Winter Abenteuer in Finnland

Ich mag ihn nicht, den Winter. Diese Jahreszeit kombiniere ich geistig immer mit einer Tätigkeit, die ich noch weniger mag, dem Skifahren. Doch abseits der Skipisten gibt es auch Abenteuer und an meinen Aufenthalt in Finnland denke ich gerne zurück.

Meine winterlichen Aktivitäten bestanden aus einer Fahrt mit dem Hundeschlitten, einem Ausflug mit dem Schneemobil inklusive Eisfischen, einer (kurzen) Nacht im Eisiglu und einer Rentierschlittenfahrt.
Als Draufgabe gab es Nordlichter zu entdecken.

Mit dem Hundeschlitten durch Finnland

Kaum steigen wir aus dem Auto, geht das Kläffen los. Mehrere Huskies stehen auf ihren Hundehütten und bellen sich sprichwörtlich die Seele aus dem Leib. Einige von ihnen sind bereits vor einfache hölzerne Schlitten gespannt und hüpfen aufgeregt hin und her. Sie können kaum erwarten, dass die vierstündige Fahrt durch die Wälder losgeht.

Husky
Ein finnischer Husky wartet auf Gäste

Nach der Einkleidung (Overall, Thermoschuhe, Socken, Handschuhe) bekommen wir von Minna eine kurze Einführung in die Handhabung eines Hundeschlittens. Sie erklärt uns die Handzeichen für „Stopp“ und „Weiterfahrt“ und unser wichtigstes Utensil, die Bremse. Das ist eine Art Metallkralle, die am hinteren Teil des Schlittens angebracht ist.

Die Huskies bellen umso aufgeregter, je näher wir dem Schlitten kommen. Sie wollen lossprinten. Ein Helfer löst die Leinen.

Die Schlittenhunde stürmen los.

Bis zur Mittagspause bin ich Passagier, mein Partner führt den Schlitten und konzentriert sich auf das Hundegespann. Ich genieße die Fahrt, den Sonnenschein und die Landschaft, während sich mein Partner mit unserem schnellen Gespann abmüht. Begleitet werden wir von einem Motorschlitten, ein Mitarbeiter der Huskyfarm kontrolliert unsere Fahrt.

Durch Finnland mit dem Hundeschlitten
Durch Finnland mit dem Hundeschlitten

Die eineinhalbstündige Fahrt vergeht viel zu schnell, schon sind wir an einer Blockhütte angekommen und bekommen Tee und Suppe zum Aufwärmen. Die Huskies liegen angeleint in der Sonne, sie sehen müde aus und sind für jede Streicheleinheit zu haben.

Finnischer Husky
Finnischer Husky geniesst die Sonne

Nach der Pause wechseln wir Platz, nun darf ich das Gespann anführen. Die vermeintliche Müdigkeit der Hunde ist wie weggewischt, sie spüren die Aufbruchstimmung und wollen losstürmen. Kaum sind die Leinen gelöst, stürzen sie drauflos. Ich versuche sie zu bremsen und muss mich mit meinem ganzen Körpergewicht auf die Bremse stellen. Unser Gespann ist schnell und den Vorgang mit der Bremse muss ich noch einige Male wiederholen, sonst würde ich dem Gespann vor mir zu nahe kommen. Leider vergeht die Zeit wieder viel zu schnell und wir erreichen in Windeseile, eigentlich in Hundeseile, die Huskyfarm.

Wie schnell wir waren, seht ihr im Film:

httpvh://youtu.be/K8CuZbSG48E

Mit dem Schneemobil zum Eisfischen

Die Fahrt mit dem Schneemobil entpuppt sich um einiges lauter als die Hundeschlittenfahrt. Doch das Abenteuer beginnt völlig gleich: Wir werden in warme Overalls gesteckt und uns wird der Motorschlitten erklärt. Handzeichen gibt es ebenfalls. Nur diesmal darf mein Partner von Anfang bis zum Schluss das Steuer übernehmen. Zuerst drehen wir eine Proberunde und nachdem alles bei allen geklappt hat, geht es auch schon los. Besonders schnell sind wir nicht, aber dafür ziemlich laut. Da sind mir kläffende Hunde lieber.

