So schmeckt Peru
Erwartungsvoll blickt mich die Verkäuferin in Peru an. Ich bin eine Touristin und Touristen lieben doch das Unerwartete, das Neue, das Spektakuläre. Solche Touristen probieren gerne traditionelle Köstlichkeiten aus, so wie zum Beispiel die gebratenen Meerschweinchen, die vor ihr auf dem Tisch liegen.
Zögerlich trete ich näher und deute auf meinen Fotoapparat. Sie nickt und lacht. Wahrscheinlich geht es vielen Touristen so wie mir. Ein gebratenes Meerschweinchen dient als spektakuläres Fotomotiv, aber essen möchte man es dann doch nicht.
So schmeckt Peru
Im Lima 56, einem Lokal in der Favoritenstraße in Wien, stimmte ich mich auf meinen Aufenthalt in Peru ein. Meerschweinchen stehen nicht auf der Speisekarte. Aufgekocht wird die typische peruanische Küche, unter anderem Aji de gallina (Hühnerragout in Chilisauce), Lomo Saltado (gebratene Rinderfiletstücke mit Gemüse) und Anticucho.
Anticucho sind Rinderherzfleisch-Spieße. Da ich Innereien abgeneigt bin, landete diese Speise nicht auf meinem Tisch. Dem Nationalgetränk Pisco Sour konnte ich ebenfalls nichts abgewinnen. Ein Cocktail gemixt mit Eiweiß? Ähhhh, muss das sein? Da ist mir ein richtiges Bier zehnmal lieber.
Peruanische Küche – Vielfältig und abwechslungsreich
Dass die peruanische Küche um einiges vielfältiger ist als gedacht, lernte ich auf den Märkten in Lima und Cusco kennen. Kartoffeln in allen Größen und Farben, Mais in allen Größen und Farben, Bohnen in allen Größen und Farben, Reis in allen Größen und Farben. Dazu Käse, Obst, Oliven und allerhand Gemüse. Am Markt in Lima dominieren frische Meeresfrüchte die Marktstände, das ist genau meins! Der schwarze Mais wird übrigens zu einem Nationalgetränk verarbeitet, das ich standhaft verweigerte: Chicha morada.
Starkoch Gaston Acurio Jaramillo und die Restaurantkette Chicha
Chicha heißen auch die Restaurants des peruanischen Starkochs Gastón Acurio Jaramillo. Neben Kochshows, Kochkursen und Kochbüchern (eines wurde ins Deutsche übersetzt), bringt er seinen Gästen die Feinheiten der peruanischen Küche bei.
Dass ich in seinem Lokal wirklich einen Tisch bekomme, halte ich für aussichtslos.
Essen gehen in Arequipa
Trotzdem stehe ich in Arequipa am Empfang und frage nach. Glück gehabt, schon am nächsten Tag ist ein Tisch frei. Ob ich mit meinen Outdoorklamotten dem Dresscode entspreche? Weder Gastgeber noch Kellner verziehen eine Miene, als ich am nächsten Abend in Jeans, T-Shirt und Outdoorjacke auftauche. Die Gäste am Nebentisch sind ebenfalls leger gekleidet, ich hätte mir also keine Sorgen machen müssen.
Das freundliche Personal umsorgt uns, das Essen ist ausgezeichnet. Hier bestelle und genieße ich zum ersten Mal Ceviche, DAS Nationalgericht Perus.
Ceviche ist roher, marinierter Fisch, der mit Zwiebeln und Koriander angerichtet wird. Im Chicha bekomme ich ihn mit gerösteten Mais und Süßkartoffeln serviert.
Essen gehen in Cusco
Von der Qualität des Restaurants in Arequipa begeistert, bemühte ich mich auch in Cusco um einen Tisch. Es wird mir sofort einer zugeteilt, nur lassen sowohl Personal als auch Küche zu wünschen übrig.
Mein Bier steht 20 Minuten an der Bar, bevor sich einer der Kellner bequemt, es an meinen Tisch zu bringen. Dabei ist nicht viel los, das Lokal ist noch halb leer. Die Qualität der Speisen ist auch nicht das, was ich mir erwartet habe. Weder Ente noch Quinoa sind ausreichend gewürzt, von der Raffinesse des Schwestern-Lokals in Arequipa ist man weit entfernt.
Zum Glück entdecke ich bei meinem Spaziergang durch Cusco ein kleines Restaurant namens Kushka fe.
Kaffeetrinken, Plaudern, frisch zubereitetes und schmackhaftes Essen, charmante Bedienung, hier bin ich am richtigen Ort und fühle mich so wohl, das ich nach meinem Besuch am Machu Picchu nochmals zurückkehre.
