Maria Luggau – Der Mühlenweg

„Bei uns geht ois a bisserl potschasn, a bisserl laungsaumer. Die Bauern müssen einfach mit der Natur leben, des Wachsen geht eben ned von heit auf morgen“, erklärt uns Brigitte Lugger in Maria Luggau.

„Potschasn“ ist ein slowenisches Wort und slowenische Wörter mischen sich immer wieder in die Erklärungen der quirligen Gailtalerin, die es als junge Lehrerin in den kleinen Ort verschlagen hat. Windisch, also Slowenisch, war die Sprache der Kindheit.

Die Bauerntochter aus Thörl-Maglern besuchte in Villach das Gymnasium, absolvierte die Pädagogische Akademie. Dann folgten zwei Jahre Praktikum.

„I hob docht, daun geh i eh studiern, daun hats mi nach Luggau verschlogn. Als ersten Posten war ich in dieser alten Schul dort oben, daun hob i gschwind amoi mein Nochbarn gheirat, und seitdem bin i do“, Brigitte Lugger lacht herzlich.

Brigitte Lugger in einem blauen Dirndl
Brigitte Lugger erzählt aus ihrer Jugend
Bauernhaus in Maria Luggau im Lesachtal
Bauernhaus in Maria Luggau im Lesachtal

Das Lesachtal in Kärnten – Ein besonderes Tal

Schon als junges Mädchen war ihr aufgefallen, dass das Lesachtal etwas Besonderes ist. Dieses Besondere, diese Einzigartigkeit galt es zu bewahren. Als sie ins Tal kam, waren zum Beispiel die Häuser wunderschön bemalt, aber dann wurden große, sprossenlose Fenster modern und die Malereien verschwanden.

Rechtzeitig gelang es ihr Fotos zu machen. Diese Bilder gelten heute als Grundlage für die Ortsbildgestaltung. Mittlerweile wurden an die 20 Häuser in den ursprünglichen Zustand versetzt. Die Fenster sind schablonenhaft ummalt. Auf manchen Hausmauern sind der Hl. Florian und das Muttergottesbild der Basilika von Maria Luggau abgebildet.

Bemalte Häuser in Maria Luggau
Einzigartig bemalte Häuser in Maria Luggau

„Die Basilika besuchen wir am Schluss unseres Rundgangs“, meint Brigitte Lugger entschieden und stapft uns voraus Richtung Trattenbach.

Der Mühlenweg

So wie die Malereien an den Fenstern verschwanden auch die Mühlen im Dorf. Früher hatte jeder Hof seine Mühle. Jeder wollte selber mahlen, niemand vom Nachbarn abhängig sein. Zusätzlich besaß jeder Bauer das Wasserrecht für seine Mühle. Es wurde als Teil des Besitzes ins Grundbuch eingetragen und war dementsprechend viel wert. Doch dann kam der Strom, die Wasserkraft wurde obsolet.

Nicht so am Trattenbach in Maria Luggau, denn kaum biegt man in Mühlenweg ein, hört man das mächtige Rauschen des Wassers und das Klappern der Mühlenräder. Von den ehemals zwölf Mühlen am Trattenbach stehen heute noch fünf.

Mühlrad aus Holz, grüne Landschaft ringsum
ES klappert die Mühle in Maria Luggau
Der Mühlenweg in Maria Luggau führt durch eine Wiese
Ein Stück oberhalb steht die nächste Mühle
Wasser strömt über das Mühlenrad
Wasser strömt über das Mühlenrad

Die Vorbetermühle ist die Mühle der Familie Lugger

„Des is unsere Mühle“, Brigitte Lugger zeigt auf die Vorbetermühle. „Mein Mann ist Vorbeter in der Kirche, daher Vorbetermühle.“ Das Ehrenamt in der Kirche wird so wie der Name der Mühle seit Generationen überliefert. Und seit Generationen wurde in der Mühle gemahlen, doch nicht nur Mehl fürs Brot.

