Hausbootfahren am Canal du Midi
Hausbootfahren am Canal du Midi war eines meiner Träume, den ich mir unbedingt erfüllen wollte. Denn wer träumt nicht davon einmal im Leben Kapitän zu spielen und das auf einer historischen Strecke? Mit einem Hausboot namens Tamaris wurde dieser Traum 2014 für uns zur Wirklichkeit. Wir schipperten den berühmten Canal du Midi entlang und genossen das französische Leben.
Worauf man achten muss, wenn man ein Hausboot mietet, verrate ich euch im Blogbeitrag.
Die Auswahl des Bootes – Hausbootfahren am Canal du Midi
Unzählige Bootstypen schippern den Canal du Midi entlang. Da heißt es auswählen und für sich die beste Bootsgattung auswählen. Unser Boot namens Tamaris war für 4+2 Personen konzipiert. Das heißt, es gibt 4 Schlafplätze für Erwachsene und 2 Schlafplätze für Kinder.
Für uns zwei war das Boot angenehm groß, wenn nicht zu sagen, luxuriös. Die Rucksäcke fanden in der vorderen Kabine Platz, die Essensvorräte wurden in einer Lade im „Wohnzimmer“ verstaut. Für sechs Personen stelle ich mir einen Aufenthalt an Bord dieses Schiffes allerdings sehr unbequem und eng vor, den Lagerkoller sehe ich bereits vorprogrammiert. Es wäre einfach zu wenig Platz für alle.
Mein Tipp: Lasst euch beim Buchen des Hausbootes beraten, welche Größe für eure Reise sinnvoll ist. Zu klein sollte es nicht sein, zu groß natürlich auch nicht.
Die Tamaris 13 verfügt über einen Außen- und Innensteuerstand.
Das war uns wichtig, da wir natürlich bei Schönwetter im Freien sein wollten. Den Innensteuerstand mussten wir nie benützen, wir hatten wettertechnisch sehr viel Glück.
Die Ausstattung des Bootes
Die Küche des Hausbootes war funktionell eingerichtet mit allem was man zum Kochen braucht (Geschirr, Töpfe, Pfannen). Gekocht wurde mit Gas. Auf unserer ersten Einkaufsliste standen: Wein, Nudeln, Käse, Wurst, Wasser, Abwaschmittel, Abwaschschwamm, Zündhölzer und Müllsäcke. Wie es sich für ein französisches Boot gehört, war selbstverständlich ein Flaschenöffner an Bord vorhanden.
Die Einkäufe erledigten wir in den größeren Städten und Dörfern entweder im Supermarkt oder auf den Märkten. Auf unserer 11-tägigen Reise besuchten wir fünf Märkte.
Handtücher und Bettwäsche waren auf dem Boot vorhanden. Sonnenschirm und Polster für das Außendeck mieteten wir vor Ort gegen eine geringe Gebühr. Es wäre möglich gewesen einen Griller zu mieten, auf dieses Service verzichteten wir.
Während der Fahrt hatten wir Strom in Form eines 12-Volt-Zigarettenanzünders. Den Adapter muss man selbst mitbringen. Die Steckdose mit 220 Volt konnte man nutzen, wenn das Boot im Hafen an eine Stromversorgung angeschlossen war.
Sind Fahrräder an Bord des Hausbootes?
Wir mussten bei der Reservierung des Hausbootes bekanntgeben, ob wir Fahrräder mieten wollten. Und ja, wir wollten.
Sich frühmorgens auf das Fahrrad zu schwingen um im nächsten Ort zu frühstücken, das Dorf zu erkunden und am Markt einzukaufen, hat was.
Die Fahrräder, die wir an Bord hatten, waren allerdings keine Qualitätsräder. Von längeren Touren ist abzuraten, aber sie erfüllten ihren Zweck.
Wie legt man am Ufer des Canal du Midi an?
Theoretisch kann man mit dem Hausboot überall am Canal du Midi anlegen.
Zwei Regeln gibt es aber trotzdem:
- Niemals darf das Boot an Bäumen vertäut werden.
- In einer Kurve, direkt vor und nach Brücken bzw. Bauwerken darf ebenfalls nicht angelegt werden.