Ein Gericht namens Apthapi
Bei meinem dreitägigen Abstecher nach Bolivien durfte ich ein spezielles Gericht kennen lernen, es heißt Apthapi. Traditionell wird dieses rituelle Essen gemeinsam und am Boden eingenommen, wir durften sitzen. Jeder Teilnehmer bringt das mit, was Garten und Küche hergeben. Fischer beteiligen sich mit Fisch, Hühnerbauern mit gekochten Eiern usw.
Wir bekamen dieses Mahl auf der Sonneninsel serviert, es war das beste Essen auf der ganzen Reise.
In Peru wird gerne Suppe gekocht
Perus Küche ist auch bekannt für schmackhafte Suppen, und wer so wie ich Meeresfrüchte mag, wird mit der „chupe de camarones“ überglücklich sein. „Rocoto Relleno“ heißen die mit Rindfleisch gefüllten und mit Käse überbackenen Tomaten.
Mein Abschiedsessen bestand aus gegrilltem Oktopus und schließlich traute ich mich sogar über den Pisco Sour drüber. Und so wie er im Punto Azul in Miraflores gemixt wird, schmeckte er perfekt: nicht zu süß, nicht zu sauer und unglaublich cremig. ¡Salud! Auf Peru und bis hoffentlich bald….
Meine Peru-Rundreise wurde von INKATROTTER aus der Welt von TROTTERMUNDO unterstützt. Vielen Dank.
Lima 56
Favoritenstraße 56
1040 Wien
http://www.lima56.at/
Chicha Arequipa
Santa Catalina 210 Cercado
http://chicha.com.pe/en/arequipa
Kushka…fe [Das nette Restaurant hat leider geschlossen!)
Calle Choquechaca 131-A, Cusco
Punto Azul
Calle San Martín 595, Miraflores, Lima
http://puntoazulrestaurante.com
9 Kommentare
Hinterlassen Sie einen Kommentar
GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Oh, wie lecker! 😉 ich glaube, ich muss da auch bald mal hin. Und wenn´s nur zum Essen ist …
Gourmetreise Peru! Ich komme mit!
Hallo Gudrun,
ja das Getränk ist schon lecker, richtig zubereitet 😉
Mir gefällt es, wie jeder seinen Beitrag zusteuert und für das Essen mitnimmt. Apthapi!
Den Oktopus hätte ich auch gerne gekostet.
Liebe Grüße
So ein gemeinsames Essen ist was feines!
Na danke auch Gudrun! Jetzt habe ich mega Hunger und Fernweh noch dazu 🙂 Aber da fehlen noch soooo viele Gerichte, du hast ja noch gar nicht alles probiert. Aber wahrscheinlich wärst du dann mit ein bisschen mehr Übergepäck nach Hause gekommen.
Danke für diesen schönen Einblick.
Gastóns Kochbuch gibt es jetzt übrigens auch in Deutschland. Für mich das umfangreichste und beste Kochbuch aktuell.
Saludos
Sonja
Hi, also ich habe nur das verkostet, worauf ich Lust hatte, alles geht wirklich nicht, denn die Peruaner haben Unmengen an Nationalgerichten!
Rocoto relleno vermisse ich. Oder überhaupt rocoto, mit dem ich alles verfeinert habe: Suppen, Nudeln, Pizza und Salate.
Die erste Begegnung mit dem scharfen Gemüse war allerdings ein Schock:
https://andreas-moser.blog/2016/09/24/essen-peru/
Es ist gut, dass Sie Peru besucht und die große Vielfalt der peruanischen Gastronomie genossen haben. Ceviche ist unser Flaggschiff-Gericht und es gibt mehrere Möglichkeiten, es zuzubereiten, man kann zum Beispiel verschiedene Fischsorten verwenden. Ich hoffe, Sie haben Ihren Besuch genossen.
Na ja…
bei Reisen sollte man (und Frau) über seine Schatten springen können!
Cuye (Meerschweinchen) schmeckt absolut lecker, in Richtung Kanninchen, nur etwas zarter. Ob gegrillte oder in Ragout absolut super!
Darüber gibt es ein großes Unterschied zwischen Herz und andere Innereien, Herz ist reines Muskelfleisch fast ohne Fett und mit viel Gescmack.
Und Chicha morada, wenn sie schön kühl und nicht zu süß ist ist sehr erfrischend.
Während meine Reisen probiere (fast) alles. (Menschenfleisch wurde mir nie serviert…). Von gegrilltes Heuschrecken (Chapulines) leckeres Snack in Mexiko, durch Klapperschlangen-Ragout auch in Mexiko bis fritierte Skorpionen in China (Absolut lecker, kusprig und aromatisch).
So bucht wider Peru und trau dich!!!
Sterben wirds du nicht und bist eine Erfahrung (oder mehrere) reicher!
Prost (selbstverständlich mit Pisco sour)!