Die Katakomben von Paris
Kaiser Franz I war da. Napoleon III war da. Etwa 500 Touristen sind genau in diesem Moment da. Ich bin einer von ihnen und will auch hinein! Die Rede ist von den Katakomben in Paris. Nur 200 Personen dürfen sich gleichzeitig in den unterirdischen Gängen aufhalten und endlich, nach zwei Stunden Wartezeit, betrete ich die Unterwelt von Paris.
Die Katakomben von Paris
Neugierig steige ich die 130 Stufen hinab. Zwei Kilometer lang ist die Strecke, die man begehen darf, insgesamt beträgt die Stollenlänge 300 km. Inoffiziell kommen durch Nebengänge noch etwa 100 km hinzu, aber so genau weiß das niemand mehr. Seit dem 12. Jahrhundert wurde hier Kalk abgebaut.
An manchen Stollen sind Straßennamen angebracht. So weiß man zumindest immer, welche Straße sich einige Meter über einem befindet.
Vorsichtig gehe ich die Gänge entlang. An manchen Stellen sind die Wände feucht und der Boden ebenso. Plötzlich öffnet sich der Stollen und gibt einen kleinen Platz frei. Links und rechts an den Wänden sieht man ein Gebäude in den Stein gemeißelt. Einer der Grubenarbeiter, ein ehemaliger Soldat, stationiert auf Menorca, hat hier die Festung von Mahon verewigt.
Es wirkt skurril. Ich gehe weiter. Manche Wände sind kaum verputzt und man sieht jeden Stein, dann durchschreitet man schön verputzte Torbögen und das alles in einer Tiefe von 35 Metern.
Nichts berühren! Nicht rauchen!
Schließlich kommt ein harmloses Schild und man wird noch ermahnt, nichts anzufassen und nicht zu rauchen. Und dann kommen sie, tausende von Totenköpfen und Oberschenkelknochen, links und rechts der Gänge entlang, fein säuberlich aufgeschlichtet. Aus hygienischen Gründen wurde im Jahr 1785 der Friedhof Cimètiere des Innocents geschlossen und die Überreste der Toten in die unterirdischen Stollen verfrachtet. Doch der Friedhof Cimètiere des Innocents war nur der erste von vielen Friedhöfen, die aufgelassen wurden und insgesamt ruhen die Gebeine von 6 Millionen Menschen in den Katakomben von Paris. Diese Zahl klingt unvorstellbar!
Ein englischer Tourist erschrickt und löst einen leisen Schrei aus. Von der Decke ist ihm etwas auf die Schulter getropft, doch es war nur ein harmloser Tropfen Wasser. Eine spanische Touristengruppe nimmt es mit Humor und lässt sich vor fast jedem Totenkopf fotografieren. Doch es sind zu viele, die Touristen werden stiller, gehetzter und beschleunigen ihre Schritte. Ein kleines Mädchen, Hand in Hand mit ihren Geschwistern heult: It’s so scarry! Und sie hat recht: die Gebeine und Totenschädel nehmen einfach kein Ende. Auch ich werde unbewusst schneller und will nur eines: raus hier!
Die offizielle Seite der Katakomben in Paris: http://www.catacombes.paris.fr/
Wer einen visuellen Einblick in die Pariser Unterwelt sucht, ist hier richtig: http://www.catasphere.fr/
Weitere Blogbeiträge über Paris:
GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.