Römerstadt Carnuntum – Die Vergangenheit beginnt hier
Wahrscheinlich wüsste ich mehr über römische Geschichte, hätte ich in der Schule Latein gehabt. So plagte ich mich stattdessen mit der Konjugation von französischen Verben und bezog mein Geschichtswissen aus Asterixhefteln. Da ich noch dazu in Oberösterreich aufgewachsen bin, genauer gesagt in der näheren Umgebung der römischen Kleinstadt Ovilava, landete ich bei Schulausflügen nie in Carnuntum, das in Niederösterreich liegt.
Bei der Auswahl der TOP-Ausflugsziele Niederösterreichs habe ich mich bewusst für Ziele entschieden, die ich noch nie besucht habe. Begonnen habe ich meine Ausflugstour im Stift Klosterneuburg, Carnuntum ist als Nummer zwei meiner Liste eingeplant.
Ursprünglich wollte ich mit der Schnellbahn nach Carnuntum, doch nach genauerem Studium der Homepage und der Tatsache, dass es insgesamt sechs Standorte zu besichtigen gibt, entschied ich mich doch für eine Fahrt mit dem Auto. Genauer gesagt ließ ich mich chauffieren.
Museum Carnuntinum in Bad Deutsch-Altenburg
Den ersten Stopp plane ich in Bad Deutsch-Altenburg ein. Hier steht das Museum Carnuntinum. Es handelt sich um eine nachgebaute römische Villa, in der sich die wertvollsten Stücke aus einer langjährigen Grabungszeit befinden. Pünktlich um 12 Uhr beginnt eine einstündige Führung, der ich mich gerne anschließe.
Unsere kleine Gruppe (4 Personen) erfährt alles über die Entstehung der Stadt, über Bekleidungsvorschriften, Verwaltungsaufgaben und das tägliche Leben der Soldaten. So mußten die einfachen Soldaten zum Beispiel selbst Kochen, eine Aufgabe die manchmal gehörig daneben ging, wie ein komplett verbranntes Brot beweist. Eigentlich unglaublich, dass diese Ausstellungsstücke knapp 2000 Jahre alt sind!
Mich faszinieren auch Zitate aus der damaligen Zeit, wie zum Beispiel:
Römischer Soldat an seinen Vater, Papyrus aus Ägypten
„Vater ich frage und bitte dich, schicke mir mit Valerius ein Kampfschwert (…), eine Spitzhacke, einen Enterhacken, wenn möglich auch zwei Speere (…), eine Tunika und meine langen Hosen.“
Amphitheater der Militärstadt
Was eine richtige Stadt ist, hat natürlich auch ein Amphitheater. Carnuntum hat derer sogar zwei, eines davon suche ich bei meiner Tour auf. Es ist der einzige noch sichtbare Teil der ehemaligen Lagerstadt. Wirklich viel ist nicht mehr übrig geblieben.
Das Heidentor
Vom Parkplatz des Römischen Stadtviertels ist es ein gemütlicher Spaziergang bis zum Heidentor.
Ist es ein Siegesdenkmal? Ein Stadttor? Ein Grabmal? Ein Triumphbogen? Diente es als eine Art Grenzsicherung? Noch wird gerätselt…
Die Römerstadt Carnuntum
Jetzt habe ich das Gefühl, so richtig in das römische Leben einzutauchen. Ich bin Gast im Hause des Lucius, dem Stoffhändler. War er wirklich Stoffhändler? Die Forschungen vermuten es. Bei den archäologischen Untersuchungen wurden keine Werkstoffreste gefunden, Handwerker war er wohl nicht.
Rekonstruiert wurden der Innenhof, die Küche, ein Wohnraum mit Hausaltar, ein Geschäftsraum und der Garten. Es würde mich nicht wundern, würde Lucius um die Ecke biegen und uns Touristen aus dem Haus jagen. „Nicht einmal am Sonntag hat man seine Ruhe“, würde er grummeln, sich auf sein Bett legen und Weintrauben naschen.
Oder würde er den Sonntag in der Therme verbringen? Unweit seines Hauses wurde eines von mehreren Thermengebäuden ausgegraben und rekonstruiert. Schon vor 2000 Jahren entspannte man sich in temperierten Räumen. Aber auch hier würde er neugierigen Ausflüglern begegnen, die ihm den Aufenthalt verleiden würden. Vielleicht aber würde sich der eine oder andere Besucher zu ihm gesellen? Die rekonstruierten Zimmer sind nämlich so gestaltet, dass man sich in einer echten Therme wähnt. Ich höre im Caldarium das Wasser plätschern, sogar Badeschlapfen stehen bereit.
Soll ich oder soll ich nicht in das kühle Nass eintauchen?
Lieber nicht. Lieber warte ich auf offizielle Gelegenheiten um die Welt der Römer in Carnuntum kennenzulernen. Zum Beispiel beim Römerfestival im Juni, wo sich an allen Standorten Legionäre, Gladiatoren, Handwerker und Tänzer tummeln. Römischer Rosenwein wird bei den „Römischen Gaumenfreuden“ kredenzt, ein kulinarisches Event, das mehrmals im Jahr stattfindet.
Informationen zu Carnuntum
- Öffnungszeiten bis 15.November täglich von 10-17 Uhr
- Das Eintrittsticket ist für alle drei Standorte (Römisches Stadtviertel, Museum Carnuntinum, Amphitheater Militärstadt) gültig.
- Eintrittspreise Erwachsene: €12
- Ermäßigungen für Senioren und Studenten
- Hunde sind erlaubt im Römischen Stadtviertel und im Amphitheater
Ausflugsziele in der Nähe von Carnuntum
Dieser Beitrag wurde von den TOP Ausflugszielen Niederösterreichs in Auftrag gegeben und gesponsert.
5 Kommentare
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
ich wusste gar nicht dass es in niederösterereich so viel römisch angehauchtes flair zu finden gibt :d interessant vor allem weil ich gerade im luxushotel südtirol ausspanne und gerne mal nen tagesausflug wohin machen würde. ist ne idee wert!
grüße von Claudia
Es ist vielleicht ein bisschen weit von Südtirol, aber in Niederösterreich haben sie auch schönes Hotels…
Ich war auch noch nie in Carnuntum. Steht aber für dieses Jahr auf der To-Do-Liste. Ich wusste gar nicht, dass es da mehrere Standorte gibt. Klingt auf alle Fälle alles sehr interessant 🙂
Liebe Christine, ich wusste es vorab auch nicht, zum Glück habe ich mich noch rechtzeitig informiert. Mit dem Fahrrad wäre ein abklappern der einzelnen Standorte kein Problem, aber zu Fuß wäre es mir zu weit gewesen…
Auf einer Wanderung von Wien nach Bratislava – https://andreas-moser.blog/2018/07/24/wien-bratislava/ – habe ich in Carnuntum Rast gemacht. Es war damals schon abends und ich konnte nicht mehr ins Museum, aber ich war beeindruckt, wieviele römische Spuren dort noch sichtbar sind (oder wieder sichtbar gemacht wurden).
Auf jeden Fall ein empfehlenswerter Tagesausflug von Wien aus!