Das Belvedere in Wien
Das Belvedere und ich, das war keine Liebe auf den ersten Blick. Wir waren damals alle so um die 14 Jahre alt und das Projekt hieß „Wienwoche“. Spannend fanden wir Kinder vom Land den Wiener Prater, den Besuch in der UNO-City, das U-Bahnfahren und das Mittagsmenü bei McDonalds.
In unser Kulturprogramm in Wien hatten sich einfach zu viele Museen eingeschlichen. Und ganz ehrlich, so genau kann ich mich an das Belvedere gar nicht mehr erinnern. Gustav Klimts Bilder waren mir immer schon zu golden.
Der Kuss von Gustav Klimt schimmert gülden
Es war auch keine Liebe auf den zweiten Blick. Wieder war es ein Ausflug mit der Schule der mich ins Obere Belvedere brachte. Diesmal standen die berühmten Seerosenbilder Claude Monets auf dem Programm. Irgendwie passten die Bilder nicht in das barocke Palais. Es waren zu viele Leute, die sich um die Bilder scharrten. Es war kein Platz, schon gar nicht für eigene Gedanken. Und Gustav Klimt? Der war mir immer noch zu golden.
Das Obere Belvedere
Das barocke Palais, das von Johann Lucas von Hildebrandt erbaut wurde, wurde nie bewohnt. In Auftrag gegeben wurden der Palast von Prinz Eugen von Savoyen, der sich seine Dienste um die Spanischen Erbfolgekriege reich belohnen ließ.
Das Geld steckte er in den Bau der beiden Palais, die sich im heutigen dritten Bezirk vis-a-vis anblinzeln. Dazwischen liegt ein wunderschön gestalteter Barockgarten.
Das Obere Belvedere ist nicht nur wegen seiner Bildersammlung bekannt. Das Deckenfresko des Marmorsaals ist einzigartig. In diesem Ambiente wurde 1955 der österreichische Staatsvertrag unterzeichnet.
Welche berühmten Bilder gibt es im Belvedere zu sehen?
Das wahrscheinlich berühmteste Bild im Belvedere ist von Gustav Klimts „Der Kuss“. Doch viele weitere Bilder versüßen den Kunstliebhaberinnen und -liebhabern einen Besuch in dem historischen Palais.
- Gustav Klimt: Der Kuss
- Rudolf von Alt: Der Stephansdom in Wien
- Egon Schiele: Tod und Mädchen
- Friedensreich Hundertwasser: 244 Der große Weg
- Koloman Moser: Selbstporträt
- Arnold Böklin: Meeresidylle
- Claude Monet: Der Koch
- Auguste Renoir: Nach dem Bade
Unbedingt sollte man den Charakterköpfe von Franz Xaver Messerschmidt einen Besuch abstatten.
Das Untere Belvedere
Das untere Palais ist für Sonderausstellungen reserviert. Zusätzlich gibt es besonders schöne Säle zu besichtigen, wie den Groteskensaal, die Marmorgalerie und das Goldkabinett.
Seit 2010 gehört das 21er Haus zum Belvedere
Vor zwei Jahren kam ein Anruf von einer Freundin. Ich solle sie zur Eröffnung des 21er-Hauses begleiten. 21er-Haus? Noch nie gehört! Dabei handelt es sich um ein temporäres Ausstellungsgebäude, errichtet vom österreichischen Architekten Karl Schwarzer anlässlich der Weltausstellung in Brüssel 1958. Retour in Wien beherbergte das Gebäude lange Zeit das Museum des 20.Jhdts.
Im Jahre 2002 wurde es an das Belvedere übergeben, 2010 erfolgte schließlich die Eröffnung als 21er Haus.
Es war nicht nur eine simple Eröffnung. Es war eine Party, eine Riesenparty! Offen für alle! Offen für Kunst- und Nichtkunstinteressierte, offen für den Bundespräsidenten und den Kunststudenten, offen für den Sammler und den Sandler, der sich noch schnell am Buffet bediente, bevor die Politiker ihre Reden schwangen.
Seit diesem Tag bietet das 21er Haus eine eigene Plattform für Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Außerdem integriert es ein Kino, eine Sammlung von Fritz Wotruba und eine oder einen Artist in Residence hat ebenfalls Platz.
Heute wird das Haus unter dem Namen belvedere 21 vermarktet.
Ich hatte das Gefühl, das Belvedere wächst. Nicht nur der Vergangenheit wird Raum gegeben, sondern die Kunst der Moderne hat ebenfalls ihren Platz. Gustav Klimt und Maria Lassnig, Arnulf Rainer und Egon Schiele, Claude Monet und Gerhard Rühm, im Belvedere findet jeder Künstler seinen passenden Ausstellungsraum und seine Besucher.
Ausstellungen im Belvedere
Das Belvedere ist bekannt für die Dauerausstellung im oberen Palais mit den Werken von Gustav Klimt, Egon Schiele und vielen weiteren bekannten Bildern.
Ebenfalls als Dauerausstellung ist das Schaudepot Mittelalter und Renaissance, das im Prunkstall untergebracht ist. Den Prunkstall ist dem Unteren Belvedere angeschlossen.
Ansonsten werden die Räumlichkeiten im Unteren Belvedere mehrmals im Jahr umgestaltet und es wird zu spannenden Sonderausstellungen geladen.
zu den aktuellen Ausstellungen hier entlang >> Was gibt es zu sehen?<<
Tickets für das Belvedere
Um Wartezeiten zu vermeiden, empfiehlt es sich das Ticket online zu buchen. Die online-Tickets sind sogar bis zu 15% günstiger als am Schalter. Zusätzlich zum Ticket benötigen Besucherinnen und Besucher einen Time Slot, der beim online-Ticketkauf dazu gebucht werden kann.
Mit dem Timeslot können Besucherströme besser gelenkt werden.
Hier geht es zum Online Ticketschalter >>Ich möchte ins Museum<<
Ich selbst habe mir vor einigen Jahren ein Geschenk gemacht und habe mir eine Jahreskarte gegönnt.
Das Winterpalais des Prinz Eugen
Im Oktober 2013 bekam das Belvedere wieder Zuwachs. Das Winterpalais des Prinz Eugen in der Himmelpfortgasse wurde eröffnet. Jahrelang logierte hier das Finanzministerium, jetzt wurde dem Prinzen zu seinem 350.Geburtstag ein würdiges Geschenk gemacht. Die Räume erstrahlen in barockem Glanz. Es riecht sogar noch ein bisschen frisch gestrichen, wenn man auf dem blitzblank polierten Parkett durch die Prunksäle schreitet.
Leider ist ein Besuch des Winterpalais mittlerweile nicht mehr möglich!
Und irgendwo hier im Winterpalais hat es mich dann doch noch erwischt, die Begeisterung für diese belvedersche Mischung aus Kunst und Geschichte, Mythologie und Staatskunst, barocker Gartenkunst und moderner Ästhetik. Für mich ist das Belvedere ein Gesamtkunstwerk, ein faszinierendes Kulturerlebnis.
Was ich euch sonst noch erzählen möchte
Es gibt sehr informative Führungen.
Im Shop gibt es tolle Bücher und Geschenke für Kunstliebhaber.
Die Hälfte der Sammlung kann auch online besichtigt werden.
In der Adventzeit gibt es einen Weihnachtsmarkt.
Dieser Beitrag entstand zur Blogparade „Mein faszinierendes Kulturerlebnis“ von Tanja Praske.
GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.