Wandern auf den Kapverden
„Mama“, scheinen die großen braunen Augen zu fragen, „Warum haben diese Erwachsenen so komische Stöcke mit? Und warum haben sie so hohe Schuhe an? Ich gehe diese Strecke jeden Tag mit meinen Flip-Flops!“
Berechtigte Fragen eines etwa achtjährigen Kapverdianers, der uns neugierig mustert. Wir, ausgestattet wie aus dem Wander-Bilderbuch, haben eben erst die ersten 30 Minuten des Küstenwanderweges von Ponta do Sol nach Cruzinha da Garça hinter uns, als uns die ersten Kapverdianer begegnen.
Nach meinem Schulbesuch und den damit verbundenen obligatorischen Wandertagen verschwand Wandern aus meinem Lebenslauf. Vermisst habe ich es nie. Aber natürlich habe ich Wanderschuhe. Sie gehören zur Grundausstattung jedes Österreichers.
Wandern auf den Kapverden
Als das Reiseziel Kapverden feststand und der Besuch der Wanderinsel Santo Antão fix eingeplant wurde, war schnell klar: Die Wanderschuhe werden entstaubt und müssen mit. Die Küstenwanderung und das Tal von Paúl sind in jedem Reiseführer beschrieben. Sicherheitshalber besorgen wir noch den Rother Wanderführer Kapverden und eine Wanderkarte.
Vier Stunden und zwanzig Minuten reine Gehzeit wurde für den Küstenwanderweg im Rother Wanderführer veranschlagt. Die Beschreibung startet in Ponta do Sol und endet in Chã de Igreja. Als ungeübte Wanderer nehmen wir in Kauf dass wir um einiges länger brauchen werden. Den „Einstieg“ in den Wanderweg haben wir uns schon am Vorabend angesehen. Schließlich wollen wir nicht gleich zu Beginn scheitern!
Küstenwanderung von Ponta do Sol nach Chã de Igreja
Los geht’s um sieben Uhr früh. Schon ist die erste Marktfrau unterwegs und will uns Ziegenkäse verkaufen. Dieser ruht in einem Eimer auf dem Kopf der Frau und lässt sich denkbar schlecht als Wanderjause verpacken. Zählt Ziegenkäse eigentlich als Doping?
Der Wanderweg schlängelt sich entlang der Küste zuerst talabwärts um dann etwas steiler zum Dorf Fontainhas anzusteigen. Ab dann verläuft er immer leicht abwärts. Schon bei der Ankunft im ersten Dorf merken wir, dass unser Gehtempo deutlich von der Wanderzeit des Wanderführers abweicht. Wir sind um einiges langsamer und bleiben ständig stehen um zu fotografieren und um die Landschaft zu bewundern.
Wir wandern durch Dörfer
Die wenigen Dörfer, die wir durchwandern, schmiegen sich an die Küste. Sind sie nicht verputzt, was auf den Kapverden oft vorkommt, sind sie fast nicht zu erkennen. So wie unser Weg, der irgendwo im gegenüberliegenden Hang verschwindet. Nur anhand der Stromleitung können wir erkennen, auf welcher Höhe der Weg in den Berg gebaut wurde.
Heute ist es staubtrocken, aber an manchen Gesteinsschichten und Furchen lässt sich erkennen, dass sich bei Regenfall imposante Wasserfälle bilden. Überhaupt ist der Weg entlang des Atlantiks spektakulär. Ein kurzes Stück geht man direkt neben dem Meer entlang. Es ist so laut, dass man sein eigenes Wort nicht versteht.
Nach 6,5 Stunden erreichen wir den Ort Cruzinha da Garça. Hier stehen schon Aluguers bereit und warten auf Wanderer. Sollen wir noch nach Chã de Igreja hochsteigen oder unsere müden Knochen nach Porto do Sol transportieren lassen?
Denn schon langsam spüren wir unsere Schienbeine, die Knie, das Kreuz und die Hüften. Eigentlich tut alles weh! Aluguer, bitte kommen!
Wandern auf den Kapverden ist bei Touristen besonders beliebt. Doch die Insel eignet sich auch für einen Kurztrip abseits der Wanderwege. Und so mieten wir uns für den nächsten Tag ein Mietauto mit Fahrer.
Hier geht es zum Bericht >>Santo Antao<<
Ich bin am 12. Jänner 2015 auf Santo Antão gewandert. Veröffentlicht wurde dieser Beitrag am 18.Jänner.
6 Kommentare
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Genial, ich glaube Ziegenkäse wäre hier auch kein Doping gewesen 😉
Sieht traumhaft aus und ja Grundausstattung jedes Österreichers sollten schon Wanderschuhe sein..
Liebe Grüße Tanja
Der Ziegenkäse dort war übrigens köstlich, nur eben nicht wandertauglich! Wanderst Du?
Eine traumhafte Route. Wir waren leider während unseres Kapverden Aufenthalts nicht auf den grünen Inseln. Sieht aber einfach nur wundervoll aus – und anstrengend, wenn ich mir die Steigungen anschau 🙂
Die grünen Inseln sind wirklich eine Reise wert. Die Steigungen waren gar nicht so schlimm, man hat ja alle Zeit der Welt. Schlimmer war für mich dass man das Ziel zB ein Dorf schon sieht und sich dann Weg dann doch noch gefühlte Stunden um Buchten schlängelt, bevor man dieses Dorf betritt.
Still und heimlich sind die Kapverden nach deiner Wanderbeschreibung auf meine To-Do-List gewandert. 🙂 Danke für die Impressionen.
Kapverden ist ein Paradies für Wanderer! Die beiden Insel Sao Antao und Fogo kann ich Dir da empfehlen, die Insel Brava soll aber auch sehr sehr schön sein…