Manchmal sind am Ufer Schilder mit folgendem Wortlaut angebracht: professional boats only.
Damit sind nicht Hausboote gemeint, sondern Flusskreuzfahrtschiffe mit Gin-Tonic-trinkenden Engländern oder Amerikanern an Bord. In diesem Fall muss man auf jeden Fall ausweichen und sich eine andere Anlegestelle suchen.
Sind am Ufer Poller aus Beton oder Holz vorhanden, ist das Vertäuen des Bootes kein Problem. Ansonsten schlägt man mit dem Hammer zwei Eisenstangen in den Grund und vertäut auf diese Art und Weise sein Boot.
Natürlich kann auch in einem Hafen angelegt werden. Möchte man übernachten, Wasser tanken und den Stromanschluss benützen, zahlt man eine Gebühr. In den Heimathäfen (Häfen, die von der Bootsverleihfirma betreut werden, deren Boot man gechartert hat) zahlt man im Regelfall nichts. Einfach die Hafenmeister fragen, sie helfen gerne weiter.
Wie funktioniert das mit den Schleusen?
Über die Schleusen habe ich mir am meisten den Kopf zerbrochen. Wir fuhren am Canal du Midi talabwärts, was laut Bootsverleih die etwas „leichtere“ Variante des Schleusens sein soll.
Am ersten Tag setzten wir uns an die Schleusentreppe St.Roch und beobachteten die anderen Hausbootsbesitzer. Schnell fanden wir heraus, worauf wir achten mussten.
Mein Partner lenkte das Boot in die Schleuse und stoppte den Motor. Ich stieg mit dem vorderen Tau aus und legte es um den Poller. Anschließend bekam ich das hintere Tau gereicht und legte es ebenfalls um einen Poller, um es anschließend ins Boot zurückzugeben. Das vordere Tau behielt ich in der Hand und gab Leine nach, sobald sich das Boot nach unten senkte. Mein Partner überwachte den hinteren Teil des Bootes. Sobald das Boot auf gleicher Höhe mit dem Ponton war, stieg ich auf das Boot zurück. Das ging natürlich nur, wenn nur eine Schleuse zu bewältigen war, was meistens der Fall war. So ersparten wir uns das erneute Anlegen nach der Schleuse, denn irgendwie muss die Person an Land ja wieder aufs Boot. Nach einem Tag waren wir ein eingespieltes Team.
Meine Tipps für das Schleusen beim Hausbootfahren:
- Keine Hektik! Die Schleusenwärter warten normalerweise bis die Boote richtig vertäut sind und beginnen erst dann den Schleusenvorgang.
- Das Tau niemals um den Poller wickeln oder gar verknoten!
- Handschuhe verwenden! Die Taue sind rau. Ich hatte meine alten Seglerhandschuhe mit, Garten- oder Arbeitshandschuhe genügen ebenfalls.
Die Schleusen haben je nach Jahreszeit unterschiedliche Öffnungszeiten und halten ihre Mittagspausen (12:30 – 13:30) penibel ein. Die Schleusentreppe von Fonserannes hat sogar spezielle Schleusenzeiten, die einem bei der Bootsübernahme mitgeteilt werden.
Auch auf Wasserstraßen gibt es Verkehrszeichen
Und neben diesen Verkehrszeichen, die in einer Mappe an Bord erklärt wurden, gibt es natürlich auch Geschwindigkeitsbegrenzungen.
Am Canal du Midi beträgt die Höchstgeschwindigkeit 8 km/h. Das ist nicht wirklich schnell, dafür erholsam. An besonders unübersichtlichen Stellen muss man die Hupe des Hausboots betätigen und zusätzlich die Geschwindigkeit drosseln. Wie im Autoverkehr auch gilt es diese Zeichen beachten und befolgen.
Ein weiteres Thema am Canal du Midi ist die Müllentsorgung. Schließlich ist der Canal UNESCO-Weltkulturerbe, deshalb sollte man hier besonders auf die Vorschriften achten und die Umwelt respektieren.
Braucht man für das Hausbootfahren einen Führerschein?
