Wandern in Hongkong
Soll ich oder soll ich nicht? Misstrauisch beäuge ich den Wecker, der gleich losklingeln wird. Es ist kurz vor 7 Uhr früh, mein letzter Tag in Hongkong. Fix eingeplant habe ich eine Wanderung in Hongkong. Genauer gesagt wollte ich den Dragon’s Back erwandern. Dieser Abschnitt ist die Nummer 8 des Hongkong Trail, der sich insgesamt 50 km durch Hong Kong Islands schlängelt.
Mein innerer Schweinhund flüstert mir ins Ohr: Bleib liegen, du bist müde, du hast nicht gut geschlafen, das Sightseeing der letzten Tage war anstrengend, ruh dich aus und gönn’ dir doch zum Abschied einen gemütlichen Tag im Shoppingcenter ums Eck. Du willst doch nicht wirklich bei 30 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 75% eine Wanderung unternehmen.
Es stimmt schon, die letzten Tage waren anstrengend, so viele Menschen, so viele Wolkenkratzer, so viele Eindrücke, so viele Dim Sum. Eine Auszeit wäre angebracht. Und genau aus diesem Grund stehe ich auf. Mein Rucksack ist schnell gepackt: Regenschutz, Sonnencreme, Wasser, Müsliriegel.
Hongkong – Wandern am Dragon’s Back
45 Minuten brauche ich vom Hotel bis zum Ausgangspunkt meiner Wanderung, der Bushaltestelle To Tei Wan. Die Befürchtung die Haltestelle zu verpassen, erweist sich als unbegründet. Mit mir sind noch andere Wanderer unterwegs, die im Bus rechtzeitig auf den Halteknopf drücken. Gemeinsam steigen wir aus und betrachten die Informationstafel. Vor uns liegen 8,5 km, die laut Infotafel in 2 Stunden und 45 Minuten zu bewältigen sind. Mein Ehrgeiz ist geweckt.
Nach wenigen Metern auf dem schmalen Pfad werde ich von einem Schmetterlingspärchen begleitet. Noch höre ich den Verkehrslärm der nahen Straße, der schon bald von Vogelgezwitscher übertönt wird.
Bin ich wirklich in Hongkong?
Nach 10 Minuten tauchen linker Hand die Halbinseln Stanley und Red Hill auf. Noch perfekter wäre die Aussicht mit blauem Himmel, doch bin ich froh dass sich immer Wolken vor die Sonne schieben. Es ist wirklich sehr heiß und der Anstieg auf den Shek O Peak, dem Aussichtspunkt auf 284 Meter, steht mir noch bevor.
Mit vielen Trinkpausen schaffe ich die vielen Stufen und freue mich auf die grandiose Aussicht, die sich nach 30 Minuten Gehzeit vor mir ausbreitet. Von jetzt an geht’s leicht bergab, zum Teil spenden Bäume wohltuenden Schatten. Ab und an begegne ich anderen Wanderern, die Strecke wird also auch in umgekehrter Richtung zurückgelegt.
Ich lande an einer Wegkreuzung und gehe auf einer asphaltierten Straße Richtung Pottinger Gap, als sich zwischen all dem Grün ein Ausblick auf den Stadtteil Chai Wan ergibt. Es wirkt sehr unwirklich. Ab dem Pottinger Gap geht die Straße wieder in einen unbefestigten Weg über. Als ich noch rätsele, ob es sich bei dem seltsamen Zweig wirklich um einen solchen handelt, schlängelt sich dieser ins Gebüsch. Nun bin ich verblüfft, aber irgendwie macht es doch Sinn, dass sich in dem vielen Grün (Hongkong besteht aus 70% Grünflächen) allerlei Tiere inklusive Schlangen tummeln.
Mein Weg führt mich weiter Richtung Tai Lon Wan Village.
Nach ziemlich genau 2,5 Stunden bin ich am Ziel angekommen und ärgere mich. Am Big Wave Bay Beach sind heute keine hohen Wellen zu sehen. Badegäste haben es sich am Strand bequem gemacht und Umkleidekabinen wären vorhanden. Nur ich habe keinen Badeanzug dabei und halte bloß meine müden Zehen ins Meer.
Was ich beim Wandern in Hongkong gelernt habe?
- Hongkong ist ein gut ausgeschildertes Wanderparadies.
- In Hongkong leben Schlangen.
- Bei einem Urlaub in Hongkong muss man einen Badeanzug einpacken.
- Den inneren Schweinhund zu bezwingen zahlt sich aus.
Informationen zu Wanderungen in Hongkong gibt es auf der Seite vom Hongkong Tourism Board: Die freie Natur
Sarah war ebenfalls in Hongkong wandern. Hier geht es zu ihrem Bericht:
Wandern in Hongkong: Der MacLehose Trail
Das Hongkong Tourism Board hat mich vom 1.-6. Mai 2015 eingeladen, die Stadt zu entdecken. Vielen Dank!
4 Kommentare
Hinterlassen Sie einen Kommentar
GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Hallo Gudrun,
also wenn ich an Hongkong denke, dann sicher nicht als erster ans Wandern 😉
Schlangen machen mir nicht wirklich etwas aus, da würden mich Spinnen schon mehr in Panik versetzen. Hat sich also ausgezahlt aufzustehen. Glück für uns, sonst hätten wir die Fotos nicht gesehen.
Liebe Grüße Tanja und welcome back
Hongkong ist wirklich sehr, sehr grün und ich kann nur jedem empfehlen eine Wanderung einzuplanen.
Ich war auch schon öfter beruflich in Hongkong, wäre aber auch nie auf die Idee gekommen, dort wandern zu gehen. Werde deinen Artikel aber für’s nächste Mal auf jeden Fall ans Inspiration nutzen 🙂 LG Franzi
Das zahlt sich auf jeden Fall aus! Die Wege sind gut markiert und man kommt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Wandereinstiegen…