100% Mühlviertel – Vom Radeln, Wandern und Biertrinken
Aufi, obi, umi, jessas! Darf ich mir mehr obi und weniger aufi wünschen? Zwar hat mir Richard, der Herbergsvater vom Karlingerhaus in Königswiesen, eine Art Mercedes der E-Mountainbikes in die Hand gedrückt, doch treten muss ich leider noch selber.
Wer so wie ich lieber das Mühlviertel betrachtet, statt sich mit untrainierten Wadeln auf dessen Radwegen fortzubewegen, der verschaltet sich schon mal gerne bei den Steigungen. So schiebe ich hochroten Kopfes mein Bike den einen oder anderen Hügel empor und hoffe dass mir niemand zuschaut.
Den Kühen scheint meine Kraftanstrengung egal zu sein, die Hasen ignorieren mich ebenfalls. Nicht einmal der Imker, der seine Bienenstöcke überprüft, schenkt mir einen Blick. Andere Radler sind nicht in Sicht und von Autos rede ich erst gar nicht.
Unterwegs auf der Tour de Ålm im Mühlviertel
Auf der Karte sah die Strecke von Königswiesen zur Ruine Ruttenstein sehr harmlos aus. Wahrscheinlich zu harmlos, denn so entschloss ich mich leichtsinnig, statt direkten Weges auf die M3, die Königswiesener Tour, auszuweichen. Diese Mountainbikestrecke trifft nach geschätzten fünf Kilometern auf die Tour de Ålm, auch „Tour de France des Mühlviertels“ genannt. Sie führt insgesamt 177,18 km durch 8 Gemeinden der Mühlviertler Alm. Versprochen werden laut Homepage anspruchsvolle Aufstiege, herrliche Abfahrten, sanfte Hügel und viele Weitblicke. Stimmt alles, nur könnte man noch das Wörtchen „schweißtreibend“ in den Text reinbringen?
Einerseits bin ich stolz, als untrainiertes Wesen auf einem richtigen coolen Mountainbike auf einer richtig lässigen Mountainbikestrecke unterwegs zu sein. Andererseits sehne ich mir die Ruine, die ich manchmal in der Ferne erblickte, in Windeseile herbei. Irgendwie entpuppt sich diese Sehenswürdigkeit als Fata Morgana. Und endlich, endlich, endlich, stehe ich am Parkplatz Nummer 3 unterhalb der Ruine und studiere die Informationstafel.
Die Ruine Ruttenstein, die größte Wehrburg in Oberösterreich
Ein Fußmarsch von 25 Minuten steht mir bevor. Da ich gerade in der „Nie-mehr-steige-ich-auf-ein-Mountainbike“- Phase bin, entscheide ich mich für den kurzen und knackigen Aufstieg. Nach 15 Minuten stehe ich vor der Burg.
Die Burgruine Ruttenstein ist die größte Wehrburg in Oberösterreich. Viel ist leider nicht mehr übrig geblieben von der einst mächtigen Anlage. Der Ausblick von ganz oben entschädigt mich für das viele Strampeln.
Völlig streßfrei entpuppt sich anschließend meine Rückfahrt ins Karlingerhaus. Über die M4 gelange ich nach Mötlas, ein Abschneider bringt mich zur M3 und flugs lande ich in Königswiesen.
Hier warten weder Fans noch Autogrammjäger auf mich, sondern ein Taxi, dass mich zu den Beer Buddies bringt.
The Beer Buddies in Tragwein
Erfolgstories beginnen oft mit folgender Überschrift: Vom Tellerwäscher zum Millionär. Bei den Beer Buddies lautet sie: Von zwei promovierten Mikrobiologen zu preisgekrönten Bierbrauern.
Leider bin ich zu müde um Andreas‘ Ausführungen zu Wasserqualität, India Pale Ale, Malzsüße und Hopfenbitterstoffen aufmerksam folgen zu können. Aber eine Bierverkostung habe ich noch nie abgelehnt.
Wir kosten uns durch das gesamte Sortiment, das momentan aus sechs Sorten besteht. Mein Favorit ist zu meiner absoluten Überraschung das Schwarzbier. Und das, obwohl ich um dunkles Bier normalerweise einen großen Bogen mache.
Wer also dem Mühlviertler Biergenuss frönen will, findet sich am besten samstags von 14 bis 20 Uhr in Tragwein ein. In diesem Zeitraum sind sowohl Bierschank als auch der Ab-Hof-Verkauf geöffnet.
Unterwegs am Johannesweg – Auf dem Pfad zur inneren Einkehr und Zufriedenheit
Ob mich der Heilige Johannes frühmorgens wach gestupst hat? Oder war es die Wanderfee, die mir um halb sieben Uhr früh ins Ohr flüsterte: Aufstehen, das Gipfelkreuz ins Königswiesen wartet auf Dich! Jedenfalls ist es eine gelungene Kombination zwischen Wanderweg und Johannesweg, die mich zum Gipfelkreuz und wieder retour bringen.
Einerseits war ich noch nie so müde, andererseits noch nie so wach wie an diesem Freitagvormittag. Noch versteckt sich die Sonne hinter den Mühlviertler Hügeln, der Wald umarmt mich und beim frühmorgendlichen sinnieren, Tannenzapfen betrachten und Granitfindlinge bestaunen, kommt es mir in den Sinn: Was bin ich für ein Glückskind! Ich darf in einer der schönsten Gegenden der Welt, im Mühlviertel, Wandern gehen!
Adressen und Infos:
Unterkunft im Mühlviertel:
- Karlingerhaus, Schulstraße 46, 4280 Königswiesen
(es stehen E-Bikes zum Ausborgen zur Verfügung)
Zum Essen und Trinken und Pause machen im Mühlviertel:
- Moser Alm, Mönchwald 6, 4281 Mönchdorf
- Schutzhütte Ruttenstein, Niederhofstetten 26, 4282 Pierbach
- The Beer Buddies, Zeller Straße 44, 4284 Tragwein
Zum Wandern und Radfahren ins Mühlviertel:
- Johannesweg
- Radfahren und E-Biken in der Region Mühlviertler Alm
Die Einladung ins Mühlviertel erfolgte von Oberösterreich Tourismus und Intersport.
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Danke schön für diesen netten Bericht.