Costa Rica: Mit der Seilbahn durch den Regenwald
„You two take the first row, you sit here, then there is a place for you, Madam, and I’m in the last row,“ unser Guide Allan teilt den Touristen die Plätze in der kleinen, grünen Gondel zu. Insgesamt haben sieben Personen Platz, der hinterste Sitz ist für den Guide reserviert. Dann macht es einen schwachen Ruck – und schon schweben wir mit der Seilbahn durch den Regenwald.
Eine neue Perspektive auf den Regenwald
Die Seilbahn im Regenwald von Costa Rica ist ein einmaliges Erlebnis. Langsam gleiten wir über die Baumwipfel, durch ein Meer aus Grün, das in unzähligen Schattierungen leuchtet. Vorerst schweben wir noch knapp über dem Boden, hin und wieder streifen Blätter und Äste unser Fortbewegungsmittel. Doch schon bald geht es höher und höher hinauf – an der höchsten Stelle sind wir 40 Meter über dem Waldboden, erklärt Allan. Unter uns erstreckt sich ein dicht bewachsener Dschungel, durch den ein schmaler Pfad erkennbar ist.
Die Idee zur Seilbahn stammt von einem amerikanischen Naturforscher, der den Gästen eine neue Perspektive auf Costa Ricas tropischen Regenwald bieten wollte. Die Strecke ist insgesamt zwei Kilometer lang und bietet eine ruhige, fast schwebende Fortbewegung durch die Natur. Dabei hat man die Möglichkeit, Flora und Fauna ohne störende Motorengeräusche zu beobachten – eine sanfte, fast meditative Art des Reisens.



Abenteuer zwischen den Baumwipfeln
Während die Gondel weiter durch die Baumkronen gleitet, erzählt Allan spannende Anekdoten. Er berichtet von einem Mitarbeiter, der jeden Morgen den schmalen Pfad unter uns abläuft, um die Strecke auf mögliche Hindernisse zu überprüfen. Schließlich könnten über Nacht Bäume umgestürzt sein oder Äste die Stahlseile blockieren. Einmal, so erzählt er, habe ein Faultier das Seil mit einem Ast verwechselt und sich daran festgeklammert. Leider habe ich vergessen zu fragen, was in so einem Fall passiert – wird das Tier vorsichtig entfernt oder wartet man einfach, bis es selbst weiterzieht?
Welche Regenwälder gibt es in Costa Rica?
Während unserer eineinhalbstündigen Fahrt entdecken wir unzählige Pflanzen, die sich in den Höhen des Regenwaldes ausbreiten. Allan nutzt seinen Laserpointer, um auf besondere Exemplare hinzuweisen. Mit Begeisterung erklärt er uns die Unterschiede zwischen Tieflandregenwald und Nebelwald. Die Bäume sind dicht bewachsen, überall hängen Lianen und Epiphyten. Von weitem hören wir das Gebrüll von Affen, während das laute Zirpen der Zikaden die Luft erfüllt. Ein blauer Morphofalter flattert an unserer Gondel vorbei – als würde er sich fragen, welche merkwürdigen Wesen da in durchsichtigen Käfigen durch seinen Lebensraum schweben.




Naturerlebnis im Braulio Carrillo Nationalpark
Unsere Tour findet im Braulio Carrillo Nationalpark statt, einem der artenreichsten Schutzgebiete Costa Ricas. Der Park erstreckt sich über mehr als 47.000 Hektar und beherbergt eine unglaubliche Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten. Besonders beeindruckend sind die riesigen Baumfarne, die hier seit Urzeiten wachsen. Neben der Gondelfahrt ist im Ticketpreis von 65 US-Dollar auch ein geführter Naturspaziergang enthalten, der weitere faszinierende Einblicke in den Regenwald bietet.
Überraschung am Ende der Tour
Nach der Seilbahnfahrt setzen wir unseren Rundgang fort. Neben einem Schmetterlingshaus, einem Terrarium mit Schlangen und Fröschen und einem kleinen Orchideengarten hat Allan noch eine Überraschung für uns. Er führt uns in ein ehemaliges Kino, in dem früher ein Film über den Bau der Seilbahn gezeigt wurde. Heute hat hier ein ganz besonderer Gast Einzug gehalten: ein Tapir mit seinem Nachwuchs. Angeblich werden die beiden nicht gefüttert, sondern halten sich freiwillig ab und an in dem überdachten, nach allen Seiten offenen Gebäude auf. Das Jungtier schnuppert misstrauisch an Allens Hand, bevor es sich auf den Boden legt und die Ohren anlegt. „Das ist die typische Fluchtstellung“, erklärt Allan schmunzelnd. Ein wunderbarer Abschluss für unser Abenteuer im Regenwald von Costa Rica.


Tipp: Laut Reiseführer ist die Seilbahn in der Hochsaison völlig überlaufen. Eine Reservierung ist daher ratsam. Hier geht’s zu Homepage: Aerial Tram
Diese Reise nach Costa Rica wurde von TicoTROTTER aus der Welt von TROTTERmundo unterstützt.
Ich war von 22.November bis 14.Dezember 2016 mit einem Mietauto in Costa Rica unterwegs.

GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.