Am Canal du Midi
Mein Hotel für die nächsten 11 Nächte am Canal du Midi heißt Tamaris 13. Es wurde 1992 gebaut, hat sechs Betten, zwei Bäder mit Dusche und WC, zwei Führerstände (einen außen und einen innen) und einen Feuerlöscher. Es liegt am Canal du Midi, also eigentlich nicht am Canal, sondern direkt darauf. Die Rede ist von einem Hausboot.


Die Geschichte vom Canal du Midi
Irgendwie ist mir dieser Kanal schon immer im Kopf herum gespukt. Es ist ein künstlicher Fluss, erschaffen im 17.Jhdt. von Pierre Paul Riquet, einem französischen Architekten und Konstrukteur. Heute würde man sagen von einem genialen Spinner.
Riquet wollte keinen Kanal zum Vergnügen erfinden, sondern eine Verbindung zwischen Atlantik und Mittelmeer. Warenverkehr war das Stichwort. Wo heute auf den Treidelwegen Spaziergänger, Läufer und Radfahrer die herbstliche Luft genießen und Hausboote anlegen, zogen früher Pferde vollgepackte Schiffe kanalauf- oder abwärts.


Bis auf die Pferde hat sich nicht viel verändert. So wie damals fahren die Boote unter niedrigen Brücken hindurch (die niedrigste auf unserer Reise war mit 3,10 Meter die Brücke in Capestang) und passieren in der Nähe von Colombiers den 160 Meter langen Malpas Tunnel. Die Hausboote überwinden die Höhenunterschiede anhand der unzähligen Schleusen. Und wie im 17.Jhdt. fahren die Boote an vielen Dörfern und Weingütern vorbei.
Selten hört man Verkehrslärm von umliegenden Schnellstraßen und Autobahnen. Nur um die Platanen, um die muss man sich Sorgen machen. Sie, die Jahrhunderte lang den Kanal stützten und die Ufer befestigten, sind am Platanenkrebs erkrankt. Immer wieder fahren wir an abgestorbenen Bäumen vorbei. Wir sehen zu, wie sich Arbeiter mit Motorsägen in der Hand ans Abholzen der kaputten Bäume machen. Es ist ein trauriges Schauspiel!


Der Canal du Midi verzaubert
Und trotzdem: Der Canal du Midi verzaubert. Früh morgens auf einem Boot aufzuwachen und den Vögeln zuzuhören ist einfach schön. Die Sonne, die durch die Baumkronen blinzelt und den Canal beleuchtet, die herrlichen Farben der herbstlichen Blätter, die alten Dörfer in den Weinbergen und wir, irgendwo dazwischen, immer auf der Suche nach einem Baguette, einem pain au chocolat, einem “café, s’il vous plaît“, einem Markt, einer Weinverkostung oder einem Anlegeplatz für die Nacht. Ich werde immer noch ganz wunderlich, wenn ich daran denke.

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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Fabelhaft! Unsere Nachbarn sind auch bereits einige Male mit dem Hausboot durch Frankreich – und auch durch die Niederlande – geschippert und erzählen immer ganz begeistert davon. Definitiv etwas, das ich auch gerne einmal probieren würde. Sonnige Grüße, Jutta
Ich würde sofort wieder fahren! Sogar die gleiche Strecke und einfach woanders anlegen. Aber Irland und Niederlande locken natürlich auch!