Gestatten? Laurent Gerbaud, belgischer Chocolatier
Laurent Gerbaud schaut mich erwartungsvoll an. Ich nehme die Schokoladekugel, die als Krönung meiner Schokoladenverkostung auf mich wartet, vorsichtig in meine Hand und stecke sie mir in den Mund. Haselnüsse, Milchschokolade und Cashewnüsse explodieren auf meiner Zunge und meine Geschmacksnerven gleich mit dazu. Mhmmmm, schmeckt das köstlich! Und der Mann, der für die Kreation verantwortlich ist, dessen Berufsbezeichnung Chocolatier, genauso auf der Zunge zergeht wie sein Name und seine Schokoladenkreationen, lacht laut und herzlich auf, als er meinen verblüfften Gesichtsausdruck sieht.
13 Schokoladevariationen habe ich verkostet. Von billiger Industrieschokolade über schokoladeummantelte Marillen, Feigen und Orangenschalen bis zu eben erwähnter Schokoladenkugelexplosion.Mein Favorit ist der kandierte Ingwer. Da werde sogar ich zum Chocaholic. Denn von den 9 Kilogramm Schokolade, die die Belgier angeblich pro Kopf und pro Jahr verzehren, bin ich noch meilenwert entfernt. Doch die belgischen Chocolatiers könnten mich dazu verführen, mehr Schokolade zu essen, und in Gedanken überschlage ich gerade das Gewicht meines Reisegepäcks. Wie viele Kilogramm hätten da wohl noch Platz?
Zurück in die Rue Ravenstein zu Laurent Gerbaud. Sein schokoladiger Weg führte über ein Studium des Rechts und mittelalterlicher Geschichte zu einer Patisserieausbildung in Brüssel und zu einem zweijährigen Aufenthalt in Shanghai. Er wollte den Chinesen den Genuss von Schokolade näherbringen, doch die Chinesen mochten seine Rezepte nicht. Er begann zu experimentieren.
Er reduzierte den Zucker und fügte seiner Schokolade hochwertige Produkte aus der ganzen Welt hinzu. So verstärken heute Bergamotte aus Kalabrien, Kreuzkümmel aus Marokko und Feigen aus Izmir das Geschmackserlebnis und erweitern nicht nur die Geschmacksnerven, sondern auch das Verständnis, dass erlesene und von Hand gefertigte Produkte ihren Preis haben. Was man aber sicher nicht mitzahlt: Geschmacksverstärker, Konservierungsmittel, Alkohol, Butter, zusätzlichen Zucker und Zusatzstoffe. Denn die haben in guter Schokolade nichts verloren.
In einem Nebenraum bekomme ich dann noch ein ganz besonderes Geschenk. Ich darf wählen, mit welchen Früchten ich meine Schokoladentafel dekoriert und verfeinert haben möchte. Ich wähle Ingwer und Physalis. Der Chocolatier macht sich ans Werk und produziert in wenigen Minuten ein hauchdünnes Schokoladenkunstwerk, das sogar den Rücktransport nach Wien überlebt.
Schokoladegeschäft Laurent Gerbaud
Rue Ravenstein 2 D
1000 BRUXELLES
Montag bis Sonntag: von 10:30 bis 19:30 Uhr
Zu dieser Reise in das Reich der Schokolade hat mich das Tourismusbüro Flandern-Brüssel eingeladen. Vielen Dank.
GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.