Bienen in Wien

„Eins habe ich ganz vergessen zu sagen. Wenn mir der Rahmen aus der Hand fällt, müsst ihr ganz schnell wegrennen“, Sabrina lächelt ein bisschen angestrengt, als sie diese Worte spricht. In ihren Händen hält sie einen quadratischen Holzrahmen auf dem sich Hunderte von Bienen tummeln.

Sabrina Haupt bei der Bienentour
Sabrina betrachtet fasziniert die Wiener Bienen

Was weiß ich über Bienen, außer dass sie stechen und Honig produzieren?

Mein Wissen über Bienen beschränkt sich auf das Schauen der Sendung „Biene Maja“ in meiner Volksschulzeit. Damals gab es auch eine unschöne Episode mit drei Bienenstichen auf meiner Kopfhaut. Und heute streiche ich mir ab und an Honig aufs Frühstücksbrot. Das war es dann auch schon.

Neugierig wurde ich auf die Honigbiene, als ich mir letztes Jahr den Film „More than Honey“ ansah. In diesem Dokumentarfilm berichtet der Schweizer Regisseur Markus Imhoof über das weltweite Bienensterben. Albert Einstein wird folgender Satz in den Mund gelegt: „Wenn die Biene von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben.“ In China ist die Biene in bestimmten Gegenden bereits ausgestorben. Blüten werden von Menschenhand bestäubt. Das klingt hochdramatisch, aber China ist ja weit weg. Wie schaut es mit dem Bienensterben in Österreich aus?

Genau das versuche ich bei der Bienentour mit Sabrina herauszufinden. Tourpartner ist die Wiener Bezirksimkerei, die in jedem Wiener Bezirk Bienenstöcke stehen hat. Bei der dreieinhalbstündigen Tour werden zwei Bienenstandplätze besucht, der Abschluss mit Honigverkostung erfolgt dann in der Imkerei.

Die Bienen naschen den eigenen Honig
Bienen sind Schleckermäuler und naschen auch den eigenen Honig

Bienen in Wien: Die Bienentour startet im 9.Bezirk

Wir sind eine kleine Gruppe, doch schon nach der Begrüßung prasseln die Fragen (auch meine) auf Sabrina ein. Um es kurz zu machen: Ja, die Bienen werden weniger. Doch die Gründe sind vielfältig und hängen nicht ausschließlich mit der berühmt-berüchtigten Varroa-Milbe zusammen, die ein Bienenvolk komplett ausrotten kann. Viele Imker wollen sich den Kampf gegen die Milbe nicht mehr antun und haben mit dem Imkern aufgehört. Außerdem finden Bienen in den monotonen Agrarlandschaften keine Nahrung mehr und der Einsatz von Pestiziden schwächt die Bienenvölker zusätzlich.

Den Stadtbienen geht es übrigens um einiges besser als den Landbienen. Sie haben mehr Auswahl an Blüten und Pollen zur Verfügung. Begrünte Innenhöfe gibt es in Wien genug. Die Bienen im neunten Bezirk haben den ganzen Liechtensteinpark zur Nahrungsaufnahme zur Verfügung.

Bevor wir uns zu den Bienenstöcken begeben, ziehen wir uns Schutzkleidung über. Selbst friedliche Bienen packt manchmal der Übermut und sie stechen. Eine Verteidigungsmaßnahme, die für die Biene selbst tödlich endet.

Nachdem wir bei den Bienenstöcken angekommen sind, erklärt uns Sabrina den Aufbau. Dann öffnet sie einen der Stöcke und hebt mit einem Meißel einen Rahmen voller Bienen aus der Zarge. Eine Zarge ist eine Holzkiste, oben und unten offen. Hier werden die Rahmen eingesetzt. Die Bienen lassen sich von uns nicht stören, fleißig arbeiten sie weiter.

Dabei muss man wissen, dass die Arbeitsbienen im Lauf ihres Bienenlebens gewisse Tätigkeiten ausführen. Es gibt zum Beispiel Wächterinnen, Flugbienen und Sammlerinnen. Eine Besonderheit ist die Heizbiene, sie sorgt für die Erwärmung des Brutnestes.

