Die Sehenswürdigkeiten von Samarkand
„Psssssst, do you want to go up?“, ein Souvenirverkäufer am Registan in Samarkand zeigt mit seiner rechten Hand auf eine Holztür in der Mauer und deutet gleichzeitig mit seinem Zeigefinger in die Höhe. Wir stehen genau unter dem Minarett der Ulug Beg Medrese.
Von oben hätte ich sicherlich einen grandiosen und einzigartigen Blick auf den Registan. Ein paar Dollar wechseln den Besitzer und wie schon in der Stadt Chiwa klettere ich eine schmale, steinerne Wendeltreppe empor.
Der Registan in Samarkand
Oben angekommen erwartet mich keine Aussichtsplattform. Mein Oberkörper paßt gerade mal so durch die schmale Luke. Der Ausblick auf den Registan, was übersetzt Sandplatz bedeutet, ist wie erwartet wunderbar. Es ist genau dieser Platz, der die meisten Touristen nach Usbekistan lockt.
Als George Cuzon, der Vizekönig von Indien, Ende des 19.Jahrhunderts Samarkand und den Registan besuchte, traf er auf verfallene Gebäude. Und trotzdem schrieb er: „Ich kenne nichts in Europa, das dem Registan in Einfachheit und Grandiosität nahe kommt, sogar nichts, was sich mit ihm vergleichen ließe.“ Da gebe ich dem Vizekönig natürlich recht, auch wenn mir der Platz, der von drei Medresen (islamische Hochschulen) umrahmt wird, etwas steril vorkommt.
Die Ulug Beg Medrese in Samarkand
Für den Bau der ältesten Medrese zeigte sich Ulug Beg verantwortlich. Er war Astronom und Mathematiker. Sein Observatorium, das etwas außerhalb von Samarkand liegt, steht noch auf meinem Besichtigungsplan.
Ulug Beg konnte nach der Fertigstellung der Medrese Gelehrte aus der islamischen Welt anlocken. Ob er selbst an der Hochschule unterrichtete, wird vermutet, ist aber nicht bewiesen.
Die Schirdor Medrese in Samarkand
Etwa 200 Jahre später entstand fast wie ein Spiegelbild die Schirdor Medrese. Als Bauherr zeichnet sich Bahodir Jalangtusch verantwortlich, der damalige Stadtgouverneur.
Ein Unikum ist die Fassade, zeigt sie doch über dem Torbogen zwei Tiger, die jeweils einem Tier nachjagen. In den Ecken sind zwei Sonnen mit Gesichtern zu sehen, eine Interpretation fällt schwer, noch dazu wo in der islamischen Welt figürliche Darstellungen verboten waren.
Die Tillya Kari Medrese in Samarkand
Als dritte im Bunde präsentiert sich die Tillya Kari Medrese. Sie wurde zuletzt in das Ensemble des Platzes eingefügt, und zwar an der Stirnseite. Diese Medrese sieht schon von außen ganz anders aus. Unter der blauen Kuppel verbirgt sich der goldene geschmückte Innenraum der Moschee. Jeder Besucher ist von dieser Dekoration begeistert.
Insgesamt verbringe ich zwei Stunden am Registan. Als ich am Abend ins Hotel zurückkehre, erwähnt der Rezeptionist etwas von einer Light- und Lasershow. Er wisse jedoch weder Beginnzeit, noch ob die Show wirklich stattfände. Ich bin trotzdem Feuer und Flamme und lasse mich mit einem Taxi zum Platz bringen.
„Wann denn die Show beginne?“, möchte ich vom Aufsichtspersonal am Registan wissen. Der erste Wachmann zuckt mit den Achseln. Der zweite deutet mir mit seinen Fingern eine Beginnzeit in 30 Minuten an. Nach 30 Minuten tut sich genau nichts. Erst nach 1,5 Stunden rückt ein Konvoi unter Polizeischutz an. Die geladenen Gäste, es sind genau vier, nehmen ihre Plätze ein und das Spektakel beginnt.
Die Gräberstadt Shah-i Zinda
Zögernd betrete ich die kleine Moschee, Bänke umrahmen drei der vier Wände. Eine Frau mit bunt gemustertem Mantel deutet aufmunternd auf den einzigen leeren Platz neben sich. Kaum habe ich Platz genommen, beginnt der Vorbeter zu singen. Der alte Mann hält seine Augen konzentriert geschlossen, die Pilgergruppe fällt in den Gesang mit ein. Das Gebet dauert nur wenige Minuten, die Gruppe verläßt den Raum und ich bleibe alleine zurück.
Shah-i Zinda bedeutet „Der lebende Schah“. Laut einer Legende versuchte Kusam ibn Abbas, ein Cousin Mohammeds, die islamischen Lehren in Samarkand zu verbreiten. Sein Heer wurde vernichtend geschlagen, er selbst während eines Gebets geköpft. Er nahm seinen Kopf und stieg einen Brunnen hinab, bis ihm Allah einen Platz im Paradiesgarten zuwies.
