48 Stunden in Wien
48 Stunden in Wien? Das klingt nach einem schlechten Scherz, oder? Ich wohne seit knapp 26 Jahren in Wien. Wenn ein Jahr 8760 Stunden hat, ich Schaltjahre nicht berücksichtige und meine großzügige Reisetätigkeit abziehe, komme ich auf ungefähr 210 240 Stunden, die ich in Wien verbracht habe.
Darf ich daher folgendes Zitat für mich in Anspruch nehmen?
Als Zuagroaste würde ich mich selbstverständlich nie als Wienerin bezeichnen. Aber mittlerweile ist mir die Stadt schon sehr ans Herz gewachsen. Meiner Meinung nach wird sie immer schöner und liebenswerter. Nicht umsonst wird sie Jahr für Jahr zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt.
Ließen sich Katja vom Wellspa Portal und Naninka vom Naninkas Travel Spots von der Mercer Studie überzeugen oder war ich mit meinen Überredungskünsten schuld? Egal! Auf jeden Fall machten sich beide Reisebloggerinnen im Mai auf den Weg. Somit hatten wir 48 Stunden in Wien um uns vom Charme der Wiener und Wienerinnen überzeugen zu lassen.
Wien für Anfänger
A Eitrige mit an Buggl und a 16er Blech, bidschee! Gibt man mit diesem Satz an einem Würstelstand in Wien seine Bestellung auf, könnte folgendes passieren: Der Verkäufer hebt die Augenbrauen und knurrt: Wos woins? Oder er ist sich des Klischees des Satzes sicher, klatscht eine Käsekrainer auf den weißen Pappteller, sucht ein Brotscherzerl (Brotanschnitt) aus seinem Brotkorb und reicht dem Besteller eine Blechdose Ottakringer durchs schmale Fenster. Zugleich wird man gefragt: Siass oder schoaf? Orts- und Sprachkundige beantworten diese Frage mit „An g’schissenen“ und meinen damit den süßen Kremser Senf.
Wer keinen Dialekt spricht, muss sich allerdings auch keine Sorgen machen, die Verkäufer in den Würstelständen verstehen und sprechen im Notfall auch Hochdeutsch. Katja und Naninka hatten somit absolut keine Probleme, ihre erste Mahlzeit in Wien einzunehmen.
Eine Auswahl an Wiener Würstelständen gibt es hier: Würstelstand Wien – Die Top 10
Kalorienreich gestärkt machten wir uns auf zu unserem ersten Besichtigungspunkt.
Der Stephansdom, das Wahrzeichen von Wien
Im Volksmund wird die gotische Kathedrale Steffl genannt. Wer die Kirche mit allen Details (Katakomben, zwei Türme, Altäre, Kanzel, Orgel) besichtigen möchte, muss einige Stunden Besichtigungszeit einrechnen. Wir beschränkten uns bei unserem Besuch auf den Nordturm, wo die Pummerin hängt. Die Pummerin ist die größte und berühmteste Glocke in Österreich. Sie läutet nur zu besonderen Anlässen, unter anderem zum Jahreswechsel.
Für meinen Blogbeitrag „Über den Dächern von Wien“ bin ich schon mal die 343 Stufen auf den Südturm hochgestiegen. Auf den Nordturm kommt man praktischerweise mit dem Aufzug. Von beiden Türmen aus hat man einen grandiosen Blick auf den ersten Bezirk und darüber hinaus.
Trzesniewski – Die unaussprechlich guten Brötchen
Da meine Gäste nach dem ersten Besichtigungspunkt schon wieder hungrig waren, steuerte ich das Trzesniewski in der Dorotheergasse an. Zwar weiß ich nicht mehr, wann ich zum ersten Mal in meinem Leben in eines dieser unaussprechlich guten Brötchen gebissen habe, aber die Dinger sind Kult.
Das Kunsthistorische Museum in Wien
Ich bin eine leidenschaftliche Museumsgeherin. Meine Liebe zu den Wiener Museen wird leider von mir selbst sabotiert. Denn bis ich mich aufraffe eine bestimmte Ausstellung zu besichtigen, ist diese oftmals schon vorbei.
Als ich mit Katja und Naninka über den Maria-Theresien-Platz schlenderte, nutze ich die Gunst der Stunde und schwärmte den beiden von den Kunstschätzen im Kunsthistorischen Museum vor. Mich persönlich zog es zum Bilderzyklus von Gustav Klimt.
1891 gestaltete Gustav Klimt gemeinsam mit seinem Bruder Ernst und dem Künstler Franz Matsch die frei gebliebenen Flächen im Stiegenhaus des Museums. Um die Gemälde zwischen den Bögen und Säulen wirklich nah genug bewundern zu können, wurde eine Art Brücke über das Stiegenhaus gebaut.
Ebenfalls sehenswert ist die Sonderausstellung „Shape of Time“. Moderne Kunstwerke werden Alten Meistern gegenübergestellt. Eine spannende Idee, wenn man Peter Paul Rubens Gemälde der Helena mit Maria Lassnigs Bild der Iris vergleicht. Insgesamt gibt es im KHM neunzehn Bilderpaare zum Betrachten und Vergleichen. Die Ausstellung läuft noch bis zum 8.Juli 2018.
Das MuseumsQuartier
Jeden Donnerstag im Sommer bin ich Stammgast im MuseumsQuartier, denn dann findet das Literaturfestival O-Töne statt. Doch auch während des Jahres zahlt sich ein Besuch im weltweit größten Museumsareal aus. Viele kommen einzig und allein wegen der Hofmöbel Enzis, deren Farbe jährlich durch ein Internetvoting bestimmt wird. Der heurige Farbton nennt sich Sonnenuntergang.
Mit Katja und Naninka belagerte ich eines dieser Möbel um nach dem Kunstgenuss im KHM ein wohlverdientes Frozen Joghurt zu genießen.
Den Abend verbrachten wir in einem typischen Wiener Beisl. Auf der Speisekarte stehen typische Wiener Gerichte: Tafelspitz, Wiener Schnitzel und Zwiebelrostbraten.
Über den Karlsplatz schlenderten wir an meiner Lieblingskirche, der Karlskirche, vorbei zur U-Bahnstation. Ich mag das Flair vor der Karlskirche, hier ist immer etwas los. Im Sommer treffen sich Tangotänzer einer benachbarten Tanzschule, im Winter findet hier der schönste Wiener Weihnachtsmarkt statt.
Unser Weg führte mit der U-Bahn zum Bahnhof um Naninkas Frau Carina abzuholen. Den restlichen Abend verbrachten wir im Novotel am Hauptbahnhof. Dieses Hotel war für zwei Nächte der Gastgeber für Katja und Naninka.
Das Wiener Riesenrad im Prater
Gschniglt, gschneizt und kampelt trafen wir uns am nächsten Tag im Wiener Prater beim Riesenrad. Zwar mit etwas Verspätung, denn die Damen konnten sich kaum vom Frühstücksbuffet trennen.
Das Riesenrad und ich verbindet eine längere Geschichte. Mindestens einmal im Jahr drehe ich eine Runde. Die anderen Attraktionen im Wurstelprater finde ich jetzt nicht so besonders sehenswert. Ich mag es weder hoch noch schnell noch laut, da fällt schon mal vieles weg.
Meinem Naturell entspricht eher eine Fahrt mit der Liliputbahn, die heuer ihren 90.Geburtstag feiert. Bei unserem Besuch im Prater hatten wir Glück, denn eine der Dampflokomotiven war in Betrieb und zog uns bis zum Schweizerhaus.
Das Schweizerhaus ist eine Wiener Institution. Die Gastwirtschaft mit riesigem Biergarten ist berühmt für Grillstelzen und Budweiser Bier.
