Meine Reisetipps für Bukarest – Sehenswürdigkeiten und Einkaufstipps
Stefania wohnt schon lange in Bukarest. Gemeinsam mit anderen Freiwilligen organisiert sie für Touristen Stadtführungen in Rumäniens Hauptstadt. Und Hand aufs Herz, wer kann aus dem Stehgreif aufzählen, welche Sehenswürdigkeiten es in der Stadt gibt? Warum die Architektur der Häuser so frappant an Paris erinnert? Und wer weiß schon, dass die Einwohner in Bukarest einen großen Brand, einen Bombenangriff und ein schweres Erdbeben hinter sich haben?
Doch Stefania ist keine, die mich durch die Geschichte hetzt, ganz im Gegenteil. Gemeinsam bummeln wir durch das Altstadt-Viertel Lipscani. Ein Gastgarten reiht sich an den anderen, aus den unterschiedlichen Lokalen dringt laute Popmusik. Dazwischen verteilen sich die historischen Gebäude in den Gassen, wie zum Beispiel die wunderschöne Stavropoloeus Kirche.
Die Stavropoleus Kirche und das Kloster in Bukarest
Wir kommen ungelegen, die Nonnen in der kleinen rumänisch-orthodoxen Kirche wollen nicht gestört werden, der abendliche Gottesdienst hat gerade begonnen. Mir genügt der Blick in den Innenhof des Klosters. Nur wenige Meter von hier entfernt tobt das Leben, im kleinen begrünten Hof ist davon nichts zu spüren.
An einer anderen Ecke der Altstadt ist eine Statue des Fürsten Vlad Tepes zu sehen, besser bekannt unter dem Namen Graf Dracula. Von seinem ehemaligen Fürstenhof sind nur Ruinen übrig geblieben. Nur Vlads Konterfei thront über den Resten seines damaligen Wohnhauses.
Nicht weit davon entfernt befindet sich die Karawanserei. Das neu renovierte Haus mit großzügigem Innenhof soll in den nächsten Tagen mein Frühstückslokal werden.
Nach zwei spannenden Stunden entläßt mich Stefania in der einzigen Roof-Top-Bar von Bukarest. Bei einer Weinverkostung lerne ich den rumänischen Trinkspruch „noroc“ kennen, was übersetzt „Glück“ bedeutet. Das deutsche Wort Prost sollte man lieber nicht aussprechen, denn dessen Übersetzung lautet „blöd“.
Infos zur Gratistour: Free Tour in Bucharest
Im Parlamentspalast von Bukarest
Bei einem Besuch des Parlamentspalastes knallen mir die Superlative um die Ohren. Ob Baumaterialien oder Vorhangstoffe, nur die besten und teuersten Materialien wurden verwendet, um der Gigantomanie des ehemaligen Diktators Nicolae Ceaușescus zufrieden zu stellen.
Der damalige Staatspräsident überwachte den Bau persönlich, der im Dreischichtbetrieb in wenigen Jahren errichtet wurde.
Für das Bauprojekt wurden Teile der Altstadt geschliffen, über 40.000 Wohnungen wurden zerstört. Selbst Kirchen und Synagogen mußten dem Bauwerk der Superlative weichen.
Der Hausherr zog allerdings nie in seinen Palast ein, er wurde von der politischen Wende überrascht und 1989 hingerichtet. Der Palast war noch nicht fertig, Diskussionen wegen der Zweckmäßigkeit des Gebäudes entbrannten. Schließlich einigten sich die Verantwortlichen auf eine Weiterführung der Bauarbeiten. Nach der Fertigstellung zogen die rumänische Angeordnetenkammer und der Senat in den Parlamentspalast ein.
Da stündlich Führungen in verschiedenen Sprachen angeboten werden, mache ich mich ohne Reservierung auf den Weg. Ein Fehler, wie sich herausstellt. Erstens habe ich mir den Stadtplan nicht genau angesehen und stehe am falschen Parkeingang. Zweitens ist die Gruppe um 11 Uhr bereits voll und ich muss mich für die nächste Tour um 12 Uhr anmelden. Die Wartezeit nutze ich und laufe einmal um den ganzen Palast beziehungsweise um die Palastmauer.
Zu Beginn der Führung werden wir auf die Sicherheitsvorkehrungen hingewiesen.
Wie am Flughafen werden alle Teilnehmer der Führung durchleuchtet, die Ausweise werden einbehalten. Mit dem Mobiltelefon ist Fotografieren im Inneren des Palastes erlaubt, für größere Kameras wird eine extra Fotogebühr eingehoben. Das Prozedere dauert, endlich geht die Führung los!
