Tipps für Bozen
Vor ziemlich genau 25 Jahren war ich das erste und letzte Mal in Bozen. Wer in unserem Gymnasium damals einen bestimmten Lehrer als Klassenlehrer abbekam, landete mit ihm in der 7.Klasse in Südtirol. Von dieser Reise blieb mir nur wenig in Erinnerung.
Wir durften keinen Wein trinken, wir fütterten heimlich die halbverhungerten Jagdhunde unseres Pensionswirtes mit unserem Frühstück und wir verliefen uns auf der Seiseralm. Dass wir die Städte Bozen, Meran und Brixen abklapperten, gilt als gewiss. Nur, ich erinnere mich leider nicht mehr daran. Weder an den Waltherplatz in Bozen, noch an die Meraner Altstadt. Schade eigentlich.
Umso mehr freute ich mich über die Einladung der Stadt Bozen, das Genussfestival und die Stadt selbst kennenzulernen. Und bis zu meinem nächsten Besuch lasse ich nicht wieder 25 Jahre verstreichen, das verspreche ich, denn dafür ist Südtirol viel zu schön!
Museumsstadt Bozen
Bozen ist eine Stadt der vielen Museen. Himmel, für welches soll ich mich da als begeisterte Museumsgeherin bloß entscheiden? Ganz oben auf meiner Liste steht natürlich das Ötzi-Museum, wobei das Museum genau genommen nicht Ötzi-Museum, sondern Südtiroler Archäologiemuseum heißt. Hier ruht ER also, eingekühlt und bestbewacht, der berühmte Ötzi! Ein bisschen Herzklopfen hatte ich ehrlicherweise schon, als ich durch das kleine Fenster in den Kühlraum und somit direkt auf die Gletschermumie starrte. Vor mir lag ein kleiner verschrumpelter Körper, eigentlich kein schöner Anblick und trotzdem war ich fasziniert.
Über 5000 Jahre lag dieser Mensch eingehüllt im und konserviert im Gletscher. Mittlerweile hat man so unglaublich vieles über die Lebensumstände des Mannes herausgefunden. Ötzi hatte eine Laktose-Intoleranz, er litt an Karies und seine letzte Mahlzeit bestand aus einem Brei aus Einkorn, Fleisch und Gemüse. Und noch immer beschäftigt er Wissenschaftler aus der ganzen Welt!
Südtiroler Archäologiemuseum
Museumsstraße 43
http://www.iceman.it/de/oetzi-im-museum
Ein anderes Museum fasziniert mich aufgrund seiner Architektur. Das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, kurz Museion genannt, wirkt sehr einladend auf mich. Das liegt wahrscheinlich an den zwei geschwungenen Brücken, eine für Radfahrer, die andere für Fußgänger, die mich über die Talfer und direkt ins Museum „spülen“. Alles ist so offen, so hell, ich finde so muss ein modernes Museum aussehen.
Museion
Piero Siena Platz 1
http://www.museion.it/
Das Merkantilmuseum – Wirtschaftsgeschichte in Bozen
Von modern und neu zu traditionell und alt, jetzt bin ich im Merkantilmuseum gelandet. Das Museum widmet sich der Wirtschaftsgeschichte Bozens. Bozen war schon seit jeher eine Handelsstadt und in diesem im Barockstil erbauten Gebäude befindet sich der damalige Gerichtssaal des Markantilmagistrats, heute Ehrensaal genannt. An den Wänden befinden sich kostbare Gemälde. Im Merkantilmuseum ergibt sich auch die Möglichkeit ins unterirdische Bozen abzutauchen, zählt es doch zu den Laubenhäusern, die mit unterirdischen Gewölben ausgestattet sind. 2012 wurden diese Keller dem Museum angeschlossen und ich steige direkt ins Mittelalter hinab. Damals wurden hier Handelswaren wie Wein, Textilien, Gewürze, Olivenöl und Wachs gelagert.
Merkantilmuseum
Silbergasse 6 – Lauben 39
http://www.bolzano.net/de/merkantilmuseum.html
Bozen, eine Stadt mit Geschichte
Der Umgang mit Geschichte kann einfach oder kompliziert sein. Im Falle des Siegerdenkmals in Bozen kann man wohl eher von einem komplizierten Fall sprechen. Der Name deutet ja schon darauf hin, „Siegerdenkmal“. Und das heißt ja wohl, andere haben verloren. Nur gelten die Sieger heute nicht mehr als Sieger, sondern als Verlierer. Die sich heute als Sieger fühlen, wollen den damaligen Verlierern kein Denkmal mehr gewidmet wissen. Ich sage doch, es ist kompliziert. Aber mit Geschichte (auch mit vermeintlich komplizierter) MUSS man sich auseinandersetzen, sonst haben wir alle verloren! Darum empfehle ich euch allen das Siegerdenkmal zu besuchen und sich die Ausstellung im Untergeschoß „BZ ’18–’45. Ein Denkmal, eine Stadt, zwei Diktaturen“ anzusehen.
Siegesdenkmal
Siegesplatz
http://www.siegesdenkmal.com/de.html
Burgen und Schlösser in Bozen
Die Stadt, so scheint es mir, ist umzingelt. Einerseits von wunderbaren Weinbergen, andererseits von Burgen und Schlössern.