Wie funktioniert ein Schneemobil?
Wie funktioniert ein Schneemobil?
Schneemobil
Mit dem Schneemobil auf Tour

Unser erstes Ziel ist die Wildmark-Kirche von Pielpajärvi.

Die erste Kirche an diesem Standort wurde 1647 fertig gestellt. Ein bis zweimal im Jahr besuchte der Pfarrer die Gemeinde, manchmal erschien er auch gar nicht. Gleichzeitig zu den Kirchgängen, die im Winter eine bis eineinhalb Wochen dauerten, fanden Märkte statt. Zusätzlich wurden Steuern erhoben und zu Gericht gesessen. Das heutige Kirchenhaus stammt aus dem Jahr 1760 und ist ganz aus Holz gebaut. Zu Ostern und zu Mittsommer finden noch heute Messen statt, Hochzeiten werden ebenfalls abgehalten.

Pielpajärvi Kirche
Die Kirche in Pielpajärvi
Holzkirche in Finnland
Eine Holzkirche in Finnland

Wir halten nicht weit von der Kirche in einer Blockhütte unsere Mittagspause ab, bevor es ans Eisfischen geht.

Zuallererst drückt uns Martin einen Bohrer in die Hand, mit dem wir ein Loch in die meterdicke Eisfläche bohren. Als nächstes bekommen wir eine Plastikangel samt Köder ausgehändigt, die wir in das Loch hängen. Und dann heißt es warten. Wir müssen sogar als Fotomotive herhalten, wie wir da so einsam und verloren am See herumstehen, mit unseren Kinderangeln an der Hand.

Petri heil!

Martin hat sich einige Meter von uns ein eigenes Loch gebohrt, hält die Angel rein und hat – schwupps, einen Fisch am Haken. So ganz glaube ich ihm nicht, dass das mit rechten Dingen zugeht. Wahrscheinlich hat er getrickst, den Fisch schon vorher gefangen und ihn extra für uns aus dem Eisloch gezogen.

In Finnland kann man Eisfischen
In Finnland kann man Eisfischen
Eisfischen in Finnland
Eisfischen in Finnland
Fisch
Hurra! Ein Fisch wurde geangelt!

Trotzdem ist unsere Gruppe in guter Stimmung und wir fahren mit dem Schneemobil auf dem gefrorenen See weiter. An einer anderen Stelle zeigt uns Martin eine weitere Art des Eisfischens. Eine Angelschnur mit mehreren Haken verläuft unter dem Eis. Auch hier war er erfolgreich und er kann sich über mehrere Fische freuen.

Eisfischen am Inarisee
Eisfischen am Inarisee

Mit dem Schneemobil geht es retour nach Inari, wo wir das Sami Museum besuchen. Eine Sonderausstellung ist den Polarlichtern gewidmet. Ob ich welche zu sehen bekomme?

Wie laut das Fahren mit dem Schneemobil ist, hört ihr im Film:

httpvh://youtu.be/SnVdI-iwHTE

Auf der Suche nach den Polarlichtern

Eigentlich ist es ganz einfach. Läutet jemand die schwere schmiedeeiserne Glocke im Kakslauttanen Arctic Resort, heißt es warm anziehen und in die Kälte hinausstapfen, den Kopf Richtung Himmel gestreckt. Wo sind sie, die Polarlichter? Aber manchmal ist es auch ein bisschen kompliziert. Denn wenn man noch nie in seinem Leben Polarlichter in natura gesehen hat, dann weiß man nicht, sind das jetzt Wolken? Grüne Wolken? Noch bevor man die Kamera in die richtige Position gebracht hat, spielt sich am Himmel ein Spektakel ab. Und schon sind sie wieder weg, die Polarlichter. Und die Glocke? Die hat man vergessen zu läuten…

Polarlicht
Polarlicht

Ein Ausflug mit dem Rentierschlitten

Merke: Das Wort Rentier kommt nicht von Rennen. Eigentlich müssten sie Langsamtier heißen, so geruhsam wie sie durch die Gegend stapfen. Obwohl einmal in Bewegung versetzt, arbeiten sie auch sehr ausdauernd. Seit 45 Minuten ziehen sie unseren Schlitten durch eine verschneite Winterlandschaft, außer dem Stapfen der Hufe und den Schleifgeräuschen der Schlitten höre ich nichts.

