Der Donaulimes – Unterwegs auf den Spuren der Römer
Handelsweg und Grenzfluss, Siedlungsraum und Naturschutzgebiet, der Donau fielen im Lauf der Jahrhunderte viele Aufgaben zu. Zur Zeit der Römer bildete der Donaulimes eine natürliche Grenze Richtung Norden. Diese Außengrenze des antiken römischen Reiches wurde mit zahlreichen Befestigungsanlagen gesichert. Kastelle, Wachtürme und Zivilsiedlungen reihten sich wie Perlen an einer Schnur entlang des Flusses.
Aus manchen römischen Siedlungen entstanden im Laufe der Zeit prachtvolle Städte, wie zum Beispiel Regensburg, wo meine Reise entlang der Donau beginnt.
Der Donaulimes – Barriere und Verbindung
Cicero hat natürlich recht. Aber was weiß ich denn wirklich von meinen Ahnen, den Römern? Also außer dass ich irgendwann den Film Spartacus im Fernsehen gesehen habe und in Pompeji und in Tunesien Amphitheater besichtigt habe, reichlich wenig. In Carnuntum war ich vor ewigen Zeiten. Aber war da nicht auch etwas mit Weinbau in der Wachau? Mit Thermalbädern und Fußbodenheizungen?
Wie hieß die Donau zu Zeiten der Römer noch mal? Zumindest diese Frage kann ich beantworten: Danubius beziehungsweise Danuvius.
Meine Bildungslücken werde ich hoffentlich füllen können bei einer dreitägigen Fahrt entlang des Donaulimes, die mich von Regensburg bis nach Linz bringt.
Das römische Regensburg – Castra Regina
Als ich in Regensburg aus dem Zug steige, ist es um mich geschehen. So eine entzückende Stadt! Beim Bummel durch die alten Gassen entsteht ein Foto nach dem anderen. Die Römer sind mir im Moment gänzlich egal, lieber lege ich meinen Fokus auf die Regensburger Sehenswürdigkeiten Steinerne Brücke, den gotischen Dom St.Peter und natürlich die Donau.
Erst am nächsten Tag bekomme ich bei einer Stadtführung die römische Ecken präsentiert und staune. Denn natürlich bin ich schon am Tag zuvor unbewusst auf römischen Spuren gewandelt. Kaiser Marc Aurel ließ im Jahre 179 n. Chr. auf einer Fläche von 24 Hektar ein Militärlager für eine Legion errichten. Dieser Grundriss entspricht in etwa 33 Fußballplätzen. Teile der römischen Lagermauer sind am Ernst-Reuter-Platz und im Parkhaus am Dachauplatz zu besichtigen.
Vier Tore führten in das Lager Castra Regina und eines davon blieb in Regenburg erhalten: die Porta Praetoria. Diese Toranlage gilt als römisches Wahrzeichen der Stadt.
Unser geschichtlicher Spaziergang findet den perfekten Abschluss in der römerzeitlichen Abteilung im historischen Museum Regensburg. Hier bewundere ich unter anderem die Fragmente einer Lagertorinschrift, deren Text auf das Jahr der Einweihung des Kastells hinweist.
Römische Museen am Donaulimes in Bayern
Die vielen Funde aus der Römerzeit brauchen natürlich auch Museen, die die wertvollen Stücke in zeitgerechter Form präsentieren. Bei meiner Reise entlang des Donaulimes durfte ich in Bayern insgesamt drei römische Museen besuchen.
Und wer jetzt glaubt, das sei langweilig, irrt sich gewaltig! Jedes dieser Museen hat etwas Besonderes, sodass sich ein Besuch lohnt.
Das Gäubodenmuseum in Straubing
Das Gäubodenmuseum in Straubing zeigt zum Beispiel einen einzigartigen Schatz. Bei Aushubarbeiten im Oktober 1950 fanden Arbeiter einen umgestülpten Kupferkessel. In diesem Kessel verbargen sich Gesichtshelme, Beinschienen, Knieschutzbleche und Kopfschutzplatten für Pferde. Umstritten ist, ob diese Paraderüstungen im Kampf getragen wurde.
Museum Quintana in Künzing
In Künzing erwartet mich nicht nur ein Zenturio in voller Ausrüstung, sondern Museumsleiter Dr. Roman Weindl steht persönlich bereit und führt unsere Gruppe durch die Räume des Museums. Insgesamt kann man sich im Museum auf eine 7000 jährige Zeitreise begeben, doch wir konzentrieren uns ausschließlich auf die Römerzeit.
90 nach Christus wurde in Künzing als Teil der Grenzbefestigung am Donaulimes ein Kastell erbaut. Neben den Waffenfunden werden im Museum auch Schmuck, Spielsteine und Kochgeschirr gezeigt. Gerade diese Alltagsgegenstände machen für mich den römischen Alltag lebendig.
