Gondar – Die Kaiserstadt in Äthiopien
„Zwei Touristen sind mit den Fäusten aufeinander losgegangen“, Daniel wundert sich noch immer, wenn er an das Tauffest in Gondar im letzten Jahr zurückdenkt.
Das Bad des Kaisers Fasilidas in Gondar
Am 19.Jänner beginnt das Tauffest, mehr als zehntausend Leute stehen um das Wasserbecken herum.
Bis das Bad des Kaisers Fasilidas in Gondar mit Wasser gefüllt ist, dauert es etwa eine Woche.
Der Bischof weiht das Wasser, im Anschluss hüpfen die Täuflinge hinein. Wer eine gute Sicht auf das Spektakel haben möchte, muss spätestens um Mitternacht einen Platz auf der Tribüne reservieren oder er bezahlt jemanden, der das für ihn übernimmt. Die beiden sich prügelnden Touristen waren anscheinend mit ihren Plätzen unzufrieden.
Daniel zeigt mir ein Foto. Zwischen den Äthiopiern tummeln sich Touristen im historischen Bad des Kaisers Fasilidas. Das Bad wird so genannt, obwohl man nicht genau sagen kann, ob Fasilidas wirklich für den Bau verantwortlich war. Auftraggeber des Wasserschlosses könnte auch sein Enkel Kaiser Iyasu I. gewesen sein.
Am heutigen Besichtigungstag herrscht Stille. Ein einziger Souvenirverkäufer heftet sich an unsere Fersen. Er folgt uns durch den Garten, der das Wasserschloss samt Bassin beherbergt. Das Ensemble ist von einer Steinmauer umgeben, diese ist von Würgefeigen überwuchert. Kambodscha lässt grüßen.
Heute ist das Wasserbecken komplett leer. Aus Denkmalschutzgründen wird es nur einmal im Jahr durch einen unterirdischen Kanal gefüllt. Wenige Tage nach dem Fest wird das Wasser wieder abgelassen.
Wasser ist auch ein Thema bei unserem nächsten Halt am Kloster Debre Berhan Selassie.
Das Kloster Debre Berhan Selassie in Gondar
Soeben ist in der Kirche des Klosters der Gottesdienst zu Ende gegangen. Frauen, Männer und viele Kinder strömen aus dem Gebäude. In den Händen halten sie Flaschen mit heiligem Wasser.
Momentan ist in Äthiopien Fastenzeit. Wer sich an diese hält, darf den ganzen Tag bis zum Ende der Messe nichts trinken oder essen. Nach der Messe essen die Gläubigen gemeinsam. Am Tana-See wurde ich zu Injera eingeladen, hier in Gondar drückt man mir eine Handvoll angekeimten Mais in die Hand.
Der Kirche des Klosters Debre Berhan Selassie sagt man nach, sie sei wegen der kunstvollen Bemalungen die schönste in Äthiopien. Zusätzlich fällt auf, dass es keine Rundkirche ist. Besonders auffällig ist die Decke aus Holz, die über und über mit geflügelten Engelsköpfen bemalt wurde.
Doch die am meisten besuchte Sehenswürdigkeit in Gondar ist sicherlich der Palastbezirk.
Der Palastbezirk in Gondar
Das kaiserliche Palastareal in Gondar wird kurz und bündig Gemp genannt. In das sieben Hektar große Areal führen 12 Tore. Wir betreten den Gemp durch das Tor der großen Wache.
Die Geschichte des Gemp begann mit dem Bau des Palastes für Kaiser Fasilidas im 17.Jahrhundert. Seine Nachkommen vollendeten den Bau, der wie eine kleine Burg aussieht und als Wahrzeichen von Gondar gilt.
Den Palast besichtigen wir als erstes. Durch aufwendige Renovierungsarbeiten ist es möglich, auch das Innere zu betreten. Es gibt vier Ecktürme und einen Hauptturm, der leider nicht zur Besichtigung freigegeben ist.
Nach dem Tod von Kaiser Fasilidas entstanden nach und nach Prachtbauten auf dem Gelände. In der äthiopischen Geschichte ist das eher ungewöhnlich. Normalerweise suchten sich die Nachfolger der Kaiserfamilie neue Bauplätze, um ihre Macht zu demonstrieren. Nicht so in Gondar, wo nach und nach Paläste, Bibliotheken, Sängerhallen, Kirchen und Archive entstanden.
Heute sind von den vielen Gebäuden nur mehr Ruinen übrig geblieben. Schuld daran sind die Bombardierungen während des Zweiten Weltkrieges. Meine Sorgen gelten den kostbaren Büchern der Bibliothek. Laut meinem Guide Daniel konnten die Kunstschätze gerettet werden.
Nach dem ausführlichen Besichtigungstag in Gondar und einer Kaffeepause in einem Touristenshop freue ich mich auf die nächsten Tage im Simien-Nationalpark.
Ein ausführlicher Reisebericht mit Bildern findet ihr auf diesem Reiseblog:
>>Äthiopien Reisebericht<<
Der Flug nach Äthiopien erfolgte auf Einladung von Ethiopian Airlines.
Die Rundreise wurde organisiert von Zagwe Ethiopia Tour.
8 Kommentare
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Ich hätte mir Äthiopien ganz anders vorgestellt, als auf manchen deiner Bilder.
Irgendwie ist das schon ein magisches Land oder nicht?
LG
Sabienes
Magisch ist der richtige Ausdruck!
Einfach nur Wahnsinn der Palastbezirk, möchte ich mir auch gerne mal ansehen! Sehr schöne Fotos. Lg
Hallo Gudrun,
habe durch Zufall deinen Reiseblock gefunden. Habe mich erst einmal durch Äthiopien geklickt. Bin sehr beindruckt von dieser Seite, absolut tolle Bilder
Kam Ende November aus Äthiopien zurück. Wenn ich Äthiopien in einem Satz beschreiben müsste: „Äthiopien, wo die Armut wohnt.“ Wenn man diese Land besucht hat, wird man demütig und klagt nicht mehr auf hohem Niveau.
Freue mich auf den Besuch meiner bescheidenen Homepage.
Hallo Gudrun,
ein interessanter Artikel. Nach Äthiopien möchte ich auch gern mal, aber das ist glaube ich eines der nicht ganz so „einfachen“ Reiseziele. Naja mal schauen, vielleicht komme ich ja auch noch hin? 🙂
LG
Stefan
Äthiopien kann ich empfehlen, es ist ein tolle Land!
vielen dank! das ist interessant!
Vielen Dank für Ihren ausführlichen Überblick über die Tempelanlagen Äthiopiens! Ich denke, ich werde sie zu meiner Liste der zu besuchenden Orte hinzufügen.