdgeist, den ich somit gnädig stimmen will. Früher brachte man den Naturgeistern Opfer in Form von weißen Gegenständen dar, also Tierschädel oder getrockneten Käse. Tierschädel findet man heutzutage selten, viel lieber opfern die Mongolinnen und Mongolen Geldscheine oder leere Wodkaflaschen. Oder eben Steine, so wie ich eben.
Dreimal soll man den Owoo umrunden und so starte auch ich meine dritte und letzte Runde um den großen Steinhaufen.
Zahlreiche Vorbeikommende und Reisende haben sich für den bisherigen Verlauf ihrer Reise bedankt und baten um Beistand für den weiteren Weg. Neben kleinen batteriebetriebenen Gebetsmühlen finden sich auf diesem Owoo Holzkrücken und eine Musikkassette. Geldscheine flattern im Wind.
Mein Stein funkelt in der Sonne. Ich bin mir sicher: meine Reise durch die Mongolei wird ein Erfolg.
GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.