Beim schwarzen Mahlen wurden den Fichtenbäumen Äste abgehackt, die Fichtennadeln getrocknet und zusammen mit Bluamach (Heureste) und Weizenspreu vermischt. Diese Mischung wurde in der Mühle gemahlen und diente als Viehfutter. „Es war nicht viel mehr als eine Bauchfülle,“ erzählt Leopold Lugger, Brigittes Ehemann, der im Türrahmen der Mühle steht, „aber die Tiere haben viel gefressen, es war wichtig, zusätzliches Futter zu haben.“

Auf einer Holzplatte steht in alten Lettern der Schriftzug Vorbetermühle.
Die Vorbetermühle in Maria Luggau
Leopold Lugger öffnet ein Gerät aus Holz in der Mühle
Leopold Lugger lässt uns in seine Mühle hinein.
Weizenschrot in einer Holzkelle
So sieht Weizenschrot aus

Mit den kleinen Kreuzerln, die den Türrahmen schmücken, bittet man um Segen für das ganze Jahr. Am Gründonnerstag schneidet der Bauer aus den Zweigen der Palmbuschen so viele Kreuzerl, wie er Gebäude hat, und nagelt sie am Karfreitag vor dem Sonnenaufgang auf alle Gebäude. Das ist ein spezieller Brauch im Lesachtal. Speziell ist auch das Lesachtaler Brot, das von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe ausgezeichnet wurde. Vom Anbau und der Ernte des Weizens bis zum Mahlen und Backen findet alles im Lesachtal statt.

Slow Food im Lesachtal

„Wir sind drinnen in der Slow Food Bewegung mit dem Weizenanbau und mit dem Mahlen. Das ist unser Beitrag, dass man eigenes Getreide anbaut, Biogetreide natürlich, und in der eigenen Mühle mahlt und dann Brot bäckt“, erklärt uns Brigitte Lugger den Bezug zur neu geschaffenen Slow Food Travel Region.

Nach der Führung begleitet uns Brigitte Lugger noch zum Bauernladen, die „Schwachta“ wartet schon auf sie. Schwachta? „Des is slowenisch und bedeutet Verwandtschaft, des is nix unanständigs“, lacht sie und winkt uns nach.

Basilika Maria Luggau
Die Basilika in Maria Luggau

Vielen Dank an die Kärnten Werbung und NLW-Tourismus, die mich mit österreichischen Reisebloggern in die Slow Food Travel Region eingeladen haben.

6 Kommentare

  1. Veröffentlicht von Tanjas Bunte Welt am 20/06/2016 um 11:17

    Hallo Gudrun,

    hier lässt es sich entspannen und aushalten. Die Fotos schreien förmlich nach einer Auszeit mit zünftiger Jause und die Mühle ist ja klasse.
    Liebe Grüße

    • Veröffentlicht von Reisebloggerin am 20/06/2016 um 11:55

      Das Lesachtal ist wirklich etwas ganz besonderes…

  2. Veröffentlicht von Ackermann Claudia am 20/06/2016 um 13:37

    Auf jeden Fall ist das Lesachtal was ganz besonderes. Ich selbst bin schon seit frühester Jugend mit dem Lesachtal verbunden. Als meine Eltern mich mit 9 Jahren mit in Urlaub nahmen ins Lesachtal zu Familie Lugger. Bis zum heutigen Tag machen wir dort Urlaub mittlerweile mit meinen eigenen Kindern.und ich werde dieses Jahr 50

    • Veröffentlicht von Reisebloggerin am 20/06/2016 um 13:53

      Es ist schön wenn man Urlaubserinnerungen an die eigenen Kinder weitergeben kann!

  3. Veröffentlicht von Helga Löw am 20/06/2016 um 14:19

    Das Lesachtal ist eine sehr schöne Gegend, es ist wirklich etwas besonderes. Die Bailika in Maria Luggau ist sehr sehr schön. Es ist meine zweite Heimat. Ich finde auch immer etwas im Bauerladen. Urlaub mach im Lesachtal ist Jedermann zu empfehlen er bereut es nicht und wird immer wider gern hinkommen.

    • Veröffentlicht von Reisebloggerin am 20/06/2016 um 14:28

      Im Bauernladen habe ich mich auch eingedeckt mit Kräutertee!

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Miriam blitzt - Miriam Mehlman Fotografie

GUDRUN KRINZINGER

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Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.

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