Diese Geschichte nahm Militärführer Timur zum Anlass, seine Familienmitglieder und engsten Mitstreiter in Shah-i Zinda begraben zu lassen. Kein Grabmahl gleicht dem anderen, ein jedes ist mit einzigartigem Fliesendekor ausgestattet, die Kuppeln sind wunderbar verziert.
Gur Emir – Das Mausoleum des Timur Lenk
Wer ist Timur Lenk? Bis zu meinem Besuch in Usbekistan hatte ich diesen Namen noch nie gehört. In der Geschichte des Landes spielte er jedoch eine große Rolle. Nicht umsonst steht zum Beispiel in Taschkent eine riesige Statue von ihm.
Amir Timur, auch bekannt unter dem Namen Timur Lenk, Timur Leng oder Tamerlan, wurde 1336 in Shahrisabz geboren. Er verdiente sich als Söldner und eignete sich bereits in jungen Jahren die Kriegskunst an. Durch zahlreiche Schlachten gelang es ihm ein riesiges Staatsgebiet zu erobern. Laut Geschichtsschreibung ging er dabei sehr grausam vor. Seine Macht umfaßte die Gebiete des heutigen Usbekistans, Armeniens, Georgiens, Syriens, der Türkei, Irans und Teile vom Irak.
Trotz seiner Machtphantasien war Timur ein Förderer der Baukunst, zumindest was die von ihm gegründete Hauptstadt Samarkand betraf.
Das Gur Emir Mausoleum ließ er ursprünglich für seinen Enkel Muhammed Sultan erbauen. Herausragend am Gebäude ist die doppelschalige Kuppel, die man schon von weitem sieht. Das Innere des Mausoleums und die Grabkammer sind prunkvoll ausgestattet. Das Grabmahl dient heute als Pilgerstätte. So wie in Shah-i Zinda werden Gebete gesprochen.
Zum Abschluss werden Selfies gemacht, denn auch die Daheimgebliebenen sollen etwas vom Abglanz des ehemaligen Herrschers haben. Und sei es nur ein Erinnerungsbild.
Weitere Sehenswürdigkeiten in Samarkand:
- Der quirlige Markt mit den vielen Brotverkäufern
- Die Bibi Khanum Moschee und das Bibi Khanum Mausoleum
- Das Observatorium des Ulug Beg
- Das russische Viertel
Weitere Artikel über Usbekistan:
Die Reise nach Usbekistan erfolgte im Oktober 2017 auf Einladung von Reisefieber – der Asien Spezialist für Asien Reisen.
Spiele und Bücher über Samarkand
Die Stadt in Usbekistan ist und war schon immer eine Inspiration. So gibt es auch ein Spiel mit dem Namen Samarkand. Zahlreiche Autoren haben die Samarkand literarisch verewigt. Ein Roman von Amin Maalouf trägt den Titel Samarkand und auch der Schriftsteller Matthias Politycki lässt seine Hauptfigur Alexander Kaufner in Samarkand an den Start gehen.
Ein Kochbuch aus dem Hölker Verlag trägt ebenfalls den Titel Samarkand und beschreibt Rezepte entlang der Seidenstraße.
5 Kommentare
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Liebe Gudrun,
ganz tolle Bilder! Usbekistan fasziniert mich schon lange. Ich habe ein paar Fragen: Warst du alleine dort? Und wenn ja: Wie sicher hast du dich als Frau gefühlt. Du warst ja auch abends unterwegs. Ging das alles problemlos?
Liebe Grüße
Angela
Hi Angela, ich war nicht alleine unterwegs, sondern mit meinem Partner. Gebucht haben wir eine Privattour mit Guide und Fahrer. Das war für uns am praktischsten…
Hallo Gudrun, wir möchten im September mit Freunden nach Usbekistan reisen.
Jetzt steht langsam die Orga an.
Hattet Ihr Euren privaten Guide und Fahrer vor Ort gefunden oder vorher gebucht? Wir sind zu acht und überlegen wie wir eine Reise von Dtl. am Besten organisieren ohne übertrieben touristisch unterwegs zu sein.
Viele Grüße! sylvia
Hi Sylvia, wir waren mit der Agentur Reisefieber unterwegs. Da konnten wir unsere Wünsche bekanntgeben und das Programm wurde nach unseren Wünschen organisiert.
Hallo Gudrun,
wir sind gerade auf deinen Blog gestoßen und ganz verzaubert von deinen Beiträgen zu Usbekistan. Wir freuen uns auch schon auf unsere nächste Erlebnisreise nach Usbekisten & Tadschikistan! Wir wünschen wir weiterhin viel Freude beim Reisen durch die Welt.