Projekt Spielberg
Es ging alles so schnell. Ich hievte mich in den Wagen, ein Helferlein schloss meinen Sicherheitsgurt und zurrte mich fest. Dann schärfte man mir noch ein, mich bloß nicht am Griff links anzuhalten, das sei nämlich die Handbremse. Bernhard sagte noch, die erste Runde sei sowieso nur eine Aufwärmrunde, der Motor müsse sich noch warmlaufen und er gebe mir dann ein Signal, wenn er wirklich loslegen würde. Und Wrummmmmmmmmmm, er und der Motor wärmten sich auf.
Das Gefühl was in mir vorging, ist schwer zu beschreiben. Einerseits spürte ich ein leichtes Nervenkitzeln in meiner Magengrube, das mich an die Fahrgeschäfte des Welser Volksfestes in meiner Kindheit erinnerte. Schon damals hasste ich die schnellste Variante des Karussells, auch St. Petersburger Schlittenfahrt genannt. Nur die Mutigsten zahlten die paar Schillinge um sich blitzschnell im Kreis drehen zu lassen und im Anschluss mit einem stolzen Grinsen aus dem Karussell zu wackeln.
Andererseits hoffte ich, dass mein Frühstück auch dort blieb, wo es hingehörte. Denn nichts wäre peinlicher als neben einem waschechten Rennfahrer in einen waschechten KTM X-Bow zu kotzen. Noch dazu am Redbull Ring, der Wiege des österreichischen Motorsports.
Bisher war ich allen Sportarten, die mit Geschwindigkeit zu tun haben, erfolgreich ausgewichen. Sogar das heutige Go-Kart Fahren am Go-Kart Track hatte ich verweigert. Wobei das Rundendrehen meiner Kollegen im Nachhinein wie ein gemütlicher Spaziergang ausgesehen hat. Um einiges ruppiger entpuppte sich das Fahrerlebnis mit dem Offroad Buggy. Da wird man an einigen Stellen ganz ordentlich durchgeschüttelt. Aber glücklicherweise hatte ich einen umsichtigen und vorsichtigen Fahrer, der auch beim Go-Kart Fahren alle vorbei ließ.
Aber zurück zum Driving Center. Ich hatte das Klicken des Sicherheitsgurtes noch in den Ohren, als Bernhard den Daumen hob und mir anzeigte, jetzt sei Schluss mit lustig und die Geschwindigkeit erhöhte. Wir sausten nur so um die Kurven und fuhren auf der Geraden mit mindestens 300 km/h. Ich klammerte mich brav am Griff zu meiner Rechten fest, die Augen weit geöffnet, um ja nichts zu verpassen.
Was neben mir vorging, welchen Hebel, welches Pedal Bernhard da drückte, war mir egal. Ich vertraute ihm völlig. Schließlich fuhren wir die letzte Runde, drehten uns zum Abschluss einmal um uns selbst und blieben zentimetergenau vor der Garage stehen.
Na, wie war’s? fragten mich die anderen. Mit wackligen Knien stieg ich aus. Gierig schnappte ich nach Sauerstoff. Hatte ich die letzten Minuten wirklich die Luft angehalten? Als mir meine Stimme wieder gehorchte, fragte ich nach, mit wie viel Speed wir denn nun wirklich unterwegs gewesen waren und bekam als Antwort: 120 km/h. Hmmm, naja, jetzt war ich doch ein bisschen verblüfft.
Genauso verblüfft war aber auch Bernhard, als ich ihm nach der Fahrt erzählte, dass ich seit meiner Führerscheinprüfung im Jahre Schnee nie wieder ein Lenkrad in der Hand gehalten habe. Dass ich eigentlich alle Vorraussetzungen für eine Rennfahrerin im Blut habe, verschwieg ich ihm aber. Ich musste zur Führerscheinprüfung nämlich zweimal antreten. Beim ersten Mal fiel ich durch. Ich fuhr zu schnell.
httpvh://www.youtube.com/watch?v=_VspBUAPUsQ
Übrigens sind am Spielberg und rund um den Red Bull Ring nicht nur Adrenalin-Junkies und Freunde des Motorsports unterwegs. Sollte zum Beispiel letzte Woche jemand beim Hotel G’Schlössl Murtal vorbeigekommen sein und sich gewundert haben, warum da Leute mit Angeln auf der Wiese stehen und großräumig herumfuchteln, ja, also, da war ich live dabei. Zwar haben sich Wilfried und Franz sehr bemüht mir die Grundarten der Sportart Fliegenfischen sowohl im Trockentraining als auch direkt an der Mur beizubringen, geholfen hat es leider nichts. Kein Fisch wollte sich meiner Fliege ergeben.
Zum Essen habe ich trotzdem was bekommen. Und zwar habe ich sowohl im G’schlössl Murtal, beim Hofwirt in Seckau und im Steierschlössl in Zeltweg ausgezeichnet gegessen. Hier geht es zum Bericht: So köstlich schmeckt das Projekt Spielberg
Herzlichen Dank an Bernhard Auinger und das Betreuer Team am Red Bull Ring und an Wilfried Seidl und Franz Fingerlos für das Entwirren der Angelschnur.
Herzlichen Dank für die Einladung ins Hotel G’Schlössl Murtal samt Aktivprogramm.
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Wie Du weißt hab‘ ich’s ja nicht so mit Autos auf Reisen. Ist mir irgendwie zu langweilig. Aber die Kategorie finde ich schon sehr… ja nennen wir’s „geil“. Tolles Erlebnis, ich freue mich, dass Du wieder heil zurück gekommen bist. 😉
Ich bin auch kein Autofreak, aber eine meiner nächsten Geschichten handelt über einen Mercedes 250 SE Cabriolet Baujahr 1972…