Glatt und Verkehrt in Krems
Was haben ein Wolkenturm, eine Minoritenkirche, eine Sandgrube, ein Schloss und ein Donauschiff gemeinsam? Auf den ersten Blick wohl gar nichts. Doch all diese Begriffe stehen für Spielstätten des Klangs, des Raums, der Natur und der Architektur in Niederösterreich.
Glatt und verkehrt in Krems
Zusätzlich stehen diese Bühnen für außergewöhnliche Menschen, wie zum Beispiel Jo Aichinger, dem künstlerischen Leiter von „Glatt und Verkehrt“. Müde schaut er aus an diesem Sonntagvormittag, als er uns vor der ehemaligen Minoritenkirche in Krems, dem Klangraum, sein Konzept oder besser gesagt seine Konzepte erläutert. „Jo, es is hoid spät worn“, lacht der Tausendsassa, ein Mann mit tausenden Ideen.
So schippern Musiker aus den USA und Österreich auf dem Donaudampfschiff Schönbrunn die Donau entlang und im Schiffsbauch wird gejazzt, gejammt und geswingt. Da installiert der Chicagoer Künstler Shawn Decker mit Prairie eine Klangskulptur mit vertikalen Messingstäben, jede mit einem Vibrationsmotor und einem Lautsprecher ausgestattet. Ein Mikroprozessor steuert die Installation, bringt die Halme zum Schwingen und Vibrieren. Ich mache die Augen zu und höre den Wind rauschen und Insekten zirpen. Für einen kurzen Moment sitze ich in Namibia und höre der Natur zu.


Die Hauptbühne von Glatt und Verkehrt steht in der Sandgrube 13
Elf Monate im Jahr dreht sich hier alles um den Wein der Winzergenossenschaft Winzer Krems, aber eine Woche im Juli gehört den Musikgruppen aus aller Welt (heuer aus den USA, Österreich, Brasilien, Deutschland, Zimbabwe, Kongo, Senegal, Kolumbien, Niederlanden, Mali, Kuba, Kambodscha, Großbritannien, Kanada, Mexiko, Iran, Irak, Syrien, Spanien, Frankreich, Algerien). So viele verschiedene Sprachen und tolle ausdrucksvolle Stimmen! So viele Musikinstrumente, deren Namen ich noch nie gehört habe: Tambour, Kamancheh, Balaban, Duduck, Zorna und Derbuka.
Die Stimmung steigt an diesem letzten Abend des Festes, das unter dem Motto „Den Orient im Herzen“ steht. Und wenn zehnjährige Kinder vor mir die Hüften schwingen, eine Oma neben mir eine Zugabe „erpfeift“, dann ist es Zeit für mich und Elena auf die Tanzfläche zu stürmen. Wir tanzen glatt und ganz viel verkehrt!



Eingeladen zu diesem Festival hat mich die Niederösterreichische Festival- & Kulturgesellschaft. Vielen Dank dafür!

GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.