Paris – Ein Spaziergang durch Montmartre

Je t’aime! In über 300 Sprachen ist dieser Satz mit weißer Schrift in die blau gekachelte Wand in Montmartre geschrieben.

Jeg elsker dig! I ha di lieb! I love you! Ach, diese Franzosen, sie haben eben einen Sinn für Romantik! Nur den etwa 60-jährigen Herrn, der Zeitung lesend auf einer Parkbank sitzt, imponiert die „Mauer der Liebe“ überhaupt nicht. Er ignoriert die Touristen, die freudestrahlend „ihre“ Sprache entdecken und vor der Mauer auf und ab hüpfen.

Ich liebe dich Wand
Die „Ich liebe dich“ – Wand in Montmartre

Montmartre übt auf jeden Touristen eine besondere Faszination aus, auch auf mich. Ich bin schon oft auf den Stufen vor Sacre-Coeur gesessen und habe den Blick auf Paris genossen. Doch es gibt noch so viele unentdeckte Gassen und Straßen, Geschäfte und Cafes. Die „Mauer der Liebe“ befindet sich am Square Rictus, gleich neben dem Place Abbesses.

Steigt man eine Gasse weiter die Treppen der Passage des Abbesses hinauf, befindet man sich direkt vor einem Gemüse- und Obstgeschäft. Und zwar nicht vor irgendeinem: genau hier wurde der Film „Die fabelhafte Welt der Amélie“ gedreht.

Die fabelhafte Welt der Amelie
Drehort für den Film „Die fabelhafte Welt der Amelie“

Ich gehe nur ein paar Schritte weiter und stehe auf einem kleinen Platz. Es ist so still hier! Pablo Picasso hat hier in einem Atelier des Kubismus erfunden, gemeinsam mit seinem Freund Jean Gris. Künstler und Literaten gingen hier ein und aus.

Die Mühlen von Montmartre

Wieder zwei Gassen weiter und ich lande vor der „Moulin de la Galette“, einer von zwei verbliebenen Mühlen am Montmartre. In diese Mühle ist ein Restaurant eingezogen und leckere Sachen stehen auf der Speisekarte. Leider ist noch geschlossen. Geht man links ein Stück die Rue Lepic hinunter, findet man die zweite Mühle versteckt hinter Bäumen hervorlugen.

Le Moulin de la Galette Montmartre
Ein von zwei Mühlen im Stadtviertel Montmartre – Le Moulin de la Galette

Ein paar Meter weiter, am Platz Marcel Aymé findet man eine Skulptur, erschaffen von Jean Marais. Der Bildhauer hat hier eine Figur aus dem Novellenband seines Freundes Marcel Aymé verewigt: „Der Mann, der durch die Wand gehen konnte“ oder „Le passe-muraille“. Sowohl Schriftsteller als auch der Bildhauer lebten hier an diesem Platz.

Le passe mureille
Le passe mureille – Eine Skulptur des Künstlers Jean Marais

Montmartre – Ein Stadtviertel für Künstler

In der Avenue Junot findet man mehrere Erinnerungstafeln. Eine erinnert an den Zeichner Francisque Poulbot, der mit seinen Kinderzeichnungen bekannt wurde. Gleich daneben hat der österreichische Architekt Adolf Loos für Tristan Tzara ein Haus gebaut.

Überquert man die Straße und biegt in die rue S. Dereure, sieht man Touristen, die angestrengt den Boden absuchen. Schließlich finde ich es auch: das Medaillon Arago. Der niederländische Konzeptkünstler Jan Dibetts markierte den alten Nullmeridian durch im Boden eingelassene bronzene Plaketten.

Seit Dan Brown die Plaketten in seinem Buch „Sakrileg“ erwähnte, wurden einige Exemplare gestohlen. Ein zweites Medaillon finde ich übrigens ein paar Tage später im Louvre.

Medaillon Arago
Das Medaillon Arago – Erwähnt von Dan Brown in seinem Roman Da Vinci Code

Gleich rechts befindet sich in einem kleinen Park die Statue vom Heiligen Denis. Der Arme hat seinen Kopf verloren, bzw. wurde ihm dieser von den Römern abgeschlagen. Ja, die Geschichte von Paris ist nicht nur romantisch, sondern war manchmal auch sehr, sehr blutig!

Saint Denis
Saint Denis

Ich suche die Rue des Saules und finde ein kleines Eckhäuschen, auf dem ein berühmtes Bild gemalt ist: „Le lapin agile“. Der Künstler André Gill hat diesen Hasen gemalt und im Lauf der Zeit wurde aus dem Namen „Le lapin à Gill“ der Name „Le lapin agile“. Ob diese Legende stimmt?

Le lapin agile
Le lapin agile – Ein Restaurant am Butte Montmartre

Im Musée de Montmartre

Ich marschiere die Straße zurück, vorbei an den Weinbergen von Montmartre. In der rue Cortot befindet sich das Musée de Montmartre. Im Garten wurde Kunstgeschichte geschrieben bzw. gemalt. Hier malte der Künstler Renoir viele Bilder, die heute im Musee d’Orsay ausgestellt sind, unter anderem das Bild „Die Schaukel“. Diese Schaukel existiert heute noch. Im Museum ist die Geschichte des Dorfes Montmartre anhand vieler Fotos und Plakate dokumentiert und man hat einen wunderschönen Blick auf den Weinberg.

Aristide Bryant
Bilder von Aristide Bryant sind im Museum ausgestellt

Ich weiche den Touristen aus, drehe nochmals eine Runde durch kleine Gassen und entdecke die Kirche Sacre-Coeur diesmal aus einer ganz anderen Perspektive. Hinter der Kirche liegt ein kleiner Park. Es riecht nach Lavendel, der ganze Park ist voll davon. Die Pariser liegen auf den schmalen Rasenstreifen und lassen sich sonnen. Die Omas beaufsichtigen ihre Enkelkinder und picknicken auf den Bänken. Ich habe einen neuen Lieblingsplatz in Paris entdeckt!

Sacre Coeur
Sacre Coeur

Ulrike ist so wie ich durch Montmartre geschlendert und hat lustigerweise ganz andere Dinge gesehen: Endlich Montmartre

Paris gefällt Dir? Ich habe noch einige Artikel aus meinem Blog:

Montmartre wird als Künstlerviertel bezeichnet. Besonders im 19. und Anfang des 20.Jahrhunderts tummelten sich viele Schriftsteller und Maler im höchst gelegenen Stadtviertel von Paris. Noch heute hat der Besucher die Gelegenheit sich am Place du Tertre porträtieren zu lassen. Wer wenig Zeit hat, sollte zumindest die wichtigste Sehenswürdigkeit besuchen. Das ist ohne Zweifel die Kirche Sacre Coeur, die wie ein Sahnehäubchen auf dem Hügel thront. 

Sacre Coeur in Paris
Sacre Coeur thront auf dem Hügel von Montmartre
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Miriam blitzt - Miriam Mehlman Fotografie

GUDRUN KRINZINGER

Ich tue. Ich reise. Ich bin.

Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.

Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.

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