„Wer ein Auto lenken kann, kann auch ein Hausboot lenken“, wurde uns bei der Übergabe des Bootes erklärt. Für mich gilt: Ich kann kein Auto lenken, aber ein Hausboot. Bei der geringen Geschwindigkeit war es wirklich sehr einfach, das Boot zu lenken. Das Ein- und Ausfahren in den Schleusen hat mein Partner übernommen. Das hätte ich mir nicht zugetraut.
Erfahrung im Bootfahren hilft natürlich und mit den örtlichen Navigationsschilder und -regeln sollte man sich ebenfalls auseinandersetzen.
Brücken und Bauwerke am Canal du Midi
Insgesamt wurden für den Canal du Midi 328 Bauten wie Häfen, Schleusen, Tunnel, Staumauern und Aquädukte errichtet. Vieles davon bekommt man nicht zu sehen, wenn man mit dem Boot auf dem Canal unterwegs ist.
Wir fuhren unter vielen Brücken durch. Manche davon sind recht eng oder niedrig. Manchmal musste ich sogar den Kopf einziehen.
Muss ich Französisch sprechen?
Für Restaurantbesuche und um einzukaufen reichte mein Schulfranzösisch aus. Doch da entlang des Kanals genug Touristen unterwegs sind, konnten wir uns mit Englisch gut verständigen.
Trotzdem freut sich jeder Franzose, wenn man ihn in seiner Landessprache begrüßt, sich bedankt und verabschiedet. D’accord?
Reiseführer zum Vorbereiten
Mit zwei Büchern haben wir uns auf unseren Hausbooturlaub vorbereitet: Andrea Hoffmann, Hans Zaglitsch: Hausbooturlaub Canal du Midi, DK Edition Maritim, Hamburg Canal du Midi – dreisprachig, Éditions du Breil, Castelnaudary
Das waren meine Tipps für eine Fahrt mit dem Hausboot. Auf Angelikas Blog Wiederunterwegs.com gibt es noch weitere Tipps zum Hausbootfahren in Frankreich.
Weitere Artikel über meine Hausbootfahrt:
9 Kommentare
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Das sieht nach Spaß aus!
Wir könnten das nicht machen, mein Mann wird sofort seekrank 😉
Zudem hätte ich bei der Schleuse richtig Angst, so eng sieht das aus.
Liebe Grüße
Seekrank? Bei 8 km/h? Bei der ersten Schleuse hatte ich auch ein bisschen Angst, aber eher ob alles funktioniert und das hat es. Die übrigen Schleusen waren dann nicht mehr so dramatisch…
Liebe Gudrun
Wirklich schöner Bericht. All die Fotos und Beschriebe
Nein bei 8 km/hr wird mir nicht schlecht.
Interessieren würde mich schon ob das überall mit der Nachtruhe geklappt hat, d.h. ob Ihr überall gut schlafen konntet?
Wie ging das mit dem Sprit, musstet Ihr überhaupt tanken auf der Reise?
Freundlichst
Urs
Hi Urs, wenn man die oft lauten Häfen auslässt war die Nachtruhe kein Problem und bis auf die eine stürmische Nacht habe ich sehr gut geschlafen. Normalerweise muss man auch nicht tanken, man übernimmt das Boot vollgetankt. Laut Auskunft des Bootsverleihs hält so eine Tankfüllung 10-14 Tage bei 4-5 Stunden Fahr täglich. Kommt aber wahrscheinlich auf den Bootstyp an.
Guter Bericht,liebe Gudrun. Ich mache seit fast 30 Jahren Hausbooturlaub, in Irland, Frankreich und Italien,so gut wie immer mit Le Boat und den Vorgängerfirmen. Also kann ich ein paar komplementäre Bemerkungen beitragen:
BOOTSTYP: Wenn es für das Platzangebot an Bord heisst 6+2 oder 4+2 Personen oder was immer, das +2 ist wirklich nur für den Notfall gedacht und bedeutet, dass für die zusätzlichen 2 Personen das Nachtlager auf den Sitzbänken im Salon hergerichtet werden muss. Nicht empfehlenswert.
