Die Oper in Venedig – Gran Teatro La Fenice – Reisetipp Venedig
Wie oft bin ich schon an der Oper in Venedig vorbeigehuscht, weil ich vermeintlich schönere Ziele im Auge hatte? Dieses Mal gibt es keine Entschuldigung. Entschlossen trete ich durch eine Seitentür, schon stehe ich im Museumsshop. Im hinteren Bereich befindet sich der Ticketschalter. Im Ticketpreis inbegriffen ist ein Audioguide, der für mich in deutscher Sprache eingestellt wird.
In 16 Kapiteln (etwa 35 Minuten) erzählt mir eine angenehme Stimme die Geschichte der Oper in Venedig. In italienischer Sprache trägt das Opernhaus den poetischen Namen „Gran Teatro La Fenice di Venezia“.
Die Geschichte der Oper in Venedig
Die wohlhabendsten Bürger Venedigs waren Mitglieder in einem Konsortium, dass den Bau eines neuen Theaters in Auftrag gab. Zuerst wurde ein Grundstück gekauft, es erfolgte eine Ausschreibung. Der Architekt Gian Antonio Selva gewann. 1791 begannen die Bauarbeiten, eröffnet wurde das Opernhaus am 16.Mai 1792.
Benannt wurde die Oper nach dem Vogel Phönix. Es wird erzählt, wenn dieser Vogel aus der Mythologie stirbt, wird er aus seiner eigenen Asche wieder auferstehen. Der Name ist gut gewählt, denn 1836 brannte das Theater bis auf die Grundmauern ab. Es wurde nach den neuen stilistischen Vorgaben der damaligen Epoche wieder aufgebaut.
Am 29.Jänner 1996 wiederholte sich dieses Drama. Ich selbst kann mich noch gut erinnern, als in den Nachrichten vom Brand des La Fenice berichtet wurde. Das Opernhaus konnte nicht mehr gerettet werden. Es galt, das Feuer so einzudämmen, dass die umliegenden Häuser nicht ebenfalls in Brand gerieten.
Und wieder brachte man den Phönix zum Fliegen! Am 14.Dezember 2003 eröffnete man das Opernhaus mit einem Konzert. Etwa ein Jahr später folgte die Wiederaufnahme des Opernbetriebs.
Fresken und Stuck zieren das Foyer. Über die Haupttreppe gelange ich in das obere Stockwerk, wo sich das Herz des Theaters befindet.
Der Theaterraum im Stil des Rokoko
Ehrfürchtig betrete ich den Saal und nehme auf einem rot gepolsterten Sessel Platz. Wenn ich meine Augen schließe, höre ich die Musiker, die ihre Instrumente stimmen. Der Holzboden knarrt, die letzten Besucher eilen auf ihre Plätze. Ein Tuscheln, ein Hüsteln, ein Räuspern, der Vorhang öffnet sich, die ersten Akkorde erklingen.
Öffne ich meine Augen, sehe ich einen einzigartigen Theaterraum im Stile des Rokoko. 174 Logen umspannen den Raum, ein vergoldeter Kronleuchter schmückt das Deckengewölbe. Doch diese Decke, erzählt mir die Stimme des Audioguides, ist nicht gewölbt. Es ist eine optische Täuschung.
1996 wurde der Saal durch den Brand völlig zerstört. Die Decke stürzte ein, nichts blieb mehr übrig von der Pracht aus vergangenen Tagen. Der Theaterraum heute ist ein Reproduktion mit einigen Kompromissen. Sicherheitsvorschriften mussten eingehalten werden, die Akustik verbesserte sich dank des neuen Holzbodens, die Bühnentechnik konnte von Grund auf modernisiert werden.
Ich stehe in einem Neubau und befinde mich trotzdem in der Vergangenheit. Mein Blick fällt auf die Königsloge. Von dort oben hat man sicher den besten Blick auf die Bühne.
Königs- oder Kaiserloge?