Gemeinsam mit einem sehr engagierten Führer schreiten wir über lange Flure, betreten gigantische Treppenhäuser und bewundern riesige Luster. Den Abschluss der einstündigen Führung bildet der Besuch auf einer Terrasse. Von hier aus blicken wir auf den Boulevard der Einheit, dessen Gestaltung ebenfalls von Ceaușescu in Auftrag gegeben wurde. Als Vorbild diente die Avenue des Champs-Elysees in Paris.
Das Freilichtmuseum in Bukarest – Ein Dorf mitten in der Stadt
Bukarest ist eine Stadt mit unglaublich vielen Museen. Da das Wetter bei meinem Besuch wunderschön ist, bietet sich ein Besuch im Freilichtmuseum (Dorfmuseum) an.
Der Soziologe Dimitrie Gusti schwärmte mit seinen Studenten aus und dokumentierte Bauernhäuser, Mühlen und Ölpressen in ganz Rumänien. Es entstand die Idee, einige der Häuser abtragen zu lassen und in Bukarest wieder aufzubauen.
1936 wurde dann das Museum im Herastrau Park in Bukarest eröffnet. Es zählt zu den ältesten Freilichtmuseen in Europa.
Ursprünglich standen auf einer Fläche von 4,5 Hektar 33 Häuser, mittlerweile ist das Areal auf insgesamt 30 Hektar angewachsen und über 360 Bauten können besichtigt werden.
Einige wenige Bauernhäuser sind geöffnet. Vor dem Eingang sitzt dann meist eine in Tracht gekleidete Rumänin und verkauft Souvenirs wie bunt verzierte Ostereier und Gehäkeltes.
Nach dem mehrstündigen Spaziergang habe ich das Gefühl eine Reise durch ganz Rumänien unternommen zu haben.
Öffnungszeiten und Informationen: Dorfmuseum
Eine Schifffahrt auf dem Herăstrău See
Schon vom Freilichtmuseum aus konnte ich auf den Herastrau See blicken, wo ein Ausflugsschiff seine Runden zog. Schnell entschlossen kaufte ich mir ein Ticket um wohlfeile 5 Leu (umgerechnet etwas mehr als 1 Euro) und stellte mich in der Warteschlange an. Ganz Bukarest war bei dem herrlichen Wetter auf den Beinen und wollte ebenfalls eine Bootsfahrt unternehmen und so mußte ich etwas warten.
Die Fahrt selbst dauerte dann circa 30 Minuten und war herrlich entspannend.
Der Friedhof Bellu
Ein Friedhofswärter kommt mir entgegen, er deutet in eine bestimmte Richtung. Schließlich übernimmt er die Führung und schreitet auf dem schmalen Weg zwischen den Grabsteinen zügig voran. Zufrieden deutet er auf eine weiße Marmorstatue, eine zierliche Dame mit Regenschirm, und verschwindet zwischen den Bäumen.
Wien hat den Zentralfriedhof, Paris den Pere Lachaise und in Bukarest gedenkt man der Toten am Friedhof Bellu. Der Friedhof wurde 1858 angelegt und nach seinem Stifter Barbu Bellu benannt.
Grabsteine aus Marmor, hölzerne Kreuze, prunkvolle oder verfallene Mausoleen, die Grabstätten sind so unterschiedlich wie die Verstorbenen, die hier begraben liegen.
Essen und Trinken in Bukarest
Wer in der Altstadt wohnt, hat die Qual der Wahl, hier reiht sich ein Restaurant an das andere.
Gut gegessen habe ich im Restaurant Hanul lui Manuc, das in der Karawanserei untergebracht ist.
Ein weiteres sehr gutes Lokal ist das Lacrimi si Sfinti, das dem rumänischen Dichter Mircea Dinescu gehört.
Ein gutes Eis gibt es im Creamier, einem kleinen Kaffeehaus mit Gastgarten.
In der Bakery ARC, der Kantine eines Tennisclubs, serviert man ausgezeichneten Espresso, Salate und Sandwichs.
Die allerbeste und coolste Bar in Bukarest fand ich durch einen Zufall. Ich bin einfach den Leuten nachmarschiert und bin im Gradina Eden gelandet!
Einkaufen in Bukarest
Die wunderschöne Buchhandlung Carturesti Lipscani befindet sich in der Altstadt. In der obersten Etage befindet sich ein Cafe, außerdem gibt es Souvenirs.