Die Bienenstöcke im Liechtensteinpark in Wien
Diese Bienenstöcke stehen im Liechtensteinpark
Summ summ summ, Bienchen summ herum
Summ summ summ, Bienchen summ herum
Bienen im Liechtensteinpark
Hier werden die Bienen ausgepackt…
Wildbau der Bienen
Ätsch, sagten die Bienen, wir bauen so wie es uns gefällt…

Auf dem Dach der TU Wien haben die Bienen eine schöne Aussicht

Um ihren Bienenstock zu erreichen, müssen die Bienen im 4.Bezirk einige Höhenmeter bezwingen. Dafür haben sie eine schöne Aussicht sowohl auf den Stephansdom als auch auf die Karlskirche. Wieder zieht Sabrina vorsichtig einen Rahmen aus der Zarge und zeigt uns das Resultat. Der Rahmen sieht komplett anders aus als der im Liechtensteinpark. Das ist auch das Spannende beim Imkern, erfahren wir. Kein Stock, kein Rahmen gleicht den anderen.

Bienenstöcke auf der TU Wien
Bienenstöcke auf der TU Wien
Auf der TU Wien gibt es ebenfalls Bienen
Auf der TU Wien stehen fünf Bienenstöcke
Bienen bauen Waben
Bienen bauen Waben
Bienen
Bienen beim Honignaschen

Honigverkostung in der Bezirksimkerei

Bevor wir die Arbeit der Bienen verkosten, legen wir in der Bezirksimkerei selbst Hand an. Der Auftrag lautet „Entdeckeln“. Die mit Honig gefüllten Zellen werden von den Arbeiterinnen mit Wachs verschlossen. Dieser Deckel muss vor dem Schleudern entfernt werden. Entweder erfolgt die Entdeckelung mechanisch mit einer Gabel oder mit einem Föhn.

Wir brauchen neun Honigwaben um die motorbetriebene Schleuder zu befüllen. Einmal auf den Schalter gedrückt und schon nach Sekunden fließt goldener Honig aus dem Auslass.

Anschließend widmen wir uns der Honigverkostung. Es ist ein bisschen wie bei einer Weinverkostung. Jeder Bezirk schmeckt anders, aber alle natürlich um Welten besser als Supermarkthonig. Jeder von uns findet seinen Lieblingshonig. Schwer bepackt gehe ich nach Hause. Dreimal dürft ihr raten, was die Geburtstagskinder von mir in den nächsten Wochen und Monaten als Geschenk bekommen…

Honig wird entdeckelt
Der Honig wird entdeckelt
Honigschleuder
Die entdeckelten Rahmen landen in der Honigschleuder
Wiener Honig
Flüssiges Gold! Wiener Honig
Wiener Bezirkshonig
Wiener Bezirkshonig

Wie kann ich als Einzelperson Bienen unterstützen?

Verzichte auf den Kauf von Supermarkthonig, sondern unterstütze Imker aus deiner Region.
Hilf den Wildbienen. Wildbienen sind Solitärbienen. Sie finden leider immer weniger Brutplätze oder Futter. Stelle ein Insektenhotel auf und/oder pflanze bienenfreundliche Blumen wie Sonnenblumen, Glockenblumen oder Margeriten.

In Wien gibt es viele spannende Touren. Mit Sabrina war ich bereits nachhaltig unterwegs, mit Peter habe ich den Naschmarkt erkundet und mit einer Polaroidkamera lässt sich Wien ebenfalls entdecken.

1 Kommentar

  1. Veröffentlicht von Traute am 16/08/2018 um 19:09

    Das ist bestimmt sehr interessant so eine Bienentour! Schöner Berucht! Eine Bienenpatenschaft hilft auch! Wir können alle ganz viel tun! Habe gerade den Kaffeesatz mit Wasser verrührt und als Dünger benutzt – das ist viel besser als die Chemiekeulen – für die Bienen und ebenso für uns Liebe Grüße

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Miriam blitzt - Miriam Mehlman Fotografie

GUDRUN KRINZINGER

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Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.

Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.

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