Casa particular – Bed und Breakfast auf Kuba
Um den Bürgern Kubas die Möglichkeit zu geben, zum wenigen Staatsgehalt etwas dazu zu verdienen, ließ man sie ihre Häuser für Touristen öffnen. In den sogenannten Casas particulares durften bis 2012 maximal zwei Zimmer vermietet werden. Inzwischen hat man diese Bestimmung gelockert, es dürfen nun auch mehr Zimmer sein. Während meiner Kuba Rundreise im Jahr 2011 sah man nicht viele der weißen Schilder, die ein blaues Zeichen (mich erinnert es an ein umgelegtes H, andere sprechen von einem Anker) zeigen.
Casa particular – Übernachten bei den Kubanern
Mittlerweile dürfte die Nachfrage so gestiegen sein, dass sich zum Beispiel in Baracoa die Bewohner ganzer Straßenzüge dem kubanischen Bed-and-Breakfast verschrieben haben. Und die Luisas, Hernandos und Ernestos sind sehr geschäftstüchtig. Zum Beispiel, in dem sie die Nachbarn in ihre Geschäfte mit einbeziehen. Diese werden zum Beispiel als Bewacher der Mietautos abgestellt.
2011 übernachtete ich in drei verschiedenen Casas, alle Besuche waren spontan, ich hatte nichts reserviert. Die Gastfreundschaft war groß. Das Sandwich bei Pepe wird mir immer in Erinnerung bleiben. In Cienfuegeos räumte Maria den Inhalt ihres Kühlschranks aus um mir die die Zutaten für das Frühstück zu zeigen. Luis in Trinidad verlangte meine Wiederkehr, ich sollte mindestens eine Woche in seiner Casa samt gemütlichen Innenhof verbringen. In den Hotels hingegen fühlte ich mich ein bisschen als ungebetener Gast. Schließlich war es den Angestellten egal, ob jemand da war oder nicht. Er bekam sein Gehalt so oder so ausbezahlt.
Mittlerweile hat sich in den Casas particulares ein gewisser Schlendrian eingeschlichen. Die Nachfrage ist offensichtlich so groß, dass die angebotenen Zimmer immer kleiner werden. In Holguin gab mich meine angebliche Zimmerwirtin an ihre angebliche Schwester weiter. Trotz meiner Reservierung war sie ausgebucht.
Casa particular – Wohnen mit Familienanschluss in Kuba
Das Frühstück und auch das Abendessen musste ich jedoch bei ihr einnehmen, was für mich hieß zwei Straßenblocks weit zu laufen. Das Zimmer war so groß wie ein Doppelbett plus fünfzig Zentimeter Platz an der linken und rechten Seite den Bettes. Vor dem Bett war ein Meter Platz. Fenster gab es keines, dafür eine laute Klimaanlage. Familienanschluss gab es Form eines etwa neunjährigen Jungen, der immer wenn ich die Casa betrat oder verließ, in den Fernseher glotzte.
In Baracoa war mein Zimmer zwar um drei Meter breiter, dafür stand ein drittes Bett im Raum, immerhin konnte ich mich bequem umdrehen. Auch die Dusche spukte genügend warmes Wasser aus. In Holguin hatte ich das gleiche Duschsystem, doch dort beschränkte sich der Duschkopf auf die Herstellung von Sprühnebel.
In Baracoa war der Vermieter sehr bemüht mir sein Abendessen schmackhaft zu machen. Kaum wurde er meiner ansichtig, drückte er mir die Speisekarte in die Hand. Beim Frühstück saß ich auf der windigen Terrasse. Rings um mich entdeckte ich auf den umliegenden Terrassen Touristen aus aller Herren Ländern. Alle Casas hatten Terrassen im obersten Stockwerk, und wir alle stemmten uns gegen den Wind, der Tischdecken, Servietten und Tischsets mit sich fort trug.
Überhaupt, diese eigenartigen Terrassen! Zwar waren sie mit Hollywoodschaukeln, Stühlen, Tischen und Hängematten ausgestattet, doch niemals sah ich einen Kubaner diese Dinge benutzen. Sie waren ausschließlich für Touristen reserviert, die sich pünktlich um acht Uhr morgens ihr Frühstück servieren ließen. Dabei wurde mit Zutaten nicht gegeizt. In Holguin standen eine Kanne Kaffee, eine Kanne Kakao, eine Kanne warme Milch und eine Kanne Grapefruitsaft für mich bereit. Meine Nachfrage nach Tee wurde mit einem Schnauben beantwortet.
In allen Reiseführern wird die Übernachtung in Casas particulares gepriesen. Man lerne das ursprüngliche Kuba kennen und könne hautnah am authentischen Leben Kubas teilnehmen. Da ist natürlich etwas dran. Das Geräusch des knarrenden Schaukelstuhls direkt vor meiner Zimmertür, die viertelstündlichen Anrufe bis weit nach Mitternacht, die mit einem lauten „Soy yo“ beantwortet wurden, der tägliche Weckruf um fünf Uhr morgens, der Küchendunst, der mein Zimmer durchzog, alles diese Erlebnisse verbuche ich selbstverständlich als „authentisch“.
Im casa particular in Santiago de Cuba
Erst mein dritter Aufenthalt in einer Casa in Santiago de Cuba versöhnte mich mit dem Bed-and-Breakfast-Abenteuer. Zwar musste ich zuerst über eine Art Hühnerleiter in den ersten Stock hochsteigen (ich wohnte im Stadtteil Reparto Sueno, dort sehen alle Häuser wie Vogelkäfige aus), bekam vier Schlüssel ausgehändigt und teilte mir das Badezimmer mit der Köchin, die dahinter ihre Besenkammer hatte, doch ansonsten war alles perfekt.
Hier bekam ich fünf Früchtesorten zum Frühstück. Mein Wunsch nach Tee wurde freundlich erfüllt. Das Omelett schmeckte perfekt. Das Zimmer war groß, mit Kühlschrank, Klimaanlage, Ventilator und kleinem Fenster ausgestattet. Das Wasser in der Dusche war warm, nach zwei Nächten wurde sogar mein Handtuch gewechselt. Und meine Vermieterin nahm sich Zeit, erklärte mir die Sehenswürdigkeiten in Santiago und drückte mir einen Stadtplan in die Hand.
Mein nächster Stopp führte mich nach Manzanillo. Nach einigen Nächten in den Casas freute ich mich auf den Aufenthalt und die Anonymität in einem Hotel. Bis zu dem Augenblick als ich mein Zimmer sah. „Das strenge Islazul-Hotel erinnert an tropische Reinkarnation eines Gulag-Camps“, so steht das Hotel im Lonely Planet beschrieben. Besser kann man es nicht beschreiben. Das Zimmer war winzig. Die Vorhänge ließen sich nicht zur Seite schieben, Klimaanlage und Fernseher streikten.
Nun saß ich in meinem dunklen Kämmerlein am Stadtrand von Manzanillo und sehnte mich in eine kleine gemütliche und lebendige Casa zurück.
Casa particular buchen
- Die Casas particulares erkennt man an den weißen Schildern mit blauen Zeichen. Hat man nicht vorab gebucht, einfach läuten oder klopfen. Sollte die Casa bereits ausgebucht sein, vermitteln einen die Vermieter an Nachbarn oder Angehörige weiter. Das gilt übrigens auch für andere Städte oder Ortschaften, die Vermieter sind gut vernetzt.
- Eine Übernachtung kostet zwischen 25 und 30 CUC, manchmal inklusive Frühstück, manchmal nicht. Also nachfragen.
- Sehr oft wird in den Casas für die Gäste gekocht. Manche Gastgeber haben eigene Speisekarten. Hier gilt ebenfalls nachzufragen, was es gibt und wie viel es kostet.
- Hat man das Zimmer akzeptiert, wird nach dem Pass und der Touristenkarte verlangt. Die Daten werden in ein Buch eingetragen, der Gast unterschreibt.
- Wer sich die Organisation der Unterkünfte sparen möchte, wendet sich am besten an einen Reiseveranstalter, der einem je nach Route die Unterkünfte zusammensucht. So habe ich es bei dieser Reise gemacht.
Meine Reise durch Kubas Osten wurde von Cubatrotter aus der Welt von TROTTERmundo unterstützt. Vielen Dank.
5 Kommentare
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
wow sieht echt toll aus!
Hallo Gudrun,
hm für mich hört sich das jetzt nicht unbedingt nach Nachahmung an 😉 auch wenn ich authentisch mag, ist mir das schon etwas too much *gg*
Liebe Grüße
Tanja
Also mit zusätzlichen Aufenthalten in den Hotels wars ok, aber ich bin auch mehr so der Hoteltyp…
Ich mag die Casas Particulares als Übernachtungsmöglichkeit in Kuba. Hatte dort einige schöne Erlebnisse. Aber genauso wie Dir ging es mir auch: Von „Hui“ bis fast „Pfui“ war alles mit dabei.
Ja, genauso ist es. Es kommt halt darauf an wo und bei wem man landet…