Mein Lieblingsschloss ist das Schloss Runkelstein, das auch die „Bilderburg“ genannt wird. Insgesamt acht Räume der Burg sind mit mittelalterlichen Fresken ausgemalt und diese Fresken erzählen Geschichten. Im Westpalais lies sich die Familie Vintler, eine reiche Bozner Familie, auf den Wänden verewigen. Sie war es auch, die die Fresken in der gesamten Anlage in Auftrag gaben. Höfische Szenen des adeligen Lebens werden gezeigt und ich entdecke immer neue Details an den Wänden.
Literarisch wird es dann im Sommerhaus. In einem Zimmer wird die Liebesgeschichte von Tristan und Isolde dargestellt, während die Fresken in einem anderen Raum dem jungen Garein, einem Ritter der Tafelrunde gewidmet ist. Um wirklich alles zu sehen und zu würdigen, muss man hier schon einige Stunden einplanen.
Schloss Runkelstein
St.Anton 15
http://www.runkelstein.info
Während der Öffnungszeiten von Schloss Runkelstein verkehrt ein gratis Shuttlebus zwischen dem Waltherplatz und Schloss Runkelstein. Der Bus hält in der Nähe des Informationsbüros Bozen und ist nicht zu übersehen.
Das Schloss Maretsch – Reichtum und Bildung einer Südtiroler Familie
Das Schloss Maretsch wird hauptsächlich als Kongress- und Veranstaltungszentrum genützt und ist nur selten zu besichtigen. Ich hatte Glück, denn anlässlich des Gourmetfestivals fand hier das International Craft Beer Meeting statt und die Räume standen sowohl den Bier- als auch den Kulturinteressierten offen. Und das eine schließt das andere nicht aus! Auch hier findet man Fresken an den Wänden, die vom Reichtum und der Bildung der Familie Römer zeugen, die die Fresken in Auftrag gaben. Ansonsten erinnere ich mich noch an den wunderschönen Blick aus einem der Ecktürme auf die umliegenden Rebstöcke, die das Schloss umschließen.
Schloss Maretsch
Via Claudia de’ Medici Str. 12
http://www.maretsch.info
Mit meinem Hotel habe ich in Bozen Glück gehabt. Es liegt direkt an der Oswaldpromenade, die die beiden Stadtteile St.Anton und St.Magdalena verbindet. Die Strecke wird sowohl zum Laufen als auch zum Spazierengehen von Boznern und Touristen genutzt. Immer wieder bleibe ich stehen und blicke auf die Stadt Bozen und auf die vielen wunderschönen Weinberge.
Auf dieser Seite des Verkehrsamtes kann man sich die Strecke herunterladen:
http://www.bolzano-bozen.it/de/promenade-bozen.htm
Mit der Seilbahn auf den Ritten
Am Abreisetag hatte ich noch vier Stunden Zeit. Was tun? In ein Museum wollte ich nicht mehr, es zog mich mehr in die Natur. Von meinem Hotel aus beobachtete ich die letzten Tage immer wieder wie die Gondeln der Rittner Seilbahn emporschwebten. Ich will mitschweben! In nur 12 Minuten erreichte ich Oberbozen und entschied mich für einen einstündigen Wanderweg um die Erdpyramiden zu besichtigen. Leider hatte ich nicht mehr Zeit, denn ich wäre noch gerne mit der Schmalspurbahn nach Lengmoos gefahren.
Restauranttipps in Bozen
In allen Restaurants in Bozen habe ich hervorragend gegessen. Besonders gut gefallen hat es mir im Batzenhäusl. Sowohl Knödeltrilogie als auch das selbstgebraute Bier schmeckten hervorragend. Ergattert man einen Platz im Gastgarten, will man gar nicht mehr aufstehen.
Batzenhäusl
Andreas-Hofer-Str.30
http://www.batzen.it/batzen-hausl/
Noch mehr Restauranttipps gibt es hier: So schmeckt Südtirol
Hoteltipp Bozen
Gewohnt habe ich während meines Aufenthaltes im familiengeführten Hotel Eberle. Die Lage: fantastisch! Das Essen: hervorragend! Die Aussicht auf Bozen und den Rosengarten: einmalig! Das Zimmer: großzügig! Der Pool: erfrischend!
Hotel Eberle
Obermagdalena
Update 2021: Das Hotel Eberle wurde bei einem Erdrutsch zerstört.
Ich bin jetzt übrigens nicht nur Ötzi-Fan, sondern auch Bozenfan!
Welche Tipps gibt es für das winterliche Bozen? Beate vom ReiseLust Magazin hat sich umgesehen: Bozen entdecken – ein winterlicher Städtetrip
6 Kommentare
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
ha, kürzlich erst mit einem Freund darüber geredet, dass wir doch mal ein langes Wochenende in Bozen verbringen könnten 😀 Werd ich mir mal merken 😉
Mindestens drei Nächte einplanen, sonst wirds zu kurz!
wir versuchens 😉
Hallo Gudrun,
in und um Bozen gibt es wirkliche viel zu sehen und zu erleben. Vor allen Dingen das Essen finde ich immer besonders lecker!:-)
Liebe Grüße,
Sabine
Das Essen ist ein Traum!
Ich fahre über Pfingsten nach Bozen und habe durch deinen Beitrag schöne Eindrücke bekommen.
Vielen Dank dafür 🙂
Vielleicht hast du ja auch mal Lust auf meinem Blog vorbeizuschauen.
Liebe Grüße aus München
Stephanie Natalie