Berner Oberland – Meine Ausflüge in die Berge
Unter mir das Berner Oberland, ober mir ein strahlend blauer Himmel und ich irgendwo dazwischen in einer Luftseilbahn Richtung Brienzer Rothorn. Wie schon bei meiner Reise zum Jungfraujoch haben sich im allerletzten Moment die Wolken verzogen. Wir purzeln aus der Gondel, die uns auf 2288 Meter gebracht hat. Sprachlos sind wir, zeigen stumm hier- und dort hin, auf die Gipfeln ringsum und auf den Brienzersee, dessen Ufer schemenhaft unter einer Wolkendecke zu erkennen ist.
Brienzer Rothorn – Meine Reise durch das Berner Oberland
Meine Reise durch das Berner Oberland beginnt auf 2350 Höhenmetern. Die wenigen Metern von der Bergstation bis zum Gipfel steige ich hoch und genieße die Aussicht auf sage und schreibe 693 Gipfeln, darunter sind so berühmte dabei wie Eiger, Mönch und Jungfrau. Gezählt habe ich sie nicht. Aber irgendwer hat diese Zahl auf der Webseite der Brienz Rothorn Bahn angegeben, und so präzise, wie die Schweizer ihre Uhren bauen, zählen sie auch ihre Gipfel. Da bin ich mir sicher.
Sicher bin ich mir auch, dass ich keine Wanderschuhe mit dabei habe. Aufmerksam studiere ich die gelben Markierungen, die in alle Himmelsrichtungen zeigen. Zum Eisee, der verlockend blau und erfrischend in der Sonne glänzt, wären es nur 50 Minuten Gehzeit. Das Dorf Brienz, mein nächstes Ausflugsziel, wäre in 3,5 Stunden erreicht. Ohne ordentliche Wanderausrüstung ist das natürlich keine Option für mich.
Dann doch lieber in die Brienz Rothorn Bahn einsteigen, die seit 1892 Passagiere auf das Rothorn und wieder retour befördert. Das Besondere dabei: Die Brienz Rothorn Bahn ist eine Zahnradbahn mit Dampfbetrieb. Die Bahn, die uns vom Berg bringt, wird allerdings mit Diesel betrieben, erst an der Zwischenstation Planalp bekommen wir eine Dampflok zu Gesicht, die nach Wasser lechzt.
Brienz – Sommerfrische am Brienzer See
Unsere Lokomotive spuckt uns am Bahnhof in Brienz aus. Das Hotel Brienzerburli befindet sich im alten Dorfteil, genau da, wo sich auch die schönste Gasse Europas befindet. Die Geschichte der Brunngasse mit ihren Holzbauten geht auf das 18.Jahrhundert zurück. Und Holz ist übrigens das wichtigste Element in Brienz.
Schon beim Spaziergang durch das Dorf fallen mir die lebensgroßen Holzfiguren auf, die die Gassen und die Seepromenade schmücken. Ob die alle von den Auszubildenden der Schule für Holzbildhauerei erschaffen wurden, die in Brienz 1884 gegründet wurde? Mit der Geigenbauschule hat das Dorf am Brienzer See noch eine Besonderheit zu bieten. Dann gäbe es noch das Holzbildhauerei Museum zu besichtigen und ein Stückchen außerhalb liegt das Freilichtmuseum Ballenberg.
Beide Museen sind potentielle Anwärter für meinen Museumsblog. Doch da bei dieser Reise die Berge des Berner Oberlands im Vordergrund stehen, reise ich weiter nach Interlaken.
Interlaken – Zwischen den Seen
Nomen est omen! Lateinkundige sind klar im Vorteil: inter lacus bedeutet „zwischen den Seen“. Man hätte die Stadt aber auch Intermontis (zwischen den Bergen) benennen können. Vielleicht ist das aber völlig falsch, zu meiner Verteidigung ist zu sagen, dass ich nie Latein in der Schule hatte.
