Das teuerste Lebensmittel der Welt
„Was ist das?“, Walter Grüll hält uns ein daumengroßes, flaches Metallplättchen mit seinem Schriftzug unter die Nase. Die Auflösung des Rätsels folgt prompt. „Ein Kaviardosenöffner!“
Dieses Küchenutensil habe ich bisher in meiner Küche nicht vermisst. Meine Freundin bekommt neben dem Öffner noch eine Dose in die Hand gedrückt und bemüht sich diese zu öffnen. Und dann macht es klack, und wir starren auf das teuerste Lebensmittel der Welt.
Seit seiner Kindheit züchtet Walter Grüll Fische.
1993 hat er sein Hobby zum Beruf gemacht. Und er ist gut. So gut, dass ihm etwas Einzigartiges gelungen ist: Er züchtet den seltenen Albinostör. Von dieser Fischart werden etwa 12 kg Kaviar pro Jahr geerntet, und zwar weltweit. Der Preis pro Kilogramm kann am Weltmarkt bis zu 45 000 Euro betragen.
Wer jetzt am Parkplatz vor dem Fischhandel Grüll Porsches und Lamborghinis vermutet, liegt falsch. Hausfrauen aus der Umgebung kaufen Forellen und Saiblinge für das Abendessen ein. Das angeschlossene Bistro bietet hausgemachte Pasta in Räucherlachsrahm an. Zu moderaten Preisen.
Der wertvolle Kaviar wird hauptsächlich exportiert.
Auf die Bahamas und die Cayman Islands, um nur zwei Ziele zu nennen.
Wir starren noch immer in die Dose. Ich könnte die Kügelchen einzeln zählen. Jedes einzelne ist ein Vermögen wert. Oder ich könnte den Kaviar kosten. Mit einem Perlmuttlöffelchen schaufle ich mir vorsichtig ein paar Kügelchen auf meinen linken Handrücken.
In Grödig bei Salzburg liegt das Kaviarparadies
Hier in Grödig bei Salzburg liegt das Paradies für Österreichs Fisch- und Meeresfrüchteliebhaber.
Was wir schon verkosten durften? Geräucherte Fischsorten und eine Delikatesse, die ich in Namibia lieben gelernt habe: frische Austern. Wir kosten Tsarskaya-, Belon- und irische Wildaustern. So lernen wir ganz nebenbei das Haustier der Familie Grüll kennen, einen europäischen Hummer, der sich das Salzwasserbecken mit den Austern teilt.
Wie erntet man Kaviar?
Um uns einen Einblick in die Kaviarproduktion zu geben, bittet uns Walter Grüll in den Nebenraum. Mit einem Skalpell schneidet er vorsichtig den Bauchraum eines Störs auf und entnimmt ihm die beiden Ovarien, voll gefüllt mit den schwarzen kostbaren Eiern.
Der Rohkaviar wird von den Rückständen befreit, gesäubert und landet in einem Sieb. Wir kosten. Er schmeckt noch etwas mehlig. Unbehandeltes Salz wird beigemengt, der Kaviar auf Eis gestellt und dann geht es ans abpacken. Wir „helfen“ mit.
Im Gegensatz zu anderen Betrieben wird in Grödig das ganze Jahr über Kaviar gewonnen. Großaufträge werden abgelehnt, man will sich nicht in Abhängigkeit begeben.
Niemand soll glauben, mit Kaviar sei die große Kohle zu holen, alles wird reinvestiert und in den Betrieb gesteckt.
Walter Grüll zuzuhören macht Spaß.
Er hat solche Freude an seiner Arbeit und an seinen Fischen. „Wir haben viele Fische, und mir gefällt’s am besten wenn sie schwimmen“, erzählt er uns. Und ein weiterer Satz, ausgesprochen im schönsten Salzburger Dialekt wird mir wohl ewig in Erinnerung bleiben: „Es ist geil, das i des mochn derf, wos i do tua, und wauns ma kann Spaß mehr mocht, daun her i auf“.
Grüll Fischspezialitäten
Neue-Heimat-Straße 13
5082 Grödig
Öffnungszeiten Verkauf
Montag bis Freitag
08.30 Uhr bis 18.00 Uhr
Samstag
08.30 Uhr bis 12.00 Uhr
Bistro
Montag bis Freitag
11.00 Uhr bis 15.00 Uhr
Vielen Dank an Salzburg Tourismus, die mich zu dieser Reise nach Salzburg eingeladen haben.
3 Kommentare
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
unglaublich Albinostör… und das direkt vor der Haustür in Grödig… wär hätte das gedacht.
12 Kilo für den gesamten Weltmarkt das ist mal eine Zahl die man Wirken lassen muss.
Ein toller Bericht mit super Bilder!
Danke Dean! Du bist aus Grödig oder in der Nähe von Salzburg? Unbedingt beim Grüll vorbeischauen, es muss ja dann doch nicht immer Kaviar sein…
Würde auch gerne Störe etc. züchten.