Und da Roman Weindl begeisterter Koch ist, bekommen wir Kostproben römischer Spezialitäten kredenzt und zum Nachkochen für zuhause eine Rezeptsammlung mit vier Rezepten.
Eine weitere Besonderheit im Museum Quintana ist die Rekonstruktion eines hölzernen Amphitheaters. Zuerst bewundern wir die kleinere Ausführung im Museum, bevor wir uns die Teilkonstruktion am Originalfundort ansehen.
Römer Museum Kastell Boiotro in Passau
Mein letzter Besuch in Passau ist ewig her. Ich war damals noch ein Kind. Erinnern kann ich mich an eine Schifffahrt in der Drei-Flüsse-Stadt und an eine riesige Orgel. Die Römer oder deren Siedlungsspuren standen damals nicht auf der Besichtigungsliste meiner Familie.
Die Römerherrschaft der Grenzstadt Passau dauerte in etwa 400 Jahre. Während dieser Zeit entstanden an den Südufern Kastelle. Diese dienten sowohl zur Sicherung des Donaulimes als auch als Zollstation.
Als wichtigstes Exponat des Römermuseum gilt eine Lichtinstallation, die im Untergeschoß untergebracht ist. Per Touchscreen erschließt sich dem Besucher die Baugeschichte des Hauses, das auf Teilen der römischen Kastellmauer errichtet wurde.
Wie schon in Künzing finde ich die Exponate des Zivillebens spannend. In Passau gibt es zum Beispiel einen Grabstein eines Weinhändlers. Eine Hörstation informiert sowohl über das Leben des Händlers und als auch den römischen Weinbau.
Oberösterreich – Römische Funde am Donaulimes
Das Motto der Oberösterreichischen Landesausstellung 2018 lautete „Die Rückkehr der Legion. Römisches Erbe in Oberösterreich“. Diese Ausstellung wurde zum Anlass genommen, umfangreiche Ausgrabungen in Schlögen und Oberranna durchzuführen.
Römerburgus Oberranna
Das am besten erhaltene antike Gebäude von Oberösterreich liegt in Oberranna, im Gemeindegebiet von Engelhartszell. In dieser Ortschaft startete ich vor einigen Jahren einen Ausflug auf dem Donauradweg. Warum mir die Ausgrabungsarbeiten damals nicht aufgefallen waren, ist schnell erklärt. Ich war mit dem Fahrrad am anderen Ufer der Donau unterwegs.
Heute schützt ein moderner und luftiger Schutzbau die Überreste des römischen Kleinkastells.
Römerpark Schlögen
Schlögen besitzt neben dem Naturwunder Schlögener Schlinge eine zweite Sehenswürdigkeit: ein 14 Meter langes römisches Badehaus. Dank ausgeklügelter Technik mit Fußbodenheizung, Hohlziegeln, Boilern und Mischbatterien erschufen die Römer eine Wellness-Oase.
Unweit des Badehauses befand sich das Kleinkastell mit einer Einheit von etwa 100 Mann. Von diesem Kastell ist nichts mehr übrig, auf dem Grundriss steht heute ein Hotel.
Doch gäbe man dem Archäologen Stefan Traxler eine Schaufel in die Hand, er wüsste wohl, wo er die nächsten Spatenstiche machen müsste um weitere römische Sensationen aus der Erde zu holen.
Römische Spuren in Linz
In Linz beende ich meine römische Spurensuche. Dabei könnte die Zeitreise entlang des Donaulimes noch über viele weitere Städte und Ortschaften bis nach Wien und darüber hinaus weiterführen.
Wie schon in Regensburg verbergen sich in Linz die meisten Funde unterirdisch. Die Martinskirche steht auf römischen Fundamenten. Die erste römische Befestigungsanlage befand sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf dem Schlossberg. Unterhalb des Schlosses befand sich das Lager einer Reitereinheit.
Spuren der Römer befinden sich heute in der Archäologischen Abteilung im Linzer Schlossmuseum.
Römerspuren interaktiv
Als Erinnerung an meine Reise habe ich mir die App Römerspuren auf mein Mobiltelefon geladen. Mit kurzweiligen Filmen und Quizfragen konnte ich mir bei der Rückfahrt im Zug die Zeit vertreiben.
Eingeladen zu dieser spannenden Reise wurde ich von der ARGE Straße der Kaiser und Könige. Vielen Dank.
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Wieso werde ich nie zu solchen Reisen eingeladen? 🙁
Als Reiseblogger, der Geschichte studiert, würde mich das enorm interessieren.