Tipps für Gent
Hach, Gent! Du warst DAS Highlight in diesem Reisejahr 2014. Und jetzt, beim Durchklicken der Fotos, die dieses Jahr im April in Flandern entstanden sind, kriege ich einfach nur Sehnsucht. Sofort möchte ich ins Flugzeug steigen und in der Brooderie ein Erdbeertorte essen.
Ist der Ausblick vom Belfried auch im Dezember so schön? Vielleicht sind die Cuberdons beim Temmerman mit roten Weihnachtsnasen verziert? Gibt’s im Café ’t Galgenhuis spezielles Weihnachtsbier, unserem Bockbier ähnlich?
Auf, auf nach Gent!
Meine Reisetipps und Sehenswürdigkeiten für Gent
Ich mag Städte die man zu Fuß erkunden kann. Gent gehört dazu. Ständig muss ich stehen bleiben und die Fassaden der alten Patrizierhäuser betrachten. So viele Details! So viele Schiffe, die die Häuser zieren, so viele Köpfe, die sich einem entgegenstrecken. Gestatten, mein Name ist Gudrun, und wer sind Sie? Soviel Geschichte in einer einzigen Stadt. Und dabei dieser Kontrast zwischen dem Gewusel an schönen Tagen am Graslei und der Stille im Prinsenhof.
Im Viertel Patershol fühle ich mich ins Mittelalter zurückversetzt, am Kouter gibt’s die schönsten Blumen, während mir im Schatten der St.Jakobskirche eine Ballerina ihre Füße entgegenstreckt. Sie möchte gekauft werden und teilt sich den Platz mit einem alten Grammophon und mehreren Lampen. Heute ist Flohmarkt und ich bin mittendrin in den Aufbauarbeiten.
Ob ich was gekauft habe? Nein, nicht hier, aber besonders nette und originelle Mitbringsel fand ich bei Temmerman, Louise & Madeleine und Tierenteyn Verlent.




Was bitte sind Cuberdons?
Temmerman ist in Gent eine süße Institution. Ich kann mir vorstellen dass sich Mädchen und Buben gleichermaßen die Nasen am Schaufenster des Süßigkeitenladens plattdrücken. Nase an Nase sozusagen, denn im Schaufenster liegen Cuberdons.
Diese belgische Spezialität sieht kegelförmig aus, ist außen hart und innen mit Himbeergelee gefüllt. Wegen ihrer Form werden sie auch „Neuzen“ (Nasen) oder „Neuzeken“ (Näschen) genannt. Die Cuberdons von Temmerman sind jedoch kleine Gesichter und werden nur für diesen Laden in dieser Form hergestellt. Auch viele der anderen Süßigkeiten werden selbst produziert.

Ein Sackerl mit Cuberdons wandert in meine Tasche. 9 Stück kosten 5 Euro, das ist ein angemessener Preis für eine Spezialität aus Flandern. Noch weiß ich noch nicht, dass es mich Überwindung kosten wird, in ein Gesicht zu beißen!
Gleich daneben, am Kraanlei 61, finde ich das Geschäft von Louise & Madeleine. Hier gibt es so einiges was man nicht brauchen kann, aber unbedingt haben möchte. Es ist einfach sehr gemütlich in diesem kleinen Geschäft mit einem Angebot aus Keramik, Genähtem, Gedrucktem, Gestricktem und Schmuck. Herrlich, ich liebe solche Läden!

Geschichte wird lebendig: im Huis von Alijn
Und wieder ein paar Schritte weiter finde ich mein absolutes Lieblings-Museum, das „Huis von Alijn“. Vielleicht liegt es daran weil ich die einzige Besucherin bin, vielleicht weil der Innenhof eine Oase ist oder weil der Photoautomat um 2 Euro die witzigsten Porträts von mir ausdruckt: Dieses Museum gehört auf jede Was-ich-in-Gent-unbedingt- ansehen-muss-Liste!
In diesem Museum wird Geschichte lebendig. Genter Geschäfte und Handwerke aus dem 19. und beginnenden 20.Jhdt. sind hier ausgestellt. Ich finde eine Apotheke, einen Bäcker, einen Friseur, ein Süßwarengeschäft und einen Lebensmittelhändler vor. Außerdem wird das Alltagsleben der Genter Bürger gezeigt und mit vielen Ausstellungsstücken zum Leben erweckt.




