Street Art in Aruba
[Anzeige] Ja, ich würde. In Zusammenhang mit Aruba klingt das gefährlich, denn die kleine Insel in der Karibik gilt als Hochzeitsparadies, anschließende Flitterwochen an sagenhaften Sandstränden wären wohl garantiert.
In meinem Fall denke ich allerdings nicht ans Heiraten. Ich denke an Street Art.
Ja, ich würde mich sofort ins Flugzeug setzen und nach Aruba reisen. Ich würde die Hauptstadt Oranjestad links liegen lassen und weiterreisen nach San Nicolas. Die zweitgrößte Stadt auf Aruba wird auch die „Stadt des Sonnenaufgangs“ genannt. Bis 1880 war es ein kleines Fischerdorf. Dann wurde Phosphat entdeckt. Später folgte der Bau einer Erdölraffinerie. Aus dem kleinen Dorf wurde eine Industriestadt. Die Raffinerie bestand bis ins Jahr 2012 und wurde aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen.
Zurück blieben eine verschlungene Metallkonstruktion, ein Wasserturm und viele leere Wände.
San Nicolas erfindet sich neu
Kommen Touristen nach San Nicolas, besuchen sie Charlie’s Bar, die im Jahre 1941 gegründet wurde. Bekannt ist die Bar deshalb, weil Taucher begangen, ihre Fundstücke aus dem Meer in der Bar aufzuhängen. Es ist also nicht nur eine Bar, sondern mittlerweile ein kleines Museum.
Kommen Touristen am Donnerstagabend nach San Nicolas, feiern sie das Carubbian Festival mit viel guter Musik, Kunsthandwerk und traditioneller Küche.
Neugierig geworden? Hier gibt es ein Video:
httpvh://www.youtube.com/watch?v=GQz3GV_D6zY
Doch mich locken weder Bar, noch Musik, noch Tänze nach San Nicolas, ich möchte die einzigartige Street Art bewundern, die letztes Jahr im September anlässlich der Aruba Art Fair entstanden ist.
Street Artisten aus aller Welt in San Nicolas
Da klettert eine riesige grüne Eidechse eine Hauswand entlang, erst auf dem zweiten Blick erkennt man die Dreidimensionalität der Skulptur und die Beschaffenheit des Materials. Es ist Müll, aus denen der portugiesische Künstler Bordalo II seine Werke bastelt. Wobei Müll? „Für den einen ist es Müll, für den anderen sind es Schätze“, meinte der Portugiese lapidar in einem Interview.
Als einer, der in einer Konsumgesellschaft aufgewachsen ist, möchte er aufzeigen, dass man mit ausgedienten Materialien Neues und Großes erschaffen kann. Sein Projekt nennt er „Trash Animals“ und seine Tiere sind mittlerweile auf der ganzen Welt zu finden.

Neben dem alten Zollhaus erschuf der 3D-Künstler Leon Keer mit simplen Farben einen braunen Karton der Brotmarke „Pan“. Damit spielt er auf die vielen Einwanderer aus Venezuela an, die sich auf Aruba eine bessere Zukunft erhoffen. Der Karton ist so echt gestaltet, man möchte sich sofort darin verstecken.
Eine bunte Eule starrt mir in die Augen, ich starre zurück. Der Mexikaner Farid Ruefa behauptet, er sei von James Jean, Alphonse Mucha, Gustav Klimt und José de Ribeira beeinflußt. Ich finde alle seine Tiere sehr ausdrucksstark und gelungen, die Eule am Gebäude der alten Polizeiwache wird übrigens auch „Nachtwächter“ genannt.

Bond TruLuv, ein Street Artist aus Deutschland zu Gast auf der Aruba Art Fair
Künstler aus der ganze Welt waren auf der Aruba Art Fair zu Gast und verschönerten San Nicolas. Unter ihnen der deutsche Street Artist Bond TruLuv. Bond TruLuv ist ein Pseudonym, doch ich konnte den Künstler ausfindig machen und mit ihm ein Interview führen.
– Woher kommt das Pseudonym Bond TruLuv?
„Bond“ bezeichnet nichts Konkretes und ist mehr oder weniger eine willkürliche Buchstabenkombination, die es gilt, kalligrafisch stilisiert zu reproduzieren. Ganz im Sinne der Ästhetik von Graffiti und des sogenannten Letterwriting.
– Wie viele Graffitis mit dem Pseudonym „BOND“ gibt es?
Schätzungsweise ca. 1000
– Seit wann arbeitest Du als Graffitikünstler? Und kann man davon leben? Eine Frage, die wir Reiseblogger ständig gestellt bekommen…
Seit 2002 interessiere ich mich für Graffiti und seit 2005 habe ich angefangen relativ viel zu produzieren. Seit 7 Jahren bin ich als freier Künstler selbstständig und lebe von den Einkünften verschiedenster Quellen, die aus diesen Wurzeln stammen. Anfangs jedoch mehr schlecht als recht, läuft es erfreulicherweise von Jahr zu Jahr besser.
– Wie arbeitest Du? Also zeichnest Du vorab einen Entwurf per Hand oder entsteht Dein Bild am Computer und wie schaffst Du es dann, den Entwurf an die Wand zu sprühen?
