Chiwa – Unterwegs entlang der Seidenstraße in Usbekistan

„Good luck!“, fröhlich ruft mir die Ticketverkäuferin in Chiwa diese Worte nach. Irritiert blicke ich zu ihr zurück. „It’s dark, be careful!“ höre ich sie noch sagen, bevor sie hinter einer Tür verschwindet. Zweifelnd blicke ich auf das Islam-Hodscha-Minarett, das vor mir in die Höhe ragt. Mit seinen 57 Metern verspricht mir das Minarett einen schönen Rundblick auf die Altstadt.

Der Aufstieg ist dann halb so wild wie befürchtet. Die ersten zehn Stufen liegen zwar wirklich im Dunklen, doch die Augen passen sich schnell an die schlechten Lichtverhältnisse an. Vorsichtig taste ich mich vorwärts, bis endlich ein Lichtstrahl von außen die Treppen beleuchtet. Trotzdem gestaltet sich mein Aufstieg nicht wesentlich schneller, denn die Stufen sind manchmal höher und manchmal niedriger.

Endlich erreiche ich die Aussichtsplattform. Ein ordentlicher Muskelkater ist mir sicher, doch der Anblick auf Chiwas Altstadt entschädigt mich für alle sportlichen Strapazen.

Islam Hodscha Minarett in Chiwa
das Islam Hodscha Minarett in Chiwa
Chiwa von oben
Chiwa von oben

Chiwa von oben

Da ich bereits den zweiten Tag in der Stadt unterwegs bin, kann ich schon einige Sehenswürdigkeiten zuordnen. Nicht zu übersehen sind die beiden anderen Minarette. Um den Bau des Kalta Minor Minaretts (das kurze Minarett) ranken sich zahlreiche Mythen.

Einmal wird behauptet, Khan Muhammed Amin verfügte den Baustopp, als er bemerkte, dass der Muezzin vom Minarett aus in seinen Harem blicken könnte. Eine andere Legende besagt, dass es zu einer Rivalität des Khans von Chiwa mit dem Emir von Buchara kam. Es ging um die Frage, wer lässt das höchste Minarett im Lande bauen. Doch der Baumeister entzog sich dieser Diskussion und flüchtete.

Als wahrscheinlichste Variante gilt jedoch, dass mit dem Tod des Khans 1855 die Geldquellen versiegten und seine Nachfolger an keiner Weiterführung der Bautätigkeiten interessiert waren.

Die Altstadt von Chiwa
Die Altstadt von Chiwa mit dem Kalta Minor Minarett
Chiwa
Chiwa von oben
Die Mohammed Rahim Khan Medrese
Die Mohammed Rahim Khan Medrese

Sehenswürdigkeiten in Chiwa

Das allererste Bauwerk, dass ich in Chiwa besuchte, war ein Teehaus. Schuld war das Wetter, dass mich nicht gerade wohlwollend empfing. Es regnete und regnete, außerdem blies ein kalter Wind. Nicht nur ich mummelte mich in meine Daunenjacke ein, auch die wenigen Souvenir-Verkäufer und Verkäuferinnen hüllten sich in ihre Umhänge.

Es waren kaum Touristen auf den Gassen, die beiden größten Gruppen entpuppten sich als usbekische Hochzeitsgesellschaften, die ihr Pflichtprogramm beim Fotoshooting abgrasten. Im Vordergrund das Hochzeitspaar, im Hintergrund eine der zahlreichen Medresen.

In einem früheren Artikel über Usbekistan habe ich schon erklärt, was Medrese bedeutet. Es ist die Übersetzung für eine Hochschule der islamischen Wissenschaft. Gelehrt wurden islamisches Recht, Kalligraphie und Arabisch.

Eine alte Frau in Chiwa
Eine alte Frau in Chiwa
Verkäuferin in Chiwa
Verkäuferin in Chiwa
Souvenirverkäufer in Chiwa
Souvenirverkäufer in Chiwa
Meine Teepause in Chiwa
Meine Teepause in einer Teestube in Chiwa

Medrese, Moschee und Mausoleum

Die Muhammed Amin Medrese ist die größte Medrese Zentralasiens und dient heute als Hotelkomplex. Ich schleiche mich an der Rezeption vorbei und spähe in den Innenhof. Die Hotelzimmer sind in den ehemaligen Studentenzimmern untergebracht. Für damalige Verhältnisse waren die Zimmer Luxus, heutzutage würde ich von einem dunklen Verließ sprechen.

Im Gegenzug dazu präsentiert sich das Innere der Dschuma Moschee äußerst großzügig. Von außen ist das Bauwerk schlicht. Kein Portal, keine Kuppel, kein Bogen weist auf die Schönheit der Freitagsmoschee hin. 212 geschnitzte hölzerne Säulen tragen das eingeschossige Gebäude. Jede der Säulen ist kostbar und einzigartig, vier sind besonders wertvoll, denn sie sind uralt. Sie stammen aus dem 10. oder 11. Jahrhundert.

Eine weitere Sehenswürdigkeit in Chiwa ist das Pahlawon Mahmud Mausoleum. Pahlawon Mahmud war ein Einwohner Chiwas, der als Dichter und Philosoph durch die Lande zog. Zusätzlich sagt man ihm Riesenkräfte zu. Männer, Frauen und Kinder pilgern aus ganz Usbekistan zu seiner Grabstätte. Die einen nähern sich ehrfurchtsvoll dem Grabmal, die anderen erfreuen sich an dem Fotomotiv. Das Innere des Mausoleums lässt nicht nur mich nach Luft schnappen. Die Gedenkstätte ist verziert mit den wunderschönsten blauen Fliesenmosaiken, die man sich nur vorstellen kann.

Islam Hodscha Medrese
Islam Hodscha Medrese
Sommermoschee in der Zitadelle in Chiwa
Sommermoschee in der Zitadelle in Chiwa
Dschuma Moschee in Chiwa
das Innere der Dschuma Moschee in Chiwa
Innenkuppel im Pahlawon Mahmud Mausoloeum
Innenkuppel im Pahlawon Mahmud Mausoloeum
Pahlawohn Mahmud Mausoleum
Pahlawohn Mahmud Mausoleum

Chiwa – ein Freilichtmuseum

Wieder draußen, laufe ich noch eine Runde durch die Altstadt. Langsam wird es Abend. Die Souvenirstände schließen ihre Pforten, nur noch selten höre ich ein leise gemurmeltes Madame, Madame, dass mich in die Shops locken möchte. Die gepflasterten Gassen leeren sich, die meisten Touristen wohnen außerhalb der Altstadt. Plötzlich ändert sich die Atmosphäre, die Stadt gleicht einem Freilichtmuseum. Die Geschäftigkeit verschwindet und macht der Stille Platz.
Zum dritten Mal an diesem Tag kehre ich in der Teestube ein und nehme mir Zeit, mein Video über Chiwa zu schneiden.

httpvh://youtu.be/wjlcxUSImBA

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Die Reise nach Usbekistan erfolgte auf Einladung von Reisefieber – Der Asien Spezialist für Asien Reisen.

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Miriam blitzt - Miriam Mehlman Fotografie

GUDRUN KRINZINGER

Ich tue. Ich reise. Ich bin.

Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.

Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.

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