Ganz persönlich: 7 Fragen an die Reisebloggerin
Die beliebtesten Fragen an mich Reisebloggerin lauten: „Was machst Du eigentlich genau???“ (die Betonung liegt auf dem Wörtchen genau) und „Kann man davon leben?“ (mit dem Wort davon ist das Reisebloggen gemeint).
Reiseblogger wissen ganz genau, was sie machen und auch, dass man davon leben kann, wenn man denn will. Und so habe ich mir mit Reisebloggerkollegen eine Fragerunde ausgedacht.
Ich habe meine Fragen an Gerhard von Andersreisender geschickt und im Gegenzug von Cori und Flo von travelpins die folgenden zur Beantwortung bekommen:
Wie sieht der (Reise-)Alltag der Reisebloggerin aus?
Schlafen bis mittags, Frühstücken im Bett, am Nachmittag einkaufen am Naschmarkt, Freunde zum Abendessen einladen, gemeinsam kochen und Wein trinken, das wäre zumindest mein Wunschalltag.
In der Realität sieht mein Alltag natürlich komplett anders aus: Aufstehen, Duschen, Zähne putzen, Kaffee oder Tee trinken, dann Büroarbeit, die bei mir hauptsächlich aus Texte schreiben und Fotobearbeitung besteht. Da das Arbeiten meistens länger dauert als geplant, bleibt fürs Kochen keine Zeit und ich lande in einem der umliegenden Restaurants. Dabei achte ich auf kulinarische Abwechslung: Sushi, Schnitzel, Moussaka, Curry oder Tapas? Dank der Vielfalt in meinem Grätzl kein Problem.
Und nach dem Essen lese ich mich in den Schlaf, langweilige Bücher gibt es genug. Nein, im Ernst, ich habe seit Jahren keinen Fernseher, also steht entweder stricken oder lesen am Abendprogramm, gerne bei einem guten Glas Wein. Ins Kino gehe ich auch gerne.
Mein Reisealltag richtet sich nach der geplanten Reise und ist komplett unterschiedlich. Bei einer Städtereise stehe ich meistens sehr früh auf und ich versuche der Stadt beim Aufwachen zuzusehen. Sehr gerne besuche ich Märkte. An Buchhandlungen und Museen komme ich ebenfalls nicht vorbei. Gerne trinke ich in einer Kaffeebar einen Kaffee.
Bei einem Roadtrip sieht mein Programm wieder ganz anders aus, aber das ist ja auch das Schöne beim Reisen, einen richtigen Alltag gibt es nicht!
In welche Zeit würdest du gerne reisen?
Ich fühle mich in der Gegenwart sehr wohl. Gerade bei Museumsbesuchen wie zB. im Museumsdorf Niedersulz denke ich mir oft, das Leben damals war schon sehr mühsam. Andererseits faszinieren mich alte Handwerksarten und ich finde es sehr schade, dass soviel Wissen verloren geht. Trotzdem bin ich im hier und jetzt sehr zufrieden und möchte mit keinem Römer oder Dinosaurier tauschen.
Was ist dein nächstes literarisches Reiseziel?
Ich mache aus fast jeder Reise eine literarische. Kaum ist mein nächstes Reiseziel bekannt, stehe ich in der Buchhandlung. Ich kaufe Romane und Erzählungen über das Land und von Autoren, die dort leben. Dann gibt es auch noch bestimmte Buchreihen, wie zum Beispiel vom Unionsverlag „Bücher fürs Handgepäck“, die „Lesereise“ vom Picus Verlag und die Reiseberichte aus dem Piper Verlag.
Einem Roman nachgereist bin ich erst einmal. Damals war ich in Marseille auf den Spuren von Fabio Montale unterwegs. Fabio ist Polizist und die Romanfigur der Marseille-Trilogie von Jean-Claude Izzo.
Eine literarische Reise habe ich für nächstes Jahr geplant. Aufgrund der Romantetralogie „Neapolitanische Saga“ von Elena Ferrante möchte ich unbedingt nach Neapel.
Gibt es etwas, dass dich auf deinen Reisen ganz besonders nervt?
Am meisten nerven mich die Security-Checks in den Flughäfen und die unterschiedlichen Bestimmungen. Schuhe ausziehen oder nicht, Feuerzeug ins Handgepäck oder nicht, Laptop auspacken oder nicht. Bei einem meiner letzten Flüge hatte ich sogar eine volle Wasserflasche im Gepäck und kam unbehelligt durch die Kontrolle. Meine bevorzugte Reiseform wäre wahrscheinlich das Beamen auf andere Kontinente ohne Zeitverlust.
Als Bloggerin könnte man ja annehmen, dass du für deine Reise in anderen Blogs recherchierst. Stattdessen postest du gerne Fotos von jeder Menge Reiseführer (alle vom selben Ziel). Warum sind Reiseführer für dich so wichtig?