Plötzlich bellt ein Hund, das vorderste Rentier bleibt stehen und trappelt nervös am Stand. Maxim steigt aus seinem Schlitten und beruhigt das Tier. Ein Ruck geht durch den Schlitten, das Rentier trottet gemächlich unserem Rastplatz entgegen, wo Maxim für uns Tee zubereitet. Beim Lagerfeuer erklärt er uns die Eigenheiten der Tiere. Vor Berührungen zucken sie zurück, ein Kuschelfoto wie bei den Huskys ist absolut nicht möglich. Zäh seien sie und gute Arbeitstiere. Die 15 Tiere, die auf der Rentierfarm leben, sind ausschließlich Zugtiere für die Schlitten, andere Arbeiten müssen sie nicht übernehmen. Die Tracht, die Maxim trägt, wurde übrigens ausschließlich für uns Touristen erfunden.

Rentier in Finnland
Rentier in Finnland
Teepause
Teepause

Wie langsam Rentiere unterwegs sind, seht ihr im Video:

httpvh://youtu.be/j4esf605I48

Eine (kurze) Nacht im Schneeiglu

Einmal in einem Iglu übernachten, so etwas steht doch auf jeder to-do-Liste ganz, ganz oben. Auf meiner natürlich auch und im Kakslauttanen Arctic Resort bekomme ich die Gelegenheit dazu. Für eine Nacht mieten wir uns in einem Schneeiglu ein. Hätten wir diese Nacht auf unser Blockhaus verzichtet, hätten wir unser Gepäck in einem eigenen Raum im Hotel unterbringen können. Doch glücklicherweise waren wir so schlau und haben unsere gemütliche Hütte (inklusive Sauna und Kamin) für diese Nacht behalten.

So mussten wir nicht im beheizbaren WC vor den Iglus übernachten, wie das kanadische Ehepaar, das wir am nächsten Morgen beim Frühstück kennen lernten. Wir schlichen einfach nach etwa 20 Minuten in unser Blockhaus zurück und wärmten uns am Feuer auf. Und wie es den Japanern und ihrem Schneeiglu erging, erzähle ich euch an dieser Stelle auf meinem Blog.

Winterabenteuer: Übernachtung im Schneeiglu
Winterabenteuer: Übernachtung im Schneeiglu
Schneeiglu in Finnland
Schneeiglu in Finnland
Die Reisebloggerin im Schneeiglu
Die Reisebloggerin im Schneeiglu

5 Kommentare

  1. Veröffentlicht von Juergen am 17/12/2016 um 12:49

    So ein kleines Rentier hätte man wahrscheinlich auch zum Kuscheln ins Schneeiglu mitnehmen können. Damit die Nacht nicht zu kalt wird. 🙂

    LG Juergen

  2. Veröffentlicht von Flo am 18/12/2016 um 12:30

    Müsste ich mich für eine der drei Schlittenfortbewegungsarten entscheiden, ich würde wohl das Rentier nehmen 😉 Wie gings eigentlich deinem Rücken nach der Husky-Schlittenfahrt? Das sieht ja ziemlich „bumpy“ aus im Video!

    Liebe Grüße,
    Flo

    • Veröffentlicht von Reisebloggerin am 18/12/2016 um 14:59

      Nein, die Fahrt mit den Schlittenhunden war die Beste! Der Rücken hat nicht gelitten, die Schlitten waren ganz dick mit Fellen ausgelegt.

      • Veröffentlicht von Flo am 18/12/2016 um 21:10

        OK, dann bin ich ja beruhigt 🙂

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Miriam blitzt - Miriam Mehlman Fotografie

GUDRUN KRINZINGER

Ich tue. Ich reise. Ich bin.

Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.

Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.

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