Stift Klosterneuburg – Wo sich Himmel und Erde begegnen
Den Heiligen Leopold mochte ich immer schon. Schließlich verhalf er mir und allen anderen Schulkindern in Oberösterreich, Niederösterreich und Wien am 15.November zu einem schulfreien Tag. Doch viel mehr über den Heiligen als seinen Todestag kannte ich nicht.
Das sollte sich schlagartig ändern als ich vor dem Stift Klosterneuburg stand. Im ersten Moment brachte ich den Babenberger und Gründer des Stiftes Klosterneuburg Leopold nicht mit dem Heiligen Leopold zusammen. Zum Glück entschied ich mich jedoch für eine Führung durch das Kloster und schon bald war klar, Leopold der Stiftsgründer und Leopold der Heilige sind ein und dieselbe Person.
Überhaupt lerne ich viel Interessantes an diesem Nachmittag. Zum Beispiel über den Verduner Altar, der als Hauptwerk der mittelalterlichen Emailkunst gilt. Ich sehe den siebenarmigen Leuchter der Agnes, bewundere den Erzherzogshut in der Schatzkammer und schreite wie zu Kaisers Zeiten die Kaiserstiege empor.



Mit der Schnellbahn von Wien nach Klosterneuburg
Doch alles der Reihe nach. Mit der Schnellbahn brach ich von Wien nach Klosterneuburg auf. Schon öfters fuhr ich mit dem Zug an dem imposanten Stift vorbei, und jedes Mal ärgerte ich mich, dass ich es noch nicht besichtigt hatte. Endlich ist es soweit, ich stehe vor dem Besuchereingang und wundere mich ein wenig. Das Gebäude sieht so gar nicht symmetrisch aus. Meinen ersten Eindruck bekomme ich bei der Führung bestätigt, laut ursprünglichen Plänen sollte die Anlage vier Mal so groß werden. Zumindest die barocke Fassung, denn das Stift selbst ist um vieles älter.

Die Legende besagt, dass der Babenberger Leopold III. das Stift Klosterneuburg an jener Stelle erbauen ließ, an der er den Brautschleier seiner Frau Agnes wiederfand. Ein Windstoß trug den Schleier am Tag der Hochzeit davon und wurde neun Jahre später von Leopold höchstpersönlich in einem blühenden Holunderbusch gefunden. Legenden sind was Schönes…
Auf jeden Fall erfolgte im Jahre 1114 die Grundsteinlegung, 1133 ziehen die Augustiner Chorherren in das Stift ein, die Stiftskirche wird am 29.September 1136 eingeweiht. Wenige Wochen später, am 15. November stirbt Leopold III, sein Grabmahl befindet sich in der Leopoldskapelle und wird zur Pilgerstätte.
Die Sakrale Tour im Stift Klosterneuburg
Ich pilgere mit meinem Guide anläßlich der Führung „Sakrale Tour“ ebenfalls durch die Anlage und die baugeschichtlichen Stilepochen. Wir starten im Barock, in der Sala Terrena, wo acht 2,5 Meter hohe Atlanten die Kuppel tragen. Dank der Restaurierung im Jahre 2006 präsentiert sich der Raum heute so, wie er im Jahre 1740 ausgesehen hat, die rohen Ziegeln schauen hervor. Karl VI. wollte in Klosterneuburg eine herrschaftliche Klosterresidenz erschaffen, nach seinem Tod wurden die Pläne nicht weiter verfolgt. Seine Tochter Maria Theresia war an einer Weiterführung der Umbauarbeiten nicht interessiert. So gibt es heute nur zwei von neun geplanten Kuppeln zu sehen und einen einzigen Innenhof statt vier.
Und trotzdem: Das Areal ist riesig! Die ehemals romanische Kirche wurde im Inneren barockisiert. Unseren Rundgang in der Kirche halten wir kurz, wir landen nämlich direkt in den Aufbauarbeiten für das Osterkonzert, das vom ORF aufgezeichnet wird. Ein riesiger Kran steht im Mittelgang der Stiftskirche, noch wird gehämmert und gebohrt, eine Bühne wird aufgebaut. Schnell ein Blick auf die wunderschöne Festorgel.
Durch eine unscheinbare Tür gelangen wir in den mittelalterlichen Kreuzgang. Eigentlich eine Sehenswürdigkeit für sich, die verzierten Schlusssteine der Gewölbe, die bunten Fenster, der Blick in den Klostergarten. Doch die Highlights kommen noch.



Der Verduner Altar
In einem eigenen Raum ist die Rückseite des Verduner Altars ausgestellt. Der Triptychon zählt zu den ältesten Tafelbildern nördlich der Alpen. Die Vorderseite des Flügelaltares ist in der Leopoldskapelle ausgestellt und glücklicherweise noch erhalten. Ursprünglich dienten die Tafeln als Kanzelverkleidung. Bei einem verheerenden Brand im Jahre 1330 konnten die Tafeln aus der Kirche gerettet werden, als Löschwerkzeug diente Messwein. Das ist jetzt keine Legende, sondern historisch belegt!
Ein kurzer Film erklärt Herstellung der einzigartigen vergoldeten und mit Emailtechnik verzierten Kupferplatten. Ebenso einzigartig ist der siebenarmige Bronzeleuchter, der im Brunnenhaus zu sehen ist.


Noch mehr Programmpunkte im Stift Klosterneuburg
Die einstündige Führung ist leider viel zu schnell zu Ende. Die Schatzkammer, den Marmorsaal und die Prunkräume des Kaisers schaue ich mir alleine an.
Im Stift Klosterneuburg ist immer etwas los. Die Orchideenschau in der Orangerie habe ich knapp verpasst. In der Bibliothek gibt es Bücherabende und in der Vinothek Weinverkostungen. Im Sommer freuen sich Opernbesucher auf das drittgrößte Open-Air-Festival Österreichs. Der Kaiserhof bietet Platz für 840 Besucher. Und wer ein richtiges Leopoldifest erleben möchte, findet sich am 15.November im Binderstadl gegenüber der Stiftskirche ein. Das Stichwort heißt Fasslrutschen.
Spätestens dann heißt es wieder für mich: Auf ins Stift Klosterneuburg – Wo sich Himmel und Erde begegnen!



Dieser Beitrag wurde von TOP Ausflugsziele Niederösterreich in Auftrag gegeben und gesponsert.

GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.