Hello Mister! Willkommen in Sulawesi!
Wir sind im Landeanflug und das erste, was ich von Indonesien zu Gesicht bekomme, sind die hell erleuchteten Fischerboote. Ob der nächtliche Fischfang erfolgreich war? Fische und Boote werden wir im Laufe der Reise noch oft zu Gesicht bekommen, aber das weiß ich noch nicht, als ich aus dem klimatisierten Flugzeug über die Rolltreppe in das dampfend heiße Jakarta hinabsteige.
Am Flughafen herrscht das übliche Chaos. Die Taxifahrer dürfen die Ankunftshalle nicht betreten und brüllen sich draußen die Seele aus dem Leib. „Taxi, Sir, Madam, Taxi, Taxi, Mister, Taxi, Taxi, Taxi!!!“, ich bin viel zu müde für den Wahnsinn. Wir steuern eine „offizielle“ Taxihütte an, geben unser Fahrziel bekannt und vereinbaren einen Preis. Wie eine Trophäe werden wir durch die wartenden Fahrer geführt, ein Mädchen und unserer Taxifahrer flankieren uns und unser Gepäck zum Taxi. Es ist heiß und schwül. Ich sehne mich nach einer Dusche.
Der Name „Pophotel“ gefällt unserem Taxifahrer. Er gluckst und lacht ununterbrochen. Die ersten Garküchen und kleine Verkaufsstände kommen in Sicht, einstöckige Hütten aus Holz mit bunten und weißen Blusen auf Bretterzäunen, die als Wäscheleine dienen, hinter den Fenstern flimmert und flackert das neonblaue Licht der Fernseher. Kurz und immer wieder beleuchten unsere Taxischeinwerfer Gesichter von Männern, die zusammengekauert neben ihren Motorrädern auf dem Boden sitzen.Im Gegensatz dazu unser Hotel: Zwei lächelnde Burschen namens Rick und Nick hinter der Rezeption der Budgethotelgruppe, alles supersauber und knallbunt.
Nur wenige Stunden Schlaf sind uns vergönnt, am frühen Morgen geht es weiter nach Sulawesi in die Hauptstadt Makassar, wo wir zwei Nächte eingeplant haben. Unser Bungalow liegt direkt über dem Meer, das Wasser flüstert und schmatzt am Steg. Sitzen wir auf der Veranda, können wir den Fischern auf ihren Booten zusehen, die jeden Abend das Netz für den Fischfang auslegen.
Viel zu sehen gibt es nicht in Makassar. Neben der schwimmenden Moschee ist im Reiseführer noch das Fort Rotterdam angeführt. Und sobald wir das Fort betreten, sind wir die Attraktion. Wobei mich mein Partner eindeutig aussticht. „Sir, Madam, Mister, where do you come from? Can I talk to you? May we take a picture? A picture with your husband, please? Please?“ Flehentlich stellen sich die Jugendlichen an, um uns mit ihren Handys abzulichten. Freundlich lächelnd beugen wir uns jedem Wunsch. Nach einiger Zeit drehen wir den Spieß um. Für jedes Foto, das sie von uns schießen, verlangen wir eines von ihnen machen zu dürfen. Sonnenbrillen werden aus dem Rucksack gekramt, die Haare gekämmt, die indonesische Jugend wirft sich für uns in Pose.
Noch wissen wir nicht, dass uns dieses Theater in jedem größeren Ort bevorsteht. Selten ist es lästig, meistens ist es lustig und mindestens einmal werden wir heimlich abfotografiert. Einmal gebe ich einem 12-jährigen Buben ein Interview, das er mit seinem Handy aufzeichnet. Ich weiß nicht, auf wie vielen Facebookseiten unsere Bilder geteilt wurden, aber im Prinzip ist es eine simple Möglichkeit mit den gastfreundlichen Indonesiern ins Gespräch zu kommen. Wobei ein lässiges „Hi, Mister, where do you come from?“ noch lange nicht bedeutet, das der Fragende Englisch spricht. Oftmals sind es die einzigen Worte, die der- oder diejenige sprechen kann.
Und jetzt, nach meiner Reise kann ich behaupten, nie freundlicheren Menschen begegnet zu sein. Und nur einmal, ein einziges Mal, wollte sich jemand nicht fotografieren lassen.
GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.