Ein Vormittag am Marché d’Aligre
„Unoro, unoro!“, der Verkäufer hält mir den Pfirsich entgegen. Hä, was, wieviel? Gut, ich bin nach Paris gekommen, um einen zweiwöchigen Sprachkurs zu absolvieren, aber mein bisschen Schulfranzösisch sollte zumindest für die Zahlen ausreichen. Offensichtlich nicht!
Unterwegs am Marché d’Aligre
Ich bin am Marché d’Aligre, einem täglich außer montags stattfindenden Markt in Paris. Die frischen Früchte locken mich; Berge von Melonen, Kirschen und Pfirsichen warten auf Käufer. „Unoro, unoro“, fordert der Verkäufer wieder. Endlich dämmert es. Einen Euro will er haben für seinen Pfirsich!
Was? Einen Euro? Für einen, ich wiederhole: einen Pfirsich? Aber es stimmt schon, denn das Kilo kostet 9,90, ebenso wie die Kirschen. Ja, Paris ist eben ein teures Pflaster!
Am Flohmarkt nebenan wird gehandelt. Eine Pariserin hat sich in einen Kupferkessel verliebt, die Preise schwirren zwischen Verkäufer und Käuferin hin und her. Schließlich zieht sie zufrieden mit ihrer Errungenschaft von dannen. Bücher und Porzellan, Schallplatten und Schachfiguren, Strohhüte und Schmuckanhänger werden an den Ständen verkauft. Außerdem findet man allerlei Brauchbares wie Unbrauchbares (die Klobrille zähle ich dabei noch zu den brauchbaren Sachen).
Insgesamt teilt sich der Markt in drei Teile.
Neben dem Flohmarkt auf dem Place d’Aligre und dem Gemüse-und Obstmarkt in der Rue d’Aligre, gibt es noch eine Markthalle. Hier gibt es Käse, Fleisch und Wurst. Und all diese Spezialitäten darf man kosten!
Die Gegend östlich der Bastille kenne ich gar nicht. Da hilft nur den Stadtplan wegzulegen und draufloszubummeln. Was mir sofort auffaellt in dieser Gegend sind die witzigen Bilder und Mosaike an den Strassenecken. An jeder freien Hausmauer wurde gepinselt und gemalt: es lebe die Straßenkunst.
Was gibt es noch zu sehen?
Kaum biegt man um die Ecke, steht man auch schon vor Läden voll mit allerlei Krimskams oder französischer Mode. Im Les Fleurs wird alles möglich angeboten, besonders hübsch ist der Schmuck. Gleich daneben findet man das Malfaitrices. Hier gibt es leistbare Mode von verschiedenen Designer, alles Einzelstücke und fair produziert. Schließlich lande ich noch im Altermundi, das neben Taschen, Schals und T-Shirts auch Deko anbietet. Das beliebte Café daneben heißt Cafe Pause und den Namen nehme ich wörtlich und lege eine Pause ein.
Leider finde ich nur im Innenraum einen Platz, die Terrasse ist bis auf den letzten Platz besetzt. Die Kellner eilen umher, Salz und Pfeffer in der einen, Ketchup in der anderen Hand. Wasserkaraffen werden herumgetragen, Salate und Brot schwirren durch den Raum an mir vorbei, Wassergläser werden nachgefüllt und trotzdem herrscht eine gelassene Atmosphäre. Beim Zahlen fällt mir auf, es hätte als Desert Ananascarpaccio gegeben. Hmmm, das klingt lecker! Vielleicht beim nächsten Mal?
Kaum bin ich wieder in der Rue des Charonne, lockt mich ein unscheinbarer Torbogen in einen Hinterhof, „Passage L`Homme“ genannt. Trubel und Autoverkehr bleiben hinter mir, ich bin in einer anderen Welt zu gelandet, das quirlige und laute Paris hat hier keinen Zutritt.
GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.