Ganz verschieden, je nach Anforderung des Projekts, bzw. der Fläche und Kontext. Im Prinzip ist alles o.g. dabei. Von ganz spontan – sozusagen freestyle – über lose Bleistiftzeichnungen bis hin zu komplexen Entwürfen mit Hilfe von Grafiksoftware.
– Was bedeutet die Abkürzung ZNC? Das habe ich als Signatur von einem Deiner Werke entdeckt.
ZNC steht für Zinc Nite Crew und ist ein internationaler, loser Zusammenschluß von ca. 200 Graffitikünstlern, Grafikern und Aktivisten rund um das Thema Graffiti. Ursprünglich stammend aus Singapur bin ich 2012 dort vom Gründungsmitglied Slac Satu aufgenommen worden und erweise durch die Markierung des Kürzels meine Solidarität.
– In Aruba entstanden mehrere Graffitis. Wie lange hast Du für das größte, das mit dem Delphin und den Kugeln, gebraucht?
Daran habe ich ca. 3 Tage gearbeitet. Durch die guten Arbeitsbedingungen vor Ort und die Unterstützung des Teams der Aruba Art Fair ging alles recht gut voran.
– Wie viele Spraydosen verbrauchst Du so im Monat? Bzw. wie hoch sind die Materialkosten?
Das hängt ganz von der Saison und anstehenden Projekten ab.
– Du reist in der ganzen Welt herum. Gibt es ein Land, das mit Deinen Graffitis gar nichts anfangen kann oder konnte?
Ein ganzes „Land“ würde ich da nicht ausschließen, wenn dann eher lokale Autoritäten oder einzelne Bürger. Zu 99% reagieren die Menschen interessiert, freundlich und bisweilen dankbar, wenn sie sehen, dass ein Künstler sich ernsthafte Mühe gibt bei einer Gestaltung. Vor allem in Südostasien habe ich besonders positive Resonanz bekommen.
– Was mochtest Du in Aruba ganz besonders gerne?
Die gute Stimmung im Organisations- und Künstlerteam der Aruba Art Fair, sowie die professionelle Betreuung, Durchführung und Unterbringung der Veranstaltung. Der Privatstrand des Rennaissance-Hotels war ebenfalls ein fast schon surreal schöner Ort. Baby Beach hat mir auch sehr gut gefallen und der Charme des ehemaligen Arbeiterviertel St. Nicolas.
– Hast Du einen Tipp für mich auf Aruba? Was sollte ich mir unbedingt ansehen?
Die StreetArtTour in Saint Nicolas!
– Kommst Du zum nächsten Festival wieder nach Aruba?
Voraussichtlich nicht:( Diesmal sind andere Künstler dran, die Insel zu entdecken und zu verschönern…
Danke für das Interview!
Wer Bond TruLuv über die Schulter schauen möchte, wie er seine Arbeiten auf Aruba gestaltet hat, hat in diesem Video die Möglichkeit dazu:
httpvh://www.youtube.com/watch?v=xMD-f7vzIqo
Dieser Beitrag entstand in einer entgeltlichen Kooperation mit Aruba.
Hier geht es zu meinen Artikeln über StreetArt Florenz und StreetArt in Wien
11 Kommentare
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Wow, das nenne ich Kunst. Das dürfte bei uns auch gerne gemacht werden. Sieht wirklich Klasse aus
Liebe Grüße
Ja, in Linz gibt es aber eh auch coole Street Art. Bond TruLuv hat im Frühling dort gearbeitet.
Finde ich extrem cool! Zeigt eine etwas andere Ecke der Insel…
Sowas mag ich! Also Tauchen, Wandern, Kitesurfen, Baden, gut Essen, alles was meine Bloggerkollegen recherchiert haben, ist super. Aber wenn eine Insel dann noch was anderes, besonderes hat, einfach super!
Wann waren Sie denn auf Aruba? Wir waren anlässlich einer Kreuzfahrt, da gab es diese Bilder noch nicht, oder?
Ich war 2012, ebenfalls anlässlich einer Kreuzfahrt. Damals habe ich den Arikok Nationalpark. Die meisten StreetArt Bilder sind letztes Jahr im September, also 2016, entstanden.
Echt lässig, was es auf Aruba alles zu entdecken gibt! Vor allem das 3D-Kunstwerk von Leon Keer fasziniert mich. Es erinnert mich sogar ein wenig an die „interactive Street Art“ von Ernest Zacharevic, die ich in Penang bestaunen durfte. Und auf Bali war ich sogar in eine Art „Museum“, das sich ganz den 3D-Murals verschrieben hat. Schön zu sehen, dass das nicht nur bei Asien gut ankommt 🙂
Lieben Gruß,
Flo
Das ist ja das Schöne, Street Art verbindet, und das weltweit!
Lässige Bilder! Street Art ist echt cool!
Ich mag Streetart. Die riesigen Kunstwerke machen die Städte einfach bunter. Besonders schön finde ich es, wenn man die Geschichte hinter den Wandgestaltungen und vielleicht sogar Interessantes über den Künstler kennt.
Ich mag Street Art auch sehr gerne. Es überrascht mich immer wieder, egal wo ich unterwegs bin..