Carcassonne – Ein Stadt wie aus dem Mittelalter
Carcassonne trohnt auf dem Hügel wie eine goldene Krone auf dem Kopf eines Königs – erhaben, majestätisch, uneinnehmbar. Jedes Türmchen bildet einen Zacken, jedes Fenster bildet einen kostbaren Edelstein nach. Niemals ist diese Krone verrutscht. Abgeändert wurde sie im Laufe der Jahre und zwar ständig. Wurde vergrößert, verkleinert, wehrte sich gegen Diebe und Belagerungen, sie wurde fast vernichtet und dem Erdboden gleichgemacht. Und noch immer liegt sie da und versucht im Morgenlicht zu glitzern.

Carcassonne: Kreuzzüge, Ritter und Belagerungen
Wer Carcassonne besucht, atmet die Luft des Mittelalters ein. Von Kreuzzügen, Rittern und Belagerungen ist die Rede, von Königen, Burgherren und Kriegen. Wer Carcassonne besucht atmet auch den Duft von Crêpes sucrées, biscuits salés und Lavendelseife ein.
Die Gerber, Hufschmiede und Bäcker sind aus den kleinen Häuschen ausgezogen und machten Platz für Touristenshops und Restaurants. Belagerungen finden im 21.Jahrhundert in Form von Touristenhorden statt, die auf den unebenen Steinen der schmalen Gassen nach dem billigsten Holzschwert für ihre Enkelkinder suchen.

Carcassonne ist eben eines der am häufigsten besuchten Reiseziele in Frankreich.
Vier Millionen Besucher pro Jahr stürmen die Festung. Dabei würde es die Befestigungsstadt gar nicht mehr geben, denn Napoleon hatte sie 1804 zum Abriss freigegeben. Drei Männern ist es zu verdanken, dass die Stadt unter Denkmalschutz gestellt und renoviert wurde.
Einem von ihnen höre ich zu. Es ist der Architekt Viollet-le-Duc, der mich via Audioguide durch die Burg führt. Er gestaltete die Festungsstadt von 1844 bis zu seinem Tod 1879, indem er den Zinnenkranz, die Dächer und einige Gewölbe renovierte. Mehrmals mussten die Bauarbeiten wegen Geldmangels eingestellt werden.

Carcasonne ist nicht nur eine Burg, es ist eine richtige Stadt
Doch Carcassonne besteht nicht nur aus der Burg. Es ist eine richtige Stadt mit zwei Burgmauern, die sich wie ein Ring um einen Hügel winden. Es beherbergt eine Burg mit Trockengraben, Donjon und Lapidarium, verschieden großen Türme und Tore, kleine im Troubadourstil erbaute Häuser, ein Inquisitionshaus und die wunderschöne Basilika Saint-Nazaire mit zwei großen Fensterrosen.

Carcassonne ist ein Drehort
Und zwar für Filme, die im Mittelalter und in der Fantasywelt spielen. Das ist kein Wunder. Es ist ein Ort, der die Phantasie beflügelt. Es ist wie ein Schritt in die Vergangenheit.
Ich mache die Augen zu und sehe einen Ritter in prunkvoller Rüstung auf sein gesatteltes Pferd steigen. Er reitet durch das Porte Saint-Nazaire. Ich höre die Pferdehufe auf den Steinen klappern. Ich mache die Augen wieder auf und sehe eine Pferdekutsche vor mir, die mit Touristen durch den Zwinger fährt. Schnell mache ich die Augen wieder zu und träume mich zurück ins Mittelalter, auch wenn das Leben damals sicherlich nicht traumhaft war.

Carcassonne liegt direkt am Canal du Midi. Im Zuge meiner Tour mit dem Hausboot bin ich direkt daran vorbeigeschippert und habe eine Pause eingelegt.
Susanne vom Reiseblog Von Ort zu Ort Reisen hat die Stadt ebenfalls besucht: Hier geht es zu ihrem Bericht: Carcassonne ist nicht nur ein Brettspiel
2 Kommentare
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Carcasonne steht schon lange auf meiner Wunschliste. Ich mag die alten Gemäuer, das Gewaltige und etwas Raue. Bei den „Touristenhorden“ musst eich schmunzeln: die schönen Orte hat man eben nicht für sich allein : ) Sonnige Grüße, Jutta
Hi Jutta, stimmt, die schönen Orte hat man nie allein. Wahrscheinlich war ich auch nur geschockt nach den einsamen Tagen im Hausboot den Massen gegenüber zu stehen. Wobei ich Carcassonne Ende September besucht habe, im Sommer ist sicher mehr los. Aber ein Besuch lohnt sich trotz Horden!