Eine Weltreise mit Postkarten
Ich mag Postkarten. Sie präsentieren sich weltweit auf wackeligen Drehständern und sind bebildert mit kitschigen, romantischen oder vermeintlich lustigen Motiven. Wie war noch mal die Adresse von XY? Irgendwo hatte ich sie doch notiert? Endlich die Angaben des Adressaten gefunden, ein paar Zeilen Urlaubsfeeling draufgekritzelt. Und wo bekomme ich jetzt eine Briefmarke her? Manchmal scheiterte der Transport des rechteckigen Stücks Papiers an der Auffindung beziehungsweise Erkennung eines Briefkastens. Die sehen nämlich in manchen Ländern aus wie Mülleimer.
Postkarten sind meine Reiseerinnerungen
Ein einziges Mal schrieb ich übrigens eine Postkarte an mich selbst. Das war in Nordkorea. Die Karte trudelte nach wochenlanger Reise bei mir ein.
Oftmals kehren Ansichtskarten mit mir aus dem Urlaubsland nach Wien zurück. Ich kaufe sie als Reiseerinnerun. Am liebsten mag ich die mit Retromotiven. Sie zeigen mir Bildausschnitte und Motive, die aus längst vergangenen Zeiten stammen. An Kunstkarten kann ich ebenfalls nicht vorübergehen. Zuhause habe ich eine Schachtel mit meinen Schätzen. Erst gestern habe ich in meiner Postkarten-Erinnerungskiste gewühlt. Ich habe eine Karte nach der anderen rausgezogen und in Erinnerungen geschwelgt.
Und bevor diese Karten wieder in der Schachtel landen, mache ich mit euch eine Weltreise.
Eine Weltreise mit Postkarten
An meine Reise nach Marseille erinnere ich mich sehr gerne. Zum ersten Mal war ich mit dem TGV unterwegs und landete von Paris aus kommend in Marseille. Einen Tag später trafen meine Freundinnen ein und so wie der Monsieur auf der Postkