Route 28 – Die Europareise mitten in Wien
Facebook war schuld. Endlich war das soziale Netzwerk wirklich sozial und schickte mir folgende Nachricht in die Timeline „Möchtest Du an einer Europareise mitten in Wien teilnehmen?“ Neugierig klickte ich auf die Webseite und schnell war mir klar, ja, ich will. Und genauso schnell landete nach meiner Anmeldung eine Antwort in mein Mailfach:
Sehr geehrte Frau Krinzinger,
vielen lieben Dank für Ihr Interesse zur Teilnahme an Route 28. Wir freuen uns sehr, Sie am 29. April 2016 auf unsere Europareise durch Wien mitnehmen zu dürfen. Anbei finden Sie alle wesentlichen Informationen in der offiziellen Einladungskarte, bitte lesen Sie diese aufmerksam durch.
Sollten Sie in Begleitung erscheinen, bitte ich Sie mir Name und Mail Adresse Ihrer Begleitperson bekannt zu geben.
Wir freuen uns sehr auf Ihr Kommen und eine gemeinsame Reise mit vielen europäischen Eindrücken!
Mit besten Grüßen,
Eva Tschiderer
PS: Wir wissen, dass Sie Route 28 auf keinen Fall verpassen wollen. Sollte aber unerwarteter Weise der drängende Zahnarzt-Termin o.Ä. auf genau diesen Termin fallen, haben wir Verständnis. Wir bitten Sie in dem Fall aber auch um Verständnis für uns und ersuchen Sie, den für Sie reservierten Platz durch eine formlose Absage an event@route28.eu für unsere Wartelisten-Gäste frei zu machen.
Echt jetzt? Ich durfte jemanden mitbringen? Wie nett! Schnell fiel meine Wahl auf Angelika, meine Reisebloggergefährtin von Wiederunterwegs. Und ja, sie wollte natürlich auch mit nach Europa. Dass meine Teilnahme dann nicht an einem drängenden Zahnarzttermin, sondern beinahe an einem französischen Fluglotsenstreik scheiterte, war fast schon komisch, denn Frankreich war ja gar nicht dabei beim Pilotprojekt der Route 28. Dafür Polen, Schweden, Großbritannien, Rumänien und Spanien. Genaugenommen war es also eine Route 5.
Pünktlich um 13:45 fanden wir uns in der Herrengasse ein, bekamen die Farbe Lila zugeteilt, hörten geschichtsträchtigen Reden zu (ich nicht, ich twitterte), wurden mit gesponserten Eistee (Danke, all I need) und Snacks (Danke, Billa) ausgestattet und stiefelten pünktlich auf die Minute (es war 14:28) unserem Guide, der charmanten Anna, hinterher.
Route 28 startet in Schweden
Erster Stopp, Schweden! Natürlich denken jetzt alle an Ikea, aber soweit ging unsere Reise dann doch nicht. Unser Gastgeber war das Dorotheum in der Dorotheergasse. Und was wartete dort auf uns? Unter anderem ein Billy-Regal, das wir in einer Rekordzeit von 15 Minuten zusammenbauen sollten. Als Gruppe bekamen wir nämlich bestimmte Aufgaben gestellt, die am Schluss unserer Europareise prämiert wurden. Oder auch nicht.
Ich war jedenfalls ganz froh, dass sich netterweise passionierte Helfer fanden, die es schafften, das Regal in 11 Minuten und einer Sekunde zusammenzubauen. Was mich etwas misstrauisch machte, war, dass keine Schraube fehlte. War das Regal wirklich von Ikea?
Über eines meiner Postings auf Instagram entspannten sich spannende Diskussionen. Gepostet hatte ich ein Foto von Donald Duck, der im schwedischen Kalle Anka genannt wird. Einer meiner Follower behauptete daraufhin, dass der schwedische Name für Onkel Dagobert, nämlich Joakim von Anka, auf seine adelige Herkunft hinweise. Eine andere Followerin dementierte. Beide leben übrigens in Schweden, also meine Follower, nicht die Familie Duck. Die Europareise in Wien zog also bereits Kreise, zumindest bis nach Schweden.
