Wie lebt ein Mönch in Myanmar?
„I wasn’t satisfied with the food“, Guide Zaw erzählt mir von seinen Erlebnissen als Mönch. Ganze fünf Tage hat er es im Kloster ausgehalten und war dann glücklich in sein Heim in Yangon zurückgekehrt. „Jeden Tag gehst du frühmorgens aus dem Haus und bittest um Essen. Die Bewohner des Ortes füllen bereitwillig deine Schüssel mit Curry. Aber der eine kocht salzig, der nächste süß, der dritte wiederum scharf. Im Kloster retour werden die verschiedenen Currys zu einer einzigen Sauce zusammengemischt. Dieses Gemisch schmeckte jeden Tag gleich.“
Außerdem vermisste er seinen geliebten Kaffee. „Aber was sollte ich machen? Niemand hat mir einen Kaffee angeboten, also durfte ich auch keinen trinken. Als Mönch darfst du nur das zu dir nehmen, was die Leute dir geben, du darfst nichts fordern.“
Bei meiner ersten Begegnung mit Mönchen fordern diese Geld von mir. Ich steige an der Sule Pagode in Yangon aus dem Bus, zwei Personen mit rasiertem Kopf und dunkelroter Mönchskutte eilen auf mich zu und betteln: „Money, please, money!“ Mein Guide Zaw schüttelt den Kopf. „Das sind keine echten Mönche“, meint er. „Und trotzdem geben wir ihnen manchmal Geld, aus Respekt vor der Robe.“
Mönche als Touristenattraktion
Im Kha Khat Waing Kyaung Kloster in Bago lassen es manche Touristen an Respekt fehlen. Pünktlich um 11 Uhr wird eine Glocke geschlagen, die etwa 480 Mönche und 250 Touristen begeben sich in Startaufstellung. Die Mönche wandeln den Säulengang entlang, links und rechts flankiert von Touristen. Die Touristen aus Europa zücken Fotoapparate, die Touristen aus Thailand Geldscheine. Die Kindermönche bekommen am meisten zugesteckt. Das ganze Spektakel endet in einer Halle, wo sich jeweils sechs Mönche an einen bereits gedeckten Tisch setzen. Es ist halb 12, fast Mittagszeit, auch für die zahlreichen Touristen ist irgendwo ein Tisch in einem Restaurant gedeckt. So schnell, wie sie gekommen sind, verschwinden sie auch wieder.
Ich werde in die riesige Küche gebeten, wo sich Tag für Tag Freiwillige aus dem Ort einfinden, um für die Mönche zu kochen. Selbst kochen dürfen sie nicht, denn so müssten sie sich täglich entscheiden, welche Speise sie lieber essen würden. Diese Entscheidung wird ihnen abgenommen.
Mönchsein auf Zeit, in Myanmar ist das gang und gäbe.
Mein Guide Tom in Mrauk U verbrachte als 20-Jähriger insgesamt drei Monate im Kloster. Gerne hätte er seinen Aufenthalt auf sechs Monate ausgedehnt, doch sein damaliger Chef war dagegen.
Mit Tom an meiner Seite beobachte ich drei Shin Pyu-Prozessionen. Kleine Buben, herausgeputzt in den schönsten Gewändern, geschmückt wie Prinzen und Prinzessinnen, werden auf Pferden durch die Strassen Mrauk U’s geleitet. Die Reihenfolge der Prozession ist streng geregelt. Vorne weg wird ein Transparent mit den Namen der Eltern getragen. Es folgen Fahnenträger, ein Verwandter schleppt eine Buddhastatue, die angehenden Novizen sitzen hoch zu Ross, die Eltern stolzieren hinterher, die Onkeln und Tanten, ja, die ganze Nachbarschaft zieht in Festgewändern den Novizen nach, eine Gruppe Trommler begleitet den Umzug musikalisch.
Fast alle Teilnehmer tragen Blumen oder Geschenke. Im Kloster angekommen, bitten die Kinder um Aufnahme in die Klostergemeinschaft. Das Haar wird ihnen geschoren und in einem weißen Tuch aufgefangen. Die Familie ist stolz, schließlich tritt das Kind in die Fußstapfen Buddhas, wenn auch nur für kurze Zeit, denn meist verbringen die Kinder nur wenige Tage im Kloster.
Bei Kindern aus ärmeren Familien sieht die Sache anders aus. Das Kloster übernimmt die Schulbildung, oft ist das die einzige Möglichkeit für das Kind, Lesen und Schreiben zu Lernen.
Auf meiner Reise durch Myanmar begegnen mir noch viele Mönche. Mal Meditierend, mal schlafend, oft telefonierend und ganz oft fotografierend. Manche halten riesige, goldene Smartphones in ihren Händen. Ich frage meinen Guide, wie das zusammen geht.
Darf ein Mönch ein Smartphone besitzen?
Tom ist die Frage unangenehm. Und dann sprudelt es aus ihm heraus. Er erzählt mir von Buddhas Lehren, von den Aufgaben der Mönche und wie sich das mönchische Leben in den letzten Jahren verändert hat. Er schätzt, dass nur zehn Prozent der Mönche streng nach Buddhas Lehren leben. Und der Rest? Tom zuckt mit den Schultern. „Wir Buddhisten sind sehr tolerant, wir akzeptieren auch Mönche, die keine sind.“
Die Reise nach Myanmar erfolgte auf Einladung von Reisefieber – Der Asien-Spezialist seit über 30 Jahren.
4 Kommentare
Hinterlassen Sie einen Kommentar
GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Hallo Gudrun
Das war mir neu und kenne Mönche nur aus dem TV und Dokus, aber das es nicht ganz so streng ist, hätte ich nie gedacht. Auch nicht, das sie nichts fordern dürfen. Sehr spannend
Liebe Grüße
Es ist ein sehr komplexes Thema. Streng genommen dürfen sie nichts fordern, tun es aber doch. Ich habe auch gehört, dass sich Mönche vor Eheproblemen im Kloster „verstecken“. Manche haben ein Alkoholproblem. Es hat eben alles zwei Seiten…
Ich kenne auch einen RL Tom. Weiß aber nicht mehr wie er noch heißt. Sag auf alle Fälle liebe Grüße von Martina
Leider bin ich nicht mehr in Myanmar…