Das Waggonhotel in Anger

Mein Name? Du willst wirklich wissen wie ich heiße? Mein Name hat sich im Laufe der Jahre oft geändert. Erbaut wurde ich im Jahre 1891 in Graz. Ich bin also ein echtes Kind der Steiermark!

Gleich im Anschluss landete ich im Salzkammergut und erhielt den Namen C24. Ich hatte Sitzplätze für 24 Personen und verfügte über eine eigene Bremse. Einmal sind aber auch Hühner mitgefahren und an eine Ziege kann ich mich auch erinnern, aber vielleicht spielt mir mein Gedächtnis Streiche? Schließlich bin ich nicht mehr der Jüngste.

1925 hat man mich dann zum ersten Mal unbenannt. Ich wurde zu D24. Mein Inneres wurde mit schmalen Holzlatten verkleidet und außen wurde ich grün gestrichen. Meine Aufgaben wechselten ebenfalls. Ich war nun ein Dienst- und Gepäckabteil.

Meine nächste Umbenennung erfolgte im Jahre 1958. Fleißig wie ich war, wurde ich in der Steiermark gebraucht und fuhr zwischen Weiz und Ratten hin- und her. Die nächsten Jahre hieß ich D55.

1977 machte man mich wieder hübscher.

Ich wurde weiß/grün lackiert und man verpasste mir den Namen D87. Im Jahre 1981 geschah etwas Schreckliches. Ich wurde nicht mehr gebraucht. Die Strecke Weiz-Ratten wurde als unrentabel eingestellt. Ich landete für zwei Jahre im Depot und schlief vor mich hin.

1983 durfte ich endlich wieder unter Menschen. Ich freute mich auf meine neue Aufgabe am Kaiser-Josef-Platz mitten in Graz. Zwar diente mein Gehäuse „nur“ als Tabak-Trafik, aber andere Waggons wurden in der Zwischenzeit verschrottet. Da machte es mir auch nichts aus, dass ich etwas später als Bäckerstand am Lendplatz landete. Statt Gepäck also Gebäck.

Als nächstes verpasste man mir eine blaue Lackierung und nannte mich „Getränke- und Imbissstand“. Ich war in Stainz gelandet.

2014 war dann mein Glücksjahr.

Ich wurde zwar wieder einmal verkauft, landete aber in Anger. Dieser Ort und besonders den Bahnhof kannte ich noch von meiner Zeit, als ich in der Steiermark unterwegs war. Und da ich nun doch schon ein alter Herr geworden bin, musste ich mich nicht mehr fortbewegen.

Im kommenden Jahr geschahen wunderliche Dinge mit mir. Mein hölzerner Wagenkasten wurde komplett neu aufgebaut. Ich bekam eine gläserne Tür und eine Terrasse. Es wurden eine Dusche, ein Waschbecken und ein WC eingebaut. Dann landeten Betten in mir, ein Kühlschrank mit Getränken (das nennt man Minibar, habe ich mir sagen lassen), eine Sitzecke, eine Kaffeemaschine, ein Radio und sogar ein riesiger Reisekoffer mit verstecktem Fernseher.

Ich wurde immer schöner!

Als ich fertig renoviert und eingerichtet war, wurde ich noch einmal gründlich geputzt und es versammelten sich alle möglichen Leute vor meiner Tür (Blasmusik und Fernsehen inklusive!) und gaben mir einen neuen, wunderschönen Namen.

Von nun an und bis in alle Ewigkeit heiße ich Waggonhotel!

Ich bewege mich nun nicht mehr weg und freue mich auf neugierige Besucher, die eine außergewöhnliche und einzigartige Übernachtungsmöglichkeit suchen und auf meiner Terrasse frühstücken möchten. Da ich gleich neben dem Angerer-Hof Platz gefunden habe, dürfen meine Gäste das Hallenbad, die Saunalandschaft und den riesigen Garten mit Spielplatz mitbenutzen. Im Restaurant des Angerer-Hofs wird übrigens vorzüglich gekocht.

Worauf wartet ihr noch? Kommt vorbei! Die Reisebloggerin war auch schon da…

Stockbetten im Waggonhotel in der Steiermark
Die Betten im Waggonhotel in der Steiermark
Bücher und Lesestoff im Waggonhotel
Lesestoff
Waggonhotel in Anger
Waggonhotel mit Sitzecke
Waggonhotel mit Terrasse
So sieht das Waggonhotel von außen aus
Kaffee im Waggonhotel
Sogar mit eigener Kaffeeecke
Frühstücken im Waggonhotel
Guten Morgen! Frühstück wird auf der Terrasse serviert
Die Reisebloggerin im Waggonhotel
Die Reisebloggerin im Waggonhotel

Die Familie Derler vom Angerer-Hof hat mich eingeladen um das Waggonhotel zu testen. Vielen Dank!

4 Kommentare

  1. Veröffentlicht von Maria am 23/09/2015 um 15:35

    Liebes Waggonhotel! Du hast zwar schon viele Jahre auf dem Buckel, aber im Herzen bist du jung geblieben 🙂 Vielleicht statte ich dir auch mal einen Besuch ab – wie wär’s?

  2. Veröffentlicht von ingo am 25/10/2015 um 12:02

    Moin Moin,

    wieder einmal ein guter Artikel. Es hat Spaß gemacht diese Zeilen zu lesen, auch die Bilder sind gut und machen Lust auf mehr.

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Miriam blitzt - Miriam Mehlman Fotografie

GUDRUN KRINZINGER

Ich tue. Ich reise. Ich bin.

Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.

Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.

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