Nachhaltiges Wien
„Mehr Nachhaltigkeit im Jahre 2016“, mein Neujahrsvorsatz soll endlich Wirklichkeit werden. Damit ich im Wiener Nachhaltigkeits-Dschungel nicht verloren gehe, wende ich mich vertrauensvoll an Sabrina. Seit etwa zwei Jahren bloggt sie auf „Ich-mach-es-anders“. Sympathischerweise kommt sie in ihren Blogbeiträgen und auch in echt ohne erhobenen Zeigefinger aus. Nie höre ich ein „Du musst“ oder ein „Du sollst“. Sabrina macht es einfach anders, für sich selbst und für die Umwelt. Ihre Begeisterung und ihr Wissen zum Thema Nachhaltigkeit gibt sie seit kurzem bei Touren durch acht Wiener Gemeindebezirke weiter.
Nachhaltiges Wien mit Sabrina
Die Themen der Tour sind bunt gestreut, ich kann aus verschiedenen Kategorien wählen: Bekleidung, Kosmetik, Lebensmittel, Upcycling, Märkte und Fairtrade. Je mehr Kategorien ich wähle, umso abwechslungsreicher wird meine Tour. Kosmetik lasse ich ganz weg, der Rest kann bleiben. Treffpunkt: Samstag, 10 Uhr, vor dem Café Sacher bei der Oper. Ich habe mich für eine Tour durch den 1.Bezirk entschieden. Hier habe ich 18 Jahre lang in zwei verschiedenen Buchhandlungen gearbeitet, die kleinen Gassen rund um den Stephansdom mit den schicken Nobelboutiquen sind mir vertraut. Doch gibt’s hier überhaupt Nachhaltigkeit?
Nachhaltiges Wien im ersten Bezirk
Den ersten Stopp legen wir in der Führichgasse 4 ein (Update Juni 2018: Das Unternehmen hat mittlerweile geschlossen!) Hier eröffnete letzten Dezember eine Filiale des Modelabels „Göttin des Glücks“. Entstanden 2005 aus einem Spaßprojekt (4 Kreative kaufen Stoffe um 200€ und beginnen drauflos zuschneidern), entstand DAS österreichische Pionierunternehmen zum Thema Fairtrade-Mode. Alle Produkte aus Baumwolle (T-Shirts, Jacken, Mäntel, Hosen, Röcke, Unterwäsche, Kinderbekleidung) sind mit dem GOTS (Global Organic Textile Standard) und dem Fairtrade Label ausgezeichnet. Und zwar in der gesamten Produktionskette (Baumwolle ernten, Spinnen, Weben, Stricken, Färben und Nähen)!
Seit letztem Jahr verarbeitet die „Göttin des Glücks“ einen neuen Rohstoff, und zwar Leinen. Das Bioleinen kommt aus Frankreich, wird in Kärnten gewebt, in Gmünd gefärbt und in einem sozial-ökonomischen Betrieb der Volkshilfe Wien vernäht. Da bin ich schon auf die neue Kollektion gespannt!
Nach dem ausführlichen Gespräch mit der sehr netten Verkäuferin führt Sabrinas und mein Weg weiter in die Dorotheergasse. „So hat mein Joghurt noch nie geschmeckt“ steht in der Auslage des in weiß gehaltenen Ladens (Update Juni 2018: Leider gibt es das Ladenkonzept nicht mehr. Es besteht die Möglichkeit eines Lieferservices). Hinter der Theke und in einem Kühlregal der Klara Fruchtsennerei verbergen sich Joghurt, Fruchtjoghurt, Topfencreme, Milchreis, Grießpudding und Pudding in über 50 Geschmacksrichtungen. Heute Apfestrudel-Joghurt, morgen Eierlikör-Pudding, übermorgen Joghurt nach griechischer Art mit Cranberry-Topping? Alles ist möglich, aber Vorsicht: Es wird immer an neuen Geschmacksrichtungen getüftelt. Also nehmt bitte von zu Hause ein großes Glas mit und lasst euch eure Lieblingssorte abfüllen. Richtig gehört, in der Fruchtsennerei füllt man auch mitgebrachte Gebinde ab. Alle Produkte sind frei von künstlichen Farb-, Zusatz- und Konservierungsstoffen, künstlichen Aromen und Geschmacksverstärkern. Und das schmeckt mir!
Alle Stationen der „Ich-mach-es-anders“-Tour darf und will ich natürlich nicht verraten. Nur soviel: Auch Sabrina hat das eine oder andere Geschäft zum ersten Mal betreten. Erstens weil manche Geschäfte erst seit kurzem ihre Pforten geöffnet haben, zweitens weil man nicht so einfach in ein exquisites Schmuckgeschäft hineinplatzt. Aber so bin ich mir sicher, dass auf ihrem Blog in Kürze ein Artikel über „Faires Gold“ erscheint. Alexander Skrein hat sich freundlicherweise mehr als eine halbe Stunde Zeit genommen und uns über dieses komplexe Thema informiert.
Es gibt nachhaltige Wolle in Wien
Als Strickliesel sog mich das neu eröffnete Wollgeschäft WolleWien magisch an. Sabrina ließ sich zwar nicht vom Stricken und Handarbeiten, aber doch von der nachhaltigen Wolle überzeugen. Hier gibt es Wolle aus Milch- und Maisfaser und Bio-Bambus.
Bevor unsere Tour in der Markterei endete, verkosteten wir noch Honig, ich lernte eine weitere fair produzierte Modemarke namens anukoo kennen und wir besuchten den neu eröffneten Shop von Rolf am Franziskanerplatz. Rolf steht mir! Das höre ich zumindest seit drei Jahren, als ich eine der handgefertigten Brillen als Geburtstagsgeschenk erhielt. Meine Rolf-Brille ist aus Holz, antistatisch, wartungsfrei, allergenfrei, extrem leicht und handgefertigt in Tirol.
Sabrina will übrigens auch eine. Damit sie ganz, ganz schnell zu ihrer Rolf kommt, bucht am besten eine „Ich-mach-es-anders“-Tour und gebt ihr im Anschluss unanständig viel Trink- bzw. Brillengeld!
Ihr wollt mit Sabrina eine Tour buchen? Das geht leider nicht mehr. Aber ihr könnt hier einen Workshop buchen
GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.