Levadawanderung auf Madeira
Fröhlich drückte mir meine Freundin ihren Wanderführer Madeira in die Hand. „Hach, Madeira!“, schwärmte sie, „Am liebsten würde ich ja mitkommen.“ Besonders gefallen hatte ihr eine Levandawanderung, die sie mit einer Gruppe unternommen hatte.
Dass ich selbst nur proforma wegen dem Büchlein angefragt hatte, verschwieg ich ihr. Noch wusste ich nicht, ob ich im Urlaub wirklich wandern wollte. Vielleicht wollte ich lieber mit einem guten Buch am Pool liegen? Sicherheitshalber hatte ich trotzdem feste Schuhe, Rucksack und meine Wanderhose im Gepäck. Zusätzlich hatte ich mir sogar eine Taschenlampe eingepackt, denn manche der Wanderwege auf Madeira führen durch Tunnels.
Ausflüge auf Madeira mit dem Mietauto
Angekommen in Madeira standen zuerst alle möglichen Ausflüge mit dem Mietwagen auf dem Programm. Einer führte uns ganz in den Osten der Insel, nach Ponta de São Lourenço. Wer hier seine Wanderschuhe schnürt, kann sich auf spektakuläre Ausblicke freuen. Ich selbst bin nur zu einem Aussichtspunkt spaziert.
Ein paar Tage später stand ich am Gipfel des Pico do Arieriro, ebenfalls ohne Wanderschuhe. Auf den dritthöchsten Gipfel Madeiras führt eine Straße bis fast ganz oben. Von hier aus starten viele Wanderer um den höchsten Gipfel Madeiras, den Pico Ruivo, zu erklimmen. Er ist 1861 hoch. Wie Ameisen bewegten sich die vielen Wanderer auf ihr Gipfelerlebnis zu. Das sah alles sehr, sehr anstrengend aus.
Was sind Levadas?
Als Genusswanderer habe ich mich schlussendlich und am allerletzten Tag meiner Reise für eine Levadawanderung entschieden.
Levadas sind künstlich geschaffene Wasserwege, die das Wasser vom Norden Madeiras in den trockenen Süden leiten. Die ersten Siedler begannen bereits 1460 mit der Umleitung des Quellwassers.
Ab 1580 wurden für diese Arbeit afrikanische Sklaven eingesetzt, um das Bewässerungsnetz auszubauen. Das Wasser wurde gebraucht um die terrassenförmigen Anbaugebiete zu bewässern und Getreide- und Zuckerrohrmühlen zu betreiben. Später wurde Strom erzeugt.
Heute unterstützen hydroelektrische Anlagen das Netzwerk der Levadas. Sie werden hauptsächlich vom Staat finanziert und vom Levadeiro instand gehalten. Daher sind die Wege neben den Levadas streng genommen Arbeitswege und keine Wanderwege. Manche sind nicht ausgeschildert, und nicht alle sind gut und sicher ausgebaut.
Levadawanderung: Levada dos Tornos auf Madeira
Die Levadawanderung, die ich in Angriff nehme, führt mich vom Jardins do Palheiro nach Monte. Laut Reiseführer sind das 7,5 km. Die Strecke ist in 3-4 Stunden Gehzeit zu schaffen. Die Gehzeit richtet sich natürlich nach Foto- und Trinkpausen. Ausgerüstet bin ich mit Wanderschuhen, Rucksack samt Trinkflasche und Wanderhose. Den Jardins do Palheiro könnte ich auch mit den öffentlichen Bussen (Nr. 36 oder 37) erreichen.
Mein Mietwagenchauffeur bringt mich sicher ans Eingangstor des Botanischen Gartens. Der „Einstieg“ in die Levada ist nach zehnminütiger Gehzeit entlang der Parkmauer erreicht.
Nach hundert Meter bin ich an der Levada angelangt und wandere nun immer neben dem Wasserkanal entlang. Es ist herrlich ruhig. Außer dem Gluckern des Wassers und Vogelgesang höre ich nichts. Wie im Reiseführer beschrieben erreiche ich nach 45 Minuten das Jasmin Tea House. Pause will und muss ich noch keine einlegen, daher marschiere ich weiter.
