Schloss Hof im Marchfeld
Er wolle sich aber keinen prachtvollen Palast errichten lassen, sondern bloß einen “tusculum rurale“, einen vergleichsweise einfachen Landsitz, schrieb Prinz Eugen in einem Brief an den befreundeten, französischen Feldherrn Claude Louis Hector de Villar. (aus: Das kaiserliche Festschloss Hof, Marchfeldschlösser Revitalisierungs- und Betriebsges.m.b.H, Wien.)
Schloss Hof im Marchfeld – Das Prunkschloss von Prinz Eugen
Einfach? Monsieur Prinz Eugen belieben wohl zu scherzen. Ich fand nur mit Hilfe zum Ausgang zurück. Die Anlage mit über mehr als 50 Hektar lädt aber auch ein sich zu verlaufen.
Es gibt so unglaublich viel zu sehen. Zum Beispiel Trampeltiere. Oder Vierhornziegen. Denn nach Prinz Eugen, Maria Theresia und Kaiser Josef II zogen im 21.Jahrhundert altösterreichische und exotische Tiere in den Meierhof ein. Kaiser und Könige leider nicht.
Die hohen Herrschaften wohnten damals natürlich nicht im Meierhof. Sie residierten im Schloss, das sich im Laufe der Jahre veränderte. Was haben diese alten Gemäuer nicht schon alles erlebt! Prinz Eugen ließ es zum barocken Jagdschloss umbauen.
Sein Haus- und Hofarchitekt Lucas von Hildebrandt, der schon das Belvedere in Wien und das Stadtpalais in der Himmelpfortgassse plante, wurde mit der Umgestaltung betraut. Ihm zur Seite standen der Gartenarchitekt Anton Zimmer und der für die Innenräume verantwortliche Ausstatter Claude Le Fort du Plessy. Es entstand ein Gesamtkunstwerk aus Schloss, Garten und Gutshof.
Nach Prinz Eugens Tod landete Schloss Hof in den Händen von Prinz Joseph Friedrich von Sachsen-Hildburghausen. Es war die Morgengabe zur Hochzeit mit Anna Victoria, der Erbin Prinz Eugens. Die Ehe hielt nicht lange, das Geld ging aus und Joseph Friedrich hatte einen Plan: er gab ein Fest.
Und zwar ein so imposantes (für nähere Informationen mache man bitte eine Führung im Schloss, aber ich verrate nur so viel: Singende Bauern!), dass sich Kaiserin Maria Theresia bemüssigt fühlte, das Anwesen als Geschenk für ihren Gatten Franz Stephan zu kaufen.
Die Zeiten hatten sich geändert, die Mode auch. Das Schloss wurde abermals umgebaut, aufgestockt, Barock wich dem Klassizismus. Nach Franz Stephans Tod dominierten in den Wohnräumen der Kaiserin die Farben Schwarz und Grau. Einmal wurde eine Ausnahme gemacht und die strenge Hoftrauer unterbrochen: 1766 heiratete in der Schlosskapelle Erzherzogin Marie Christine, die Lieblingstochter Maria Theresias, ihren Verlobten Herzog Albert von Sachsen. Es war ein Liebesheirat, keine arrangierte Ehe, und damit ebenfalls eine Ausnahme.
Dann interessierte sich lange niemand mehr für das Schloss. Erst Kaiser Franz Josef fiel ein, dass er für seine Armee eine neue Ausbildungsstätte brauchen könnte. Er ließ die Einrichtung abtransportieren, die Gartenanlage planieren und das Militär zog ein.
Die Monarchie ging zu Ende, das k.u.k Militär zog aus, das österreichische Bundesheer zog ein, die Hitlerherrschaft ging zu Ende, das Bundesheer zog aus, die Rote Armee zog ein, die Besatzungszeit ging zu Ende, die Rote Armee zog aus. Ab dann: Dornröschenschlaf…
Ich weiß nicht, wer dieses Schloss wach geküsst hat. Aber er oder sie hat hervorragende Arbeit geleistet. Ich als Besucherin stehe vor einem prächtig renovierten Anwesen, die Tulpen blühen vor der Orangerie, die Lipizzaner stehen im Stall, die Lamas weiden auf der Wiese, die Kinder tummeln sich im Streichelzoo, die Werkstätten stehen für die Besucher offen und sogar das Essen im Restaurant schmeckt. Barocke Leichtigkeit liegt in der Luft. Ein Grund zum Wiederkommen!
Ob Naschkatzen, Mondanbeter, Tulpengärtner, Liebhaber der Geschichte oder Kinder aller Altersgruppen, Schloss Hof hat ein umfangreiches Programm für seine Besucher zusammengestellt, bitte hier gustieren: http://www.schlosshof.at/
Schloss Hof liegt an der Straße der Kaiser und Könige und ist von Wien aus gut zu erreichen (auch öffentlich!): Hier geht es zu den Infos: http://www.schlosshof.at/cms_neu/index.php?page=anreise-shuttle-lage
Meine Gastgeber auf der Reise waren die ARGE Straße der Kaiser und Könige und die Region Donau Niederösterreich. Vielen Dank für die Einladung.
4 Kommentare
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Servus, ich finde diesen Artikel toll, da ich selber ein begeisterter Geschichtsfan von Burgen, Schlösser, Wehrbauten usw. bin
lg Peter
Bei mir hat es mit der Begeisterung zur Geschichte etwas gedauert, aber mittlerweile finde ich ebenfalls jedes Schloss und jede Burg beeindruckend!
schönes posting. bei schloss hof bin ich beim schlössermarathon vorbeigelaufen 😉 dies war auch trotz 33 gelaufenen kilometern ein schöner anblick!
Wow, sehr sportlich! Ein Sightseeing-Lauf sozusagen!