Stopp Nummer 2: Polen
Anna, unser Guide, ist übrigens aus Polen und genau dahin wollten wir als nächstes hin. Polen lag an diesem Nachmittag im 6. Wiener Gemeindebezirk in der Girardigasse im Kochstudio ichkoche.at. Erwartet wurden wir von Frau Piotrowski, die uns zeigte, wie man die traditionellen Teigtaschen Pierogi zubereitete. Moment, sehen die nicht aus wie Kärntner Kasnudeln, Südtiroler Schlutzkrapfen, italienische Raviolis, japanische Gyozas, nepalesische Momos oder chinesische Jiǎozis? Da hat wohl einer vom anderen abgekocht…
Die Route 28 führt mich nach Rumänien
Unsere nächste Reise an diesem Nachmittag ging zum Hauptgebäude der Universität Wien, wo ein waschechter Vampirologe auf uns wartete. In seinem Zweitberuf unterrichtet Prof. Dr. Rainer Maria Köppl am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft. Er ließ uns wissen, dass Bram Stoker seinen blutsaugenden Dracula ursprünglich in der schönen Steiermark durch die Gegend ziehen lassen wollte und wir es einem Zufall zu verdanken haben, dass er den Vampir schließlich doch noch nach Rumänien übersiedelte. Wahrscheinlich hätte sich das Kerlchen an den Kürbiskernen seine Zähnchen ausgebissen…
Mit Mythen haben die Lebensgeschichten der beiden rumänischen Unternehmerinnen Alexis Eremia und Andra Slaats nichts zu tun, eher mit eisernem Willen und viel Arbeit. Alexis Eremia ist Gründerin des Netzwerks Impact Hub Vienna und Andra Slaats erzählt Geschichten von Zuwanderern, aufgedruckt auf Schals. Ungewöhnlich? Ja, und wie! So ungewöhnlich und spannend wie die Lebensgeschichten der Immigranten, die unser Land bereichern. Und um genau so einen Schal geht es bei unserer abschließenden Aufgabe: Wir sollten einen blütenweißen Schal bemalen. Natürlich landete ein Bildnis Draculas drauf, ein Schloss und mehrere Bären (Rumänien hat die größte Bärenpopulation Europas).
Mit unserem Einzelstück wanderten wir Richtung Wipplingerstraße, ins Haus der EU. Ich war gespannt. Wie hatten die anderen Teilnehmer die Tour erlebt? Jede Gruppe hatte drei von fünf Stationen besucht und so wollte ich jetzt wissen: Wie exzessiv tanzen die Spanier ihren Flamenco? Essen die Briten wirklich frittierte Marsriegel? Und wenn sie aus der EU austreten, gibt es dann nächstes Jahr statt der Route 28 eine Route 27?
6 Kommentare
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Hallo Gundrun, das klingt ja cool und dann auch noch in Wien. Vorallem die Schweden-Sache. Michael von Löneberger aka Emil von Löneberger. Das mit den Namen ist nämlich wirklich so. Ich kann mich noch erinnern an meine Zeit in Schweden, da gibt es die Astrid Lindgren Värld in Sm°aland wo viele Figuren von ihr ausgestellt sind und natürlich heißen die im schwedischen ein bisschen anders. Also wenn du mal wieder in Südschweden bist unbedingt dort vorbeischaun.
Das Foto ist zB dort entstanden, dass ist das Däumlings-Haus, Geschichte von Lindgren:
https://honigwolke.files.wordpress.com/2015/04/s73r1784.jpg
Hi Doris,
Die Route 28 geht nächstes Jahr weiter, da soll es dann Aktivitäten zu allen 28 EU-Ländern geben und ich hoffe, ich bin im Lande. Das mit den witzigen Namensübersetzungen wusste ich nur zum Teil, Pippi Langstrumpf heißt zB im französischen Fifi Brindacier oder die Tim und Struppi Bände des Belgiers Hergè Tintin. Auf jeden Fall danke für Deine Links und Schweden steht sowieso auf meiner -to-do-Liste!
sehr sehr coole tour! und den werten prof. köppl durftet ihr auch kennenlernen? ich vergesse seine leidenschaft für vampire immer, aber erzählen, das kann er sehr gut!
Ja, er kann erzählen, das ist wohl wahr!
Hallo Gudrun,
das ist ja wirklich sehr interessant und die Stationen super ausgewählt und umgesetzt.
Liebe Grüße
Tanja
Ich hoffe ich bin nächstes Jahr wieder dabei!