15 Minuten später bin ich beim Hortensia Gardens Tea House angelangt, auch dort mache ich nur Fotos und keine Pause. Ich wandere weiter, höre Verkehrslärm und da taucht unter mir eine Straße auf. Ist mir egal, hier oben habe ich den besten Blick auf die Bäume, den Himmel und die Blumen am Levada-Wegesrand.
Eine blumige Lavadawanderung
Botanisch bin ich völlig unbegabt, die Mohnblume erkenne ich gerade noch. Geschäftstüchtige Anrainer habe kleine Verkaufsstände mit Blumenzwiebeln aufgestellt. Es gäbe Strelitzien, Kamelien, Glyzinien und viele andere zu kaufen. Meine Mitbringsel habe ich bereits am Markt in Funchal erstanden. Mehr Gepäck als nötig möchte ich mir nicht aufladen. Ich lege immer wieder Trinkpausen ein, der Rucksack wird leichter und leichter. Die ersten Wanderer kommen mir entgegen, Monte war ihr Ausgangspunkt.
Die Levada führt mitten durch eine Hotelanlage, ich spaziere an den Bungalows vorbei. Nach 45 Minuten erreiche ich das Dorf Curral dos Romeiros. Hier warnt der Reiseführer vor verwirrenden Wegangaben. Die Levada de Tornos, der ich bisher gefolgt bin, führt rechts am Berghang weiter. Ich muss jedoch links hinunter, wo ich nach wenigen Metern die Bergstation des Jardim Botanico zwischen den Bäumen entdecke.
Von nun an geht’s bergab und dann leider wieder bergauf. Endlich habe ich mein Ziel, die Bergstation Monte, erreicht. Bequem gondle ich mit der Seilbahn ins Zentrum Funchals hinunter, die Korbschlittenfahrt spare ich mir für meinen nächsten Besuch auf Madeira auf. Und mit Sicherheit werde ich mehr Wanderungen entlang der Levadas einplanen.
Tipps für eine Levadawanderung auf Madeira
- Meine Blogbeitrag ist ein Eindruck meiner Wanderung und ersetzt keine ausführliche Beschreibung in einem Reise- oder Wanderführer.
- Wer nicht alleine unterwegs sein möchte, schließt sich einer geführten Wanderung an. Das Tourismusbüro und die Hotels helfen bei der Organisation.
- Viele Wandereinstiege auf Madeira sind mit öffentlichen Bussen erreichbar. Zurück zum Hotel kommt man mit dem Bus oder mit einem Taxi.
- Wandern macht nur Spaß wenn man gut ausgerüstet ist. In den Rucksack gehören Sonnen- und Regenschutz, genügend Wasser und ein Müsliriegel.
- Die Wanderschuhe sollten ein gutes Profil haben, nach Regenfällen können die Wege glitschig sein.
- Manche Levadawanderungen führen durch Tunnels. Taschenlampe nicht vergessen!
11 Kommentare
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Hört sich nach einer gelungenen Wanderung an. Auch die Küstenbilder sind ein Traum. Ich war noch nie auf Madeira, aber als Wander-Liebhaberin freue ich mich über den Tipp! Maria
Ich würde sofort wieder hinfahren!
Hach… Madeira! Ja, ich kann Deiner Freundin nur zustimmen. Lang, lang ist’s her, dass ich das letzte Mal dort war. Damals habe ich nur eine kurze Wanderung unternommen und war von der Landschaft begeistert. Wird mal wieder Zeit für einen Besuch. 🙂
Dann machen wir demnächst eine Bloggerreise dorthin, Maria von kofferpacken.at kommt sicher mit…
Super Idee! I bin dabei! 🙂
Die Levadas auf Madeira sind wirklich etwas ganz besonderes! Danke für den schönen Bericht!
Das stimmt, die sind was besonderes!
Danke fürs Mitnehmen Gudrun. Wenn ich schon selbst nicht dort gewandert habe, dann jetzt mit dir virtuell
Liebe Grüße
Madeira ist super zum Wandern!
Madeira ist wirklich ein Traum, vor allem mag ich die lokale Küche auch sehr. Nach dem Lesen deines Berichts hab ich in jedem Fall Lust mal wieder hinzufahren!
Die Küche hätte einen extra Blogbeitrag verdient, das stimmt!