Aber die Bezeichnung an sich wäre schon richtig, denn wegen der Berge tummeln sich Touristen aus der ganzen Welt in Interlaken. Die Inder kommen nach Interlaken, weil der indische Bollywood Regisseur Yash Chopra seine Filme auf dem Jungfraujoch und im Berner Oberland gedreht hat. Die Gäste aus den Arabischen Staaten reisen nach Interlaken, weil sie in ihrer Heimat Seen und Berge vermissen. Die Schweizer kommen zum Wandern, Paragliding, Wakeboarden und Skydiving.
Ich selbst war vor Jahren schon einmal in Interlaken. Ich habe damals meine eigene Schokolade kreiert und bin zum Jungfraujoch hochgefahren. Dieses Mal spaziere ich durch das malerische Unterseen und nutze meinen Swiss Travel Pass um den Hausberg von Interlaken zu besuchen, den Harder Kulm.
Die Harderbahn bringt mich in 10 Minuten auf 1322 Meter über den Meeresspiegel. Zum zweiten Mal auf dieser Reise bereue ich es, keine Wanderschuhe eingepackt zu haben, denn vom Harder Kulm aus starten schöne Wanderungen mit Blick auf Brienzer- und Thunersee.
Mein nächstes Ausflugsziel wäre ebenfalls mit Wanderschuhen und viel Kondition zu erreichen. Da ich beides nicht habe, gelange ich mit der Bergbahn aufs Schilthorn.
Schilthorn – Piz Gloria
Um von Interlaken aufs Schilthorn zu gelangen, ist es eine kleine Weltreise. Doch selbst kleine Weltreisen werden mit dem Swiss Travel Pass zum Vergnügen. Das liegt daran, dass alle Verkehrsmittel perfekt aufeinander abgestimmt sind. So geht es mit dem Zug von Interlaken Ost nach Lauterbrunnen, von dort mit dem Bus nach Stechelberg und dann mit der Seilbahn nach Gimmelwald. In Gimmelwald steigen wir um in die Seilbahn nach Mürren, von dort geht es mit der Seilbahn nach Birg und endlich stehen wir nach einer weiteren Seilbahnfahrt auf dem Schilthorn, wo uns die Schweizer Bergwelt zu Füßen liegt.
„Zu Füßen“ stimmt eigentlich nicht, denn wir befinden uns zwar auf 2970 Meter ü.M. Und müssen trotzdem hinauf schauen zur Blüemlisalp (3664 m.Ü), zum Gspaltenhorn (3437 mÜ) und natürlich zur einzigartigen Eiger Nordwand mit Eiger, Mönch und Jungfrau.
Das Schilthorn hat nicht nur ein spektakuläres Panorama auf hohe Schweizer Berge zu bieten, sondern entführt den Besucher in die Welt von James Bond. Cineasten werden es wissen, dass viele Szenen des sechsten Bond-Kinofilms „Im Dienste ihrer Majestät“ in der Schweiz gedreht wurden. Das heutige Drehrestaurant Piz Gloria diente im Film als Hauptquartier des Bösewichts Blofeld.
Ich flüchte weniger spektakulär vom Berg als James Bond, sondern setze mich wieder in die Seilbahn, die mich nach Mürren bringt.
Das autofreie Bergdorf Mürren
Mürren ist ein Hach-hier-ist-es-aber-schön-Ort und ein Hach-am-liebsten-würde-ich-jetzt-bleiben-Dorf. Was sicherlich daran liegt, dass der Ort autofrei ist.
Darf ich wieder einmal Mal erwähnen, dass ich keine Wanderschuhe eingepackt habe? Für meinen ersten Besuch muss ein Spaziergang durch das Dorf reichen.