Nach der Aufnahme von vielen Kalorien trennten sich unsere Wege. Ich erledigte noch etwas in der Stadt. Als Treffpunkt für den Abend wählten wir wiederum das Novotel aus. Der Grund lag an dem Endspiel der Champions League, Naninkas Fußballleidenschaft und meiner Unwissenheit, ein passendes Lokal mit Public Viewing zu kennen. Ein einziges Irish Pub fiel mir ein, leider waren bereits alle Sitzplätze reserviert. Das Novotel half mir aus der Patsche, hier gab es Public Viewing auf dem Großbildschirm.
Sehenswürdigkeiten mit Sisi-Bonus – Schloss Schönbrunn und das Sisi Museum in der Hofburg
Der Sonntag stand ganz unter dem Motto von Kaiserin Elisabeth. Mit dem Sisi-Ticket ersparten wir uns im Schloss Schönbrunn lange Wartezeiten. Die Tour führt durch alle 40 Prunkräume inklusive der Wohnräume von Kaiser Franz Josef und Sisi. Wegen der hohen Besucheranzahl ist das Fotografieren im Inneren des Schlosses verboten und so galoppierten wir im Laufschritt durch die Räume.
Ein Spaziergang im riesigen Schlosspark wäre schön gewesen, doch die Vorbereitungen zum 15.Sommernachtskonzert liefen auf Hochtouren. Riesige Kabelrollen und Gittergerüste versperrten die Flanierwege. Wenige Tage später sorgten dann Anna Netrebko und die Wiener Philharmoniker für einen neuen Besucherrekord. 105.000 Zuschauer lauschten im Park den Klängen des Opernstars.
Doch noch war Sonntag und wir waren auf dem Weg in die Hofburg, der Winterresidenz der Habsburger. Mit dem Sisi-Ticket gewährte man uns Einlass ins Sisi Museum, in die Kaiserappartements und in die Silberkammer. Das Tafelsilber ignorierten wir, wir waren wegen ausschließlich wegen Sisi gekommen.
Viele kennen die Geschichte der Kaiserin ausschließlich aus den romantisch-kitschigen Filmen mit Romy Schneider und Karl-Heinz Böhm. Mit der historischen Figur hat die Sissi-Trilogie allerdings wenig zu tun, wie wir im Museum erfahren.
Wien für Fortgeschrittene
Nach diesem Programmpunkt brachte ich meine Bloggerkolleginnen zurück ins Novotel, wo wir uns verabschiedeten. Carina und Naninka flogen zurück nach Nürnberg, Katja nach München.
Ich hoffe die drei kommen wieder, wenn es heißt: Wien für Fortgeschrittene!
Und bis dahin: Bussi und baba!
Noch mehr Wienliebe:
- Mit einer Polaroidkamera durch Wien
- Die Österreichische Nationalbibliothek
- Nachhaltiges Wien
- Was muss man in Wien gesehen haben
Ein Ausflug nach Niederösterreich:
4 Kommentare
Hinterlassen Sie einen Kommentar
GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Hallo liebe Gudrun,
auf deinen Beitrag „Wien für Fortgeschrittene“ bin ich gespannt. Aber mir reichen zunächst die Anfänger-Tipps. Ich war schon viel zu lange nicht mehr in Wien merke ich beim Stöbern durch deine Artikel. Ich glaube, es wird wieder Zeit!
Liebe Grüße
Magdalena
Wenn du die Käsekrainer so bestellst wie du angibst, weiß jeder dass du keine Wienerin bist!!
Ich bin eh keine Wienerin!
Hallo Gudrun,
da bin ich ja mal gespannt.
Mein letzter Wienaufenthalt ist ewig her und so freue ich mich über diese Inspiration für meinen Aufenthalt in den nächsten Tagen. Zum Glück ist er etwas länger als 48 Stunden…
BG, Peter