FÜHRERSCHEINFREI: Natürlich Führerscheinfrei! Das ist, so kann man wohl sagen, die Grundlage der gesamten Geschäftsidee des Hausbooturlaubs. Nur ist die Gleichsetzung von Autofahren mit Bootfahren ein bisschen zu euphemistisch. Trotzdem, wenn man ein paar einfach Dinge beachtet geht’s sicherlich nicht gleich perfekt, aber ganz sicher hinreichend gut. Zuerst: Immer schön langsam und (wichtig!) vorausschauend agieren; nicht hektisch werden! Und dann, der wichtigste Unterschied zum Autofahren: Das Boot „kommt hinten rum“ und nicht wie das Auto vorne. Und beim Rückwärtsfahren ist kein Steuern möglich, also so gut wie keine Richtungsänderung, man muss das Boot vorher durch Vorwärtsbewegungen mit der Längsachse in die gewünschte Rückwärtsrichtung bringen. Klingt kompliziert, aber man hat es mit ein wenig Übung schnell raus.
GEPÄCK: Nur das Nötigste mitnehmen. An Kleidung braucht man (fahrgebietsabhängig)eh nicht viel. Kein Hartschalengepäck, knautschbare Taschen, Seesäcke und dergl. sind am besten.
FAHRGEBIETE: Die Kanäle in Frankreich sind vielfältig und schön, können aber manchmal ein bisschen langweilig werden. Der Canal du Rhone à Sète (Petite Camargue) ist sehr empfehlenswert, besonders für Anfänger. Meine Freunde und ich, wir ziehen Flussfahrten eigentlich vor. In Frankreich: die Flüsse Saone, Vilaine, Charente (!), traumhaft! Und natürlich der Shannon in Irland. Der Shannon war unser erstes Hausbootabenteuer, und nächstes Jahr fahren wir zum 10ten mal hin. Die Lagune von Venedig, man kann vor dem Markusplatz herumkurven und all die Inseln, Murano, Burano,Vignole, Torcello, das ist schon toll, aber dort sollte ein erfahrener Hausbootkapitän das Kommando haben.
Ja, Hausbootfahren ist eine Urlaubsform, deren Erholungswert kaum zu übertreffen ist. Und man sollte sich von dem Wort „Hausboot“ nicht täuschen lassen, das klingt ein wenig wie Floß mit Häuschen drauf. Nein, das sind schon schnittige Sachen mit denen man auf den Gewässern kreuzt.
Danke Günter, Du bist der Profi von uns beiden! Danke für Deinen weiteren hilfreichen Tipps und Empfehlungen! Und zum Thema Frischwasser: auf der Tamaris gab es keine Anzeige, weder für den Tank noch für das Wasser. Sie war eben doch schon eine alte Dame, unser Boot….
@ Urs E. Gattiker
Bei einer einwöchigen Fahrt ist, komplett unabhängig vom Bootstyp, das Nachtanken von Diesel nicht erforderlich, selbst wenn man mehr als die von Gudrun genannten 4 – 5 Std. fährt. Allerdings muss Frischwasser übernommen werden. Auf dem Armaturenbrett gibt es ein Instrument, das den Wasserstand anzeigt. Je nach dem, wieviel gekocht, geduscht, etc. wird, ist es sinnvoll Wasser aufzufüllen, wann immer es am Anlieger Wasserzapfstellen gibt. An Bord gibt es zur Wasserübernahme einen Schlauch. Normale Marinas haben diese Zapfstellen so gut wie immer. Es kann aber hie und da eine Strecke kommen, wo es ein bisschen dauert, bis wieder ein Wasserhahn in Sicht kommt. Manchmal kostet das Wasser ein bisschen was, manchmal ist’s umsonst.
Hallo, wir möchten Irland mit dem Hausboot befahren. Kann man das in Österreich buchen? Wäre über Ihre Hilfe und Informationen sehr dankbar, da ich im Internet nicht wirklich was finde.
Lieben Dank
Franziska
Hallo Franziska, ich habe meine Hausbootreise über http://www.leboat.de/ gebucht und war sehr zufrieden. Die haben auch Irland im Programm. Ich wünsche Dir eine wunderschöne Reise!