Niesen Kulm – Die schönste Pyramide in der Schweiz
„Photoshop!“ sagen die einen, „Naaa, des is echt!“ kommentieren die anderen. Wir stehen vor einer Fotografie, die im Berghaus Niesen Kulm angebracht ist. Auf der Fotografie wirft der Berg Niesen, auf dem wir uns gerade befinden, einen pyramidenförmigen Schatten auf den Thunersee.
Eigentlich hätte mir die Pyramiden-Form des Niesen schon bei der Schifffahrt über den Thunersee auffallen können. Ich war jedoch einerseits vom Mittagessen auf dem Schiff abgelenkt und andererseits bot mir das Ufer so viele weitere Sehenswürdigkeiten zum Fotografieren an, dass ich mich nicht auf diesen einen Berg konzentriert habe.
Umso konzentrierter schaue ich allerdings jetzt in die Ferne. Da, dort drüben, sind das Steinböcke? Leider nein, die schemenhaften Tiere mit vier Beinen entpuppen sich als Kühe. Schnell, noch ein Abschiedsfoto, die Wanderer eilen zur Standseilbahn, am heutigen Sonntag erfolgt die letzte Abfahrt um 17:45 nach Mülenen.
Ich schaue aus dem Fenster und blicke ihnen nach. 11 Doppelzimmer gibt es im Berghaus Niesen und eines davon gehört mir. Einfach und rustikal sind sie eingerichtet, genau nach meinem Geschmack. Zum letzten Mal bereue ich mein Wanderschuh-Maleur, denn wie schön wäre es morgen früh einfach darauf loszuwandern.
Doch am morgigen Tag heißt es schon wieder Abschied nehmen vom Niesen. Nach einem einzigartigen Sonnenaufgang wartet der letzte Programmpunkt auf mich.
Thun – Das Tor zum Berner Oberland
Ich wüsste schon, in welchem Hotel in Thun ich mich einquartieren würde. Gleich neben dem Schloss Thun hoch über der Stadt steht ein modernes Hotel mit Fernblick. Von hier aus hätte ich nicht weit in die Thuner Altstadt mit den in Europa einzigartigen Hochtrottoirs.
Meinen Nachmittagskaffee würde ich einem gemütlichen Lokale am Mühleplatz einnehmen, bevor ich ins Kunstmuseum Thun entschwinde oder mir im Schadaupark das älteste Rundpanorama der Welt anschaue.
Die einstündige Altstadtführung hat mich auf jeden Fall neugierig gemacht auf mehr…
Sehenswürdigkeiten im Berner Oberland
Viele Sehenswürdigkeiten konnte ich im Berner Oberland besuchen. Was ich noch nicht gesehen habe, sind die berühmten Trümmelbachfälle. Sie zählen zu den Wasserfällen im Lauterbrunnental.
Lauterbrunnen und die umlegenden Ortschaften wie Grindelwald und Wengen habe ich ebenfalls noch nicht erobert.
Und was bei meinem nächsten Besuch im Berner Oberland ins Gepäck muss sind natürlich meine Wanderschuhe. Denn Wandern inmitten dieser grandiosen Bergwelt stelle ich mir wunderschön vor.
Offenlegung: Die Reise ins Berner Oberland erfolgte auf Einladung von Schweiz Tourismus.
2 Kommentare
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Was für ein schöner Reisebericht. Das klingt nach einer sehr schönen und gelungenen Rundreise durch das Berner Oberland der Schweiz. Die Möglichkeiten für Ziele und Unternehmungen sind unzählig. Da lohnt sich eine Rundreise auch, ein Hotel im Berner Oberland wäre zum Beispiel das Hotel Adelboden.
Liebe Gudrun,
so ein schöner Reisebericht! Vielen lieben Dank! Auch die Fotos sind traumhaft! Das Berner Oberland muss wunderschön sein, mit seinen eindrucksvollen Bergen und den idyllischen Seen. Eine Schifffahrt Thunersee scheint sich definitiv zu lohnen, wenn es nach den herrlichen Eindrücken auf Deinen Fotos geht.
Liebe Grüsse