Unterwegs am Donauradweg
Es war eine Spontanaktion, damals vor vielen, vielen Jahren. „Was könnten wir am Wochenende machen?“, fragte eine Freundin. „Fahren wir doch den Donauradweg!“, schlug eine andere Freundin vor. Gesagt, getan. Am nächsten Morgen saßen wir zu dritt im Zug von Wien nach Linz. Rad und Radlerhose hatte ich mir ausgeborgt. Nach einem ausgiebigen Frühstück am Linzer Hauptplatz schwangen wir uns in den Sattel.
Von Linz nach Wien in 3 Etappen
Geplant war eine Übernachtung irgendwo auf der Strecke, wir landeten schließlich in einer netten Frühstückspension in Grein. Geplant war außerdem den Donauradweg am nächsten Tag bis Krems durchzufahren, wir brachen aber in Weißenkirchen in der Wachau ab. Ein etwas zu ausgedehnter Besuch beim Heurigen war uns dazwischen gekommen. Glücklich verluden wir unsere Räder am Bahnhof in den Zug und tuckerten Richtung Krems, von dort aus ging es ebenfalls mit dem Zug weiter nach Wien.
Der Donauradweg – ein beliebter Fahrradweg in Europa
Der Donauradweg gehört zu den beliebtesten Fahrradwegen in Europa, 600.000 Radfahrer sind alleine auf der Strecke Passau-Wien unterwegs, die meisten davon sind Tagestouristen. Die Etappe in der Wachau ist hierbei besonders beliebt.
Für die gesamte Strecke von Passau nach Wien würde ich persönlich mindestens eine ganze Woche einplanen. So hat man genügend Zeit, die Region entlang der Donau genauer zu erkunden.
Ist man so ambitioniert wie meine Reisebloggerkollegin Theresa, schafft man die 412 km auch in 3 Tagen:
Der Donauradweg von Passau nach Wien – Mein Erfahrungsbericht
Der Donauradweg als Tagesausflug – Von Engelhartszell nach Untermühl
Wer nicht den kompletten Donauradweg in Angriff nehmen möchte, sucht sich eine Etappe aus. Ein besonders schöne ist der Abschnitt zwischen Engelhartszell und Untermühl in Oberösterreich.
Spirituellen Beistand hole ich mir im Stift Engelszell. Bei einer Führung erfahre ich Wissenswertes über das einzige Trappistenkloster in Österreich. Die Trappisten sind ein römisch-katholischer Orden. Sie werden auch Zisterzienser der strengen Observanz genannt.
Manche Trappistenklöster finanzieren sich durch die Herstellung von Klosterprodukten. In Engelszell werden Liköre, Käse, Honig und Bier hergestellt. Die Gästeführerin schwört auf den Magenbitter, ein Kräuterauszug aus 42 Kräutern.
Statt mit Magenbitter motiviere ich mich mit einem Espresso in Tante Greti’s Krämerei. Erst dann steige ich aufs Rad und fahre die wenigen Meter zur Fahrradfähre, die mich ans Nordufer der Donau bringt.
Es geht zwar zügig dahin, doch oftmals muss ich einfach stehen bleiben. Ich schaue den Libellen zu, die auf den bunten Blumen am Donauufer Pause machen. Flusskreuzfahrtschiffe ziehen an mir vorbei. Zwei Kanuten kämpfen gegen die Strömung an und paddeln flussaufwärts. Ein schmales, flaches Holzboot düst an mir vorüber. Diese sogenannten Zillen werden in Österreich nur mehr in zwei Werkstätten erzeugt.
Tausche Fahrrad gegen Zille
Im Handwerksbetrieb Witti werden seit 1739 Zillen und Holzboote hergestellt. Auf individuelle Wünsche geht man gerne ein, betont Anton Witti, der mir seine Werkstatt zeigt. Jährlich werden um die 150 Boote gebaut und geliefert, von der klassischen Ruderzille bis zur Motorzille ist in den unterschiedlichsten Größen alles machbar.
Tausche Fahrrad gegen Zille? Anton Witti macht es möglich. 16 Euro pro Stunde kostet die Vermietungsgebühr. Für die Bootsvariante mit einem 6 PS Motor braucht man auch keinen Bootsführerschein. Man nimmt sich genug Zeit für die wesentlichen Erklärungen, schon sitze ich im Heck des Bootes und bin für wenige Minuten Donauzillenkapitänin.
Nach dem kurzen Ausflug auf der Donau trete ich wieder kräftiger in die Pedale. Mein Magen knurrt! Die berühmte Donauschlinge, das Naturwunder Oberösterreichs, habe ich mir schon gestern Abend angeschaut. Immer wieder gerne stehe ich oben am Aussichtspunkt Schlögener Blick und blicke hinunter auf die sagenumwobene Donau.
Noch mehr Infos über die Donauschlinge gibt es hier am Blog: Die Straße der Kaiser und Könige.
Um ans andere Ufer zu gelangen und um schneller im Fischgasthof Aumüller zu sein, nehme ich die Längsfähre Donaubus. Sie bringt mich von Au nach Grafenau, von dort aus sind es nur mehr wenige Kilometer bis nach Obermühl. Hier wartet nicht nur eine Speisekarte mit saisonalen Schmankerln auf mich, sondern der Chef höchstpersönlich. Denn Erich Aumüller hat eine Passion: Most.
Erich Aumüller, Mostsommelier mit Begeisterung
Most ist das Getränk der Oberösterreicher. Bei uns zu Hause erzeugten alle Bauern in der Nachbarschaft ihren eigenen Most. Er war als Durstlöscher beliebt. Ich verbinde mit Most meinen ersten Rausch. Damals war ich noch sehr, sehr jung und der Most war sehr, sehr sauer. Ich kann mich nicht erinnern, seit damals wieder einen getrunken zu haben.
Doch was mich Erich Aumüller verkosten lässt, hat so gar nichts mit meinen Kindheitserinnerungen zu tun. Der Birnenmost schmeckt angenehm fruchtig und der Birnenfrizzante ist sowieso ein Kapital für sich. Ich habe das Gefühl, in eine prickelnde Birne zu beißen. Mit Begeisterung erzählt Erich Aumüller von den anderen Produzenten und Köstlichkeiten der Donauregion: Zum Beispiel vom Käsemacher Somann in Esternberg, dem Sauwald-Wodka aus St.Aegidi und der Speck Alm in Bad Kreuzen.
Das muss ich wohl im nächsten Jahr ganz viele Etappen am Donauradweg einplanen!
Adressen und Informationen zum Donauradweg
Unterkunft am Donauradweg
- Hotel Donauschlinge, Schlögen 2, 4083 Haibach
Gasthöfe am Donauradweg
- Tante Greti’s Krämerei, Stiftsstraße 13, 4090 Engelhartszell
- Fischgasthof Aumüller, Obermühl 13, 4131 Obermühl
Kultur und Natur zwischen Engelhartszell und Obermühl
- Stift Engelszell, Stiftsstraße 6, 4090 Engelhartszell
- Engelhartszeller Donauwelt mit Mini-Donau und Großaquarium, Marktplatz 61, 4090 Engelhartszell
- Boots- und Zillenbau Witti, Freizell 4, 4085 Wesenufer
GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.