Die Königsloge gegenüber der Bühne hat eine bewegte politische Geschichte hinter sich. 1797 verlor Venedig seine Unabhängigkeit, bis dahin waren alle Logen gleich groß. Erst als Napoleon Bonaparte 1807 die Oper in Venedig besuchte, wurde für ihn die Kaiserloge gebaut. Die sechs zentralen Logen vis-a-vis der Bühne wurden dafür abgerissen.
1848 entstand die neue Republik Venedig, eine Kaiserloge hatte da keinen Platz mehr. Sie wurde abgerissen, die sechs Logen wurden wieder eingefügt. Nach 18 Monaten wurde Venedig Teil des Kaiserreichs Österreichs, ergo wurden die sechs Logen abermals entfernt und eine neue Kaiserloge entstand.
Damit nicht genug. 1866 kommt Venedig zum Königreich Italien. Man ließ die Loge bestehen und nannte sie einfach um in Königsloge. Und so heißt sie bis heute.
Uraufführungen im La Fenice
Ihren Ruf als wichtige Opernbühne erlangte das Opernhaus La Fenice nicht nur wegen ihrer hervorragenden Akustik, sondern auch durch den Umstand, dass bedeutende Komponisten ihre Werke in Venedig zur Uraufführung brachten.
Giachino Rossini komponierte die Oper Tancredi, die 1813 uraufgeführt wurde. Vincenzo Bellini folgte mit zwei Opern (I Capuleti e i Montecchi und Beatrice di Tenda), ebenso wie Gaetano Donizetti, der ebenfalls drei Opern auf die venezianischen Bretter brachte (Alina, regina di Golconda und Belisario und Maria di Rudenz).
Rekordhalter ist allerdings Guiseppe Verdi. Fünf seiner Werke gelangten im Teatro La Fenice zur Uraufführung, darunter die berühmten Opern La traviata und Rigoletto.
Knapp hundert Jahre später kamen im Rahmen des Festivals für zeitgenössige Musik Werke des 20.Jahrhunderts zur Uraufführung, unter anderem von den Komponisten Benjamin Britten, Igor Strawinski, Sergej Prokofjew und Luigi Nono.
Die Sale Apollinee im Opernhaus Venedig
Ihren Namen tragen die fünf Apollinee Säle aufgrund der früheren Dekoration, die Apoll darstellte. Die Säle waren ein Treffpunkt für die venezianische Oberschicht. Heute dienen sie als Pausen- und Konzertsäle. Im Ballsaal findet heute ein Konzertprobe statt und wir Besucher werden freundlich aber bestimmt aus dem Saal gescheucht.
Online oder offline? Wo bekomme ich Tickets für die Oper in Venedig?
Um in den Genuss einer Opernaufführung zu kommen, könnte ich mir ein Ticket kaufen. Doch leider gibt es für den heutigen Tag keine Karten mehr, die Vorstellung ist ausverkauft. Gefragt habe ich direkt am Ticketschalter in der Oper, der täglich von 10-17 Uhr geöffnet hat.
Online gibt es Opernkarten hier: Ticket Office
Spielplan
Für die Führung mit Audioguide habe ich das Ticket direkt in der Oper gekauft.
Vollpreis für Erwachsene: 10 Euro
Ermäßigter Preis: 7 Euro
Es gibt spezielle Ermäßigungen für Familien.
Den Audioguide gibt es in folgenden Sprachen: Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch und Italienisch.
Öffnungszeiten (unter Vorbehalt): 9:30 – 18 Uhr
Beim nächsten Besuch in Venedig sitze ich hoffentlich im Zuschauerraum und lausche den Klängen des Orchesters.
Venedig ist immer eine Reise wert. Und trotzdem gibt es Dinge, die man nicht machen sollte. Und diese Fehler hat Daniel vom Fernwehblog gesammelt: 15 Fehler, die Du in Venedig nicht machen solltest
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.