Das Geschäft Band of Creators ist im ersten Stock eines Wohnhauses untergebracht. Hier gibt es Damenmode, Schmuck und Handtaschen von rumänischen Designern.
Stefania hat mir den Tipp gegeben, dass zur Zeit meiner Bukarestreise ein Designermarkt stattfindet. In einem modernen Bürogebäude ist ein ganzes Stockwerk für Mode, Gehäkeltes, Gestricktes und Gebackenes reserviert. Die Verkäufer sind sehr nett und hilfsbereit und ich finde eine schöne Kette als Geschenk.
Andere Länder haben auch schöne Städte. Kennst Du meine Beiträge über Marrakesch, Gent und Luzern?
18 Kommentare
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Ooh, dieser Artikel kommt wie bestellt 🙂 Im August geht es für mich auf einen Roadtrip durch Rumänien und Bukarest wird Ziel und Start sein. Perfekt! Danke für deine Mühe 🙂
Liebe Grüße,
Anni
Dann passt das ja super! Wenn Du nicht so gutes Wetter hast: In Bukarest gibt es Unmengen an Museen…
Wow macht total Lust auf Bukarest… Gibt so viele Städte im Osten die man gar nicht so parat hat aber mega schön sind!! Danke für die Idee!!
Ich finde auch, dass der Osten vernachlässigt wird. Und die Städte sind wirklich schön, Belgrad hat mir auch total gut gefallen!
Und wer nach der Reise Fernweh nach Rumänien hat, schaut einfach mal bei http://www.pravalia.de vorbei
Rumänien stand bisher nicht auf meiner Liste. Bukarest sieht aber schon einmal recht interessant aus. Ich habe ehrlich gesagt bei Rumänien eher Bedenken wegen der ganzen Strassentiere und ihrem Leid. Das würde mich fertig machen. Deshalb meide ich das Land noch etwas. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben!
Ich habe keine einzigen Straßenhund gesehen! Ich war aber auch in den schöneren Vierteln in Bukarest unterwegs…
Die Stadt scheint ja echt einen Besuch wert zu sein. Die Bilder sind wirklich toll und der Bericht macht Lust, die Stadt zu erkunden! Vielen Dank für die tolle Zusammenstellung, die ich bestimmt mal gut gebrauchen kann.
Huhu,
vielen Dank für diesen spannenden Bericht zu einer Stadt, die ich bislang nicht auf dem Schirm hatte. Besonders der Friedhof mit der weißen Dame hat es mir angetan!
Liebe Grüße
Susanne
Leider weiß ich die Geschichte dieser Dame nicht…
So ein schöner Beitrag! Rumänien hat so viel zu bieten, wir waren letztes Jahr in Transsilvanien. Bukarest steht dann das nächste Mal auf der Liste. Und mit persönlicher Stadtführung ist es natürlich noch mal interessanter, ich weiß wovon ich rede, ich bin hier in Trondheim Guide ;-).
Lg aus Norwegen
Ina
Sie hatte wirklich viele Tipps und es war absolut nicht langweilig!
Vielen Dank dass Sie Bukarest besucht haben und unsere Organisation empfohlen haben, Gudrun! Es war lustig für mich Sie in Bukarest zu führen und Sie kennenzulernen. Wunderbare Foto, wunderbarer Artikel! Schöne Reisen weiter!
Liebe Grüße,
Stefania
Hallo Stefania,
lese gerade diesen spannenden Artikel und frage mich, wo man sie denn findet. Bin ab morgen für drei Tage in Bukarest und möchte die wenige Zeit, die ich habe möglichst nicht mit Touri-traps vergeuden.
Beste Grüße
Holger
Hallo Stefania, ich bin mit meiner Tochter nächsten Samstag in Bukarest und würde gerne mit Dir eine Tour machen – ist dies möglich?
Danke Andreas
Hi Andreas, Stefania findest Du auf dieser Webseite: https://freetourinbucharest.com/
Der Artikel ist großartig! Ich war im Juli dort und war überwältigt. Ich habe es auch geschafft, durch Transfagarasan und Transbucegi zu fahren und war erstaunt. Ich mietete Auto vom Flughafen in Bukarest und es war viel einfacher, zu diesen Orten zu gelangen.
Hi Gudrun,
tolle Bilder von Bukarest! Leider habe ich es bei meinem Besuch nicht in den Parlamentspalast geschafft. Er sieht von innen genauso „wuchtig“ aus wie er bereits von außen erscheint…. ein unglaubliches Bauwerk!
LG,
Tom