Ein Stück Geschichte finde ich ebenfalls am Groentenmarkt 3 vor. Es wird Senf nach Originalrezept verkauft. Senf gibt es in Österreich in Tuben. Im Tierenteyn Verlent wird der Senf aus einem Fass in Steingut-Töpfe geschöpft. Die Größe der Töpfe kann man sich aussuchen. Es gibt ganz kleine mit Namensaufdruck und ziemlich große, die garantiert nicht mehr in mein Gepäck passen. Na gut, klein aber fein muss genügen.


Gent von oben
Noch viel ältere Geschichte als das Senf-Geschäft (gegründet 1790) finde ich am Belfried vor. Belfried wird in Flandern der Glockenturm genannt, und in Gent ist dieser das Wahrzeichen der Stadt. Mit dem Bau des 95 m hohen Belfrieds wurde im 14.Jhdt. begonnen. Statt einer Wetterfahne bildet ein Drache den krönenden Abschluss und bewacht die Stadt. Zwei Drachen wurden bereits in Pension geschickt und sind im Inneren des Turms zu bewundern. Von oben hat man einen super Blick auf die Stadt.



Von hier aus sehe ich Gravensteen, die Burg, die Philipp von Elsass 1180 auf den Mauern einer alten Burg entstehen ließ. Sie wirkt klein, aber kaum betritt man das Innere der Burg und steht auf dem Donjon, wendet sich das Blatt. Die Burg ist imposant und mächtig. Das verstärkt sich noch durch die Betrachtung der Ausstellungsgegenstände. Ein Folterinstrumente- und ein Waffenmuseum sind hier beherbergt, beides Dinge, die ich ziemlich furchtbar finde und die ich mir nicht anschaue. Mich beeindruckt der Blick auf Gent und die wechselhafte Geschichte der Burg.


Restaurants in Gent
Beeindruckt bin ich natürlich auch von den vielen Biersorten, die es in Gent zu verkosten gibt. Aber was heißt eigentlich verkosten? Getrunken habe ich es und zwar fast jedes Mal im Café ’t Galgenhuis, einem sehr gemütlichen Lokal, angeblich dem kleinsten in Gent. Wobei Galgenhaus, klingt jetzt auch nicht sehr beruhigend. Wurden genau an dieser Stelle die Verurteilten gehängt? Auf diesen Schock hinauf bestelle ich mir gleich noch ein Bier.


Bier gibt es auch im Brooderie. Aber wer würde in Gents Kuchenparadies Bier bestellen? Hier gibt es die köstlichsten Torten, den besten Kaffee und eine unglaublich angenehme und nette Atmosphäre. Das ist so ein Augenblick, wo ich am liebsten meine Sachen packen und umziehen möchte: In dieses herrlich mittelalterliche, verträumte und jugendliche Gent!

Eingeladen zu dieser Reise nach Gent hat mich das Tourismusbüro Flandern. Vielen Dank!
Märkte:
- Blumenmarkt am Kouter: Öffnungszeiten jeden Tag von 7 -13 Uhr
- Flohmarkt St.Jakob: Freitag, Samstag, Sonntag von 8 – 13 Uhr
- Informationen zu allen Märkten gibt es hier: Visit Gent Märkte
Einkaufen:
- Süßwarengeschäft Temmerman, Kraanlei 79
- Louise & Madeleine, Kraanlei 61
- Tierenteyn-Verlent: Groentenmarkt 3, hier geht’s zur Webseite
Sehenswert:
- Huis van Alijn, Kraanlei 65, hier geht’s zur Webseite
- Belfried: Sint-Baafsplein, hier geht’s zur Webseite
- Gravensteen: Sint-Veerleplein, hier geht’s zur Webseite
Essen und Trinken:
- Café ‚t Galgenhuis, Groentenmarkt 5
- Brooderie, Jan Breydelstraat 8, hier geht’s zur Webseite
16 Kommentare
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Hallo Gudrun,
da kann ich dein „Fernweh“ gut verstehen, die Fotos sehen herrlich aus. Ich liebe ja Städte mit den typischen kleinen Seitengassen in denen man das echte „Leben“ der Stadt findet. Alles sieht dort sehr gemütlich und urig aus.
Liebe Grüße
Ach, Tanja, ich habe immer Fernweh! Und Gent kann ich Dir wirklich empfehlen, es ist eine tolle Stadt!
Hallo Gudrun,
was für schöne Tipps Gent kennen zu lernen. Nach deinem Bericht muss ich auch mal hinfahren. Es gibt noch so viele schöne Städchen, in denen ich noch nie war. Und die Biersorten? Wir bringen immer eine Mischung mit! 🙂
LG, Alex.
Jaaaa, in Flandern gibt wirklich tolle Städte! Und mitgebracht habe ich kein Bier, ich habe alles vor Ort getrunken!
Gent habe ich als Stadt bislang völlig ignoriert!
Jetzt könnte ich gerade verreisen.
Danke für die schönen Ansichten
LG
Sabienes
Ich glaube Gent ist auch im Winter schön (und im Frühling, im Sommer, im Herbst), Hach, Gent!
Ich fahre diesen Winter hin und kann dann berichten wie es war. Danke für deine vielen Tipps und Informationen.
Gerne!
Oha! Also ich muss zugeben, dass ich Gent nicht wirklich kannte (vom Namen einmal abgesehen) aber die Erdbeertorte hat mich schon fast alleine überzeugt! 😀
Sieht wirklich hübsch aus und Flandern muss schon lange auf meine Liste!
Liebe Grüße
Christina
Unbedingt hinfahren! Und nicht nur wegen der Erdbeertorte, auch die Pommes sind ein Traum!
Hallo Gudrun, auch meine Frau und ich fanden Gent wunderschön, auch wenn wir nicht viel Zeit hatten. Für die Stadtführung mit Mireille, einer ausgezeichneten Stadtführerin, war während der Flusskreuzfahrt nicht so viel Zeit angesetzt.
Du kennst Dich ja aus. In keinem Reiseführer finde ich Angaben zu einem Haus Nähe des Gravensteens, das von oben bis unten mit Köpfen von Fürsten, Herzögen oder Königen ausgestattet ist. Weißt Du etwas darüber?
Liebe Grüße! Klaus
Lieber Klaus, ich denke gerne an die beiden Tage in Gent zurück. Es ist eine wunderschöne Stadt! Leider kann ich Dir mit dem Haus nicht weiterhelfen, ich müsste da ein Foto sehen. Eine Flusskreuzfahrt möchte ich auch mal machen, diese Art des Reisens finde ich sehr angenehm…
Hallo Gudrun,
vielen Dank für den wunderschönen Bericht über Gent!
Ich (arbeite nebenher als Stadtführer in Gent)kann Deinem Leser Klaus aber weiterhelfen: Das gesuchte Haus in der Nähe der Grafenburg (Gravensteen), das von oben bis unten mit Köpfen von Adeligen ausgestattet ist, heißt auf flämisch „Huis de bekroonde Hoofden“ (Haus der gekrönten Häupter)und ist in der Burgstraat 4 zu finden. Es wurde um 1560 errichtet und zeigt 14 Büsten der Grafen von Flandern.
Mehr Infos darüber gibt es in diesem Link von visit.gent.be:
https://visit.gent.be/de/gastronomie/de-gekroonde-hoofden
Liebe Grüße von Helmut Ullrich aus Dortmund!
Danke schön!
Liebe Gudrun,
…nachdem wir in Flandern an der Küste unseren Urlaub verbringen und sich Brügge bereits zweimal in mein Herz geschmuggelt hat, freue ich mich nach deinem Bericht morgen noch mehr auf Gent 🙂
…sich treiben lassen, ohne Ziel und Zeit durch dieses Städtchen schlendern, das wird schöööön…
Herzliche Grüße von Heike
Schönen Urlaub!