Santo Antão auf den Kapverden
Santo Antão gilt als DIE Wanderinsel Kapverdens. Einen Küstenwanderweg und eine Wanderung im Tal von Paúl haben wir schon hinter uns. Für unseren letzten Tag mieten wir einen Wagen samt Fahrer.

Dongo ist ein erfahrener Fahrer und Kleinunternehmer, dem zwölf Autos und vier Aluguers hier auf der Insel gehören. Immer wieder scheucht er uns aus dem Auto und schickt uns auf Entdeckungsreise. Diese Kirche müssen wir uns anschauen und in jenem Dorf eine Runde drehen. Und immer wieder blickt er sorgenvoll zum Himmel.
Jetzt schaut er aus dem Seitenfensters seines Wagens und schnalzt missbilligend mit der Zunge: „bad weather, bad weather“. Er deutet in die Nebelsuppe. Normalerweise hätte man von diesem Aussichtspunkt einen fantastischen Blick in das Tal von Paúl. Wir sehen dichte Nebelfetzen, die über einen Gebirgskamm jagen. Und sonst nichts.

Santo Antão – Die grüne Insel
Die Täler auf der nord-östlichen Seite der Insel sind grün. Das ist nicht selbstverständlich in einem Land, wo sich Kinder und Erwachsene mit Plastikkanistern auf dem Kopf auf einen bis zu 15 km langen Weg machen, um sauberes Wasser aus einem Brunnen zu pumpen. Wasser ist kostbar.
Wie in anderen Ländern (zB Oman und Madeira) werden die Felder mit ausgeklügelten Bewässerungskanälen bewässert. Wir erkennen Bananen, Papayas, Mangos, Brotfrüchte und Äpfel. Statt Reisterrassen wie in Asien gibt es hier Maisterrassen. Bis hoch hinauf wird jedes fruchtbare Plätzchen genutzt und bepflanzt.

Zuckerrohr wird zu Grogue
Eine Pflanze, die ich hier überall entdecke, ist Zuckerrohr, der zu Grogue (kreolisch für Rum) verarbeitet wird. Früher landeten die Zuckerrohrstangen in einer Zuckerrohrpresse, die von Ochsen oder Eseln angetrieben wurden. Heutzutage wird das Pressen wesentlich schneller von motorisierten Pressen erledigt.
Der Saft wird gesammelt und in Fässern gelagert. Nach der Fermentierung, die etwa fünf Tage dauert, wird der vergorene Saft destilliert. Guten Grogue verkostet man in Santo Antão beim Österreicher Alfred Mandl im Tal von Paúl. Ob man anschließend noch wandern kann, ist eine andere Sache!



Wir machen einen Abstecher ins Dorf Xôxô…
Anschließend fahren wir über die Passtrasse von Ribeira Grande nach Porto Novo. Immer wieder muss Dongo aussteigen um uns fotografieren zu lassen. Ja, das Wetter lässt zu wünschen übrig, aber diese Straße, die sich wie eine Schlange um die Berge windet, muss trotzdem inspiziert werden.
Am Delgadim (port. delgado heißt schlank bzw. dünn) müssen wir erneut aussteigen. Hier wurde die Straße direkt auf den Grad gebaut. Links und rechts geht es senkrecht hinab. Ich gehe genau in der Mitte der Straße mit einem mulmigen Gefühl im Bauch.

Zum Vulkankrater Cova de Paul
Den nächsten Stopp legen wir beim Vulkankrater Cova de Paul ein. Hier hätten wir am Vortag unsere Wanderung Richtung Vila das Pombas beginnen sollen.
Unseren Knien zuliebe gingen wir jedoch nicht abwärts, sondern starteten im Tal und gingen aufwärts. Die Tour endete Grogue verkostend beim oben erwähnten Österreicher. Anschließend rückte der Krater in weite Ferne.

Heute schlängeln wir uns mit dem Auto immer höher hinauf und plötzlich meine ich in Österreich im Wald zu stehen, und zwar in einem sehr nassen Wald. Sind das wirklich moosbewachsene Kiefern? Es sieht zumindest so aus. Es tropft von den Bäumen, die Straße sieht glitschig und das Wanderpaar, das uns entgegenkommt sehr nass aus. Und sehr unglücklich.
Nur kurz wagen wir uns im Dorf Cova do Engenheiro aus dem Auto. Nebel, Nebel und nochmals Nebel umhüllt uns.

Dongo startet das Auto, wir fahren nur wenige Kilometer weiter, überqueren den Gebirgskamm und landen in der Sonne. Die Hänge auf dieser Seite der Insel sind staubtrocken. Der Kontrast zu dem eben verlassenen nordöstlichen Teil der Insel ist enorm. Wir wagen einen letzten Blick zurück in die Berge, wo sich die Wolken über den Grat schieben und, so scheint es zumindest, abrupt stoppen.

Die „bad-weather“-Zone liegt hinter uns. Vor uns liegt Porto Novo, die Hauptstadt der Insel Santo Antão und die morgige Überfahrt mit der Fähre nach Mindelo auf São Vicente. Bis morgen!
3 Kommentare
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Wow, eindrucksvolle Bilder! Und gerade die dichten Nebelschwaden schaffen eine ganz besondere Atmosphäre, finde ich. 🙂
Danke, Dominik! Ja, im Nachhinein war es eh eindrucksvoll, live war’s eher „entrisch“, wie wir Oberösterreicher sagen….
Dongo heisst im übrigen Albertino 😉