Ja, das könnte man annehmen, aber ich habe noch nie im Internet wegen einer Reise recherchiert. Das hängt damit zusammen, dass ich öfters an Presse- und Bloggerreisen teilnehme, das Programm ist somit schon vorgegeben. Bin ich mit meinem Partner unterwegs, fühlt er sich für die Planung zuständig. Ich mische mich dann erst vor Ort mit mehr oder wenigen konstruktiven Vorschlägen ein.
Für mich sind außerdem nicht nur Reiseführer wichtig, sondern alle Bücher. Ich bin dem gedruckten Wort verfallen. Wahrscheinlich bin ich deshalb Buchhändlerin geworden.
Reiseführer funktionieren weltweit ohne Strom, das ist ein Riesenvorteil. Zusätzlich haben sie meistens eine gut recherchierte Literaturliste, die mich dazu bringt, mehr Bücher zu kaufen. Mit einem Reiseführer kann man Mosquitos erschlagen. Oder Seiten herausreißen, wenn man ein Feuer anzünden möchte (Tipp: die Seiten des Lonely Planet brennen ganz schlecht). Man kann einen Reiseführer nach jemanden werfen (Achtung Kinder: Nicht zur Nachahmung empfohlen).
Was bedeutet für dich Reisegenuss, was Genussreisen?
Ein Reisegenuss ist für mich jeder Ort, wo ich einen gute Espresso Macchiato bekomme. Das kann in einer kleinen Cafebar am Canal du Midi sein oder an einer Tankstelle in Italien. Genussreisen beinhalten dann schon eine Vorspeise, eine Hauptspeise und ein Dessert. Am liebsten gekocht aus regionalen Produkten wie zum Beispiel in der SlowFoodRegion AlpeAdria.
Warum bist du der ideale Reisebuddy?
Ich weiß genau, dass ich kein idealer Reisebuddy bin. Am liebsten reise ich alleine oder zu zweit. Gruppenreisen funktionieren nur, wenn die anderen nach meiner Pfeife tanzen.
10 Kommentare
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Danke für deine aufschlussreichen Antworten, Gudrun!
Lieben Gruß,
Flo
Es war mir ein Volksfest!
Endlich redet eine Tacheles und sagt, dass sie lieber allein oder zu zweit reist – Gruppen sind immer so kompliziert – SAME HERE, DANKE! 🙂
Da ich annehme dass Dein Partner an der Sizilien Literatur – Reise nicht interessiert sein wird, es sei denn, Ihr fahrt mit einem Allraddachzeltcamper – vielleicht kann ich mit? das wären dann auch nur 2…. 🙂
Aber ich bin auch gerne allein unterwegs, ich verstehe alles…
Das mit dem Ereader hab ich lange auch so gesehen – jetzt habe ich einen zusätzlich zu den Massen an Büchern. Am Bett und im Büro und im Wohnzimmer liegen nur echte Bücher rum – aber vor einer Reise, so auf einmal 10 Bücher raufladen auf den ereader – das gibt ein sicheres Gefühl. Reiseführer gehen aber NUR in BUCHFORM. alles andere wäre gelogen.
Ob wir beide ein Wochenende finden für Neapel? Wir könnens ja probieren!
Ich habe einen eReader, lese aber mittlerweile auch immer mehr „altmodische“ Bücher in Papierformat. Es ist einfach ein ganz anderes Gefühl. Da kann ich dich total verstehen.
Reiseführer kaufe ich schon lange nicht mehr. Ich suche mir Informationen über Pinterest, Instagram und natürlich Blogs von guten Bloggern.
Aber wie merkst Du Dir die Infos über Pinterest, Instagram und Co.? Das druckst Du Dir dann aus?
Eine Literarische Reise… hmm… vielleicht sollte ich Dich einmal auf einer meiner Touren entlang der Transsibirischen Eisenbahn mitnehmen. Tolstoi bietet da z.B. ziemlich viel Lesestoff für eine sehr lange Reise. 🙂
Tolstoi, Dostojewski, Puschkin, Gogol, Nabokov…. ich bin dabei!
Ich kann mir auch nicht vorstellen zu verreisen ohne ein Buch dabei zu haben. Wobei ich mittlerweile auf einen e-reader umgestiegen bin. Wir haben einfach immer zu viel Gepäck dabei und da mussten die Bücher aus Gewichtsgründen dran glauben. Aber mittlerweile sehe ich den e-reader schon sehr positiv. Außerdem habe ich zuhause keinen Platz mehr für neue Bücher. 😉
Die Bücher lasse ich oft in den bereisten Ländern. Oder ich verkaufe sie zuhause. Ein E-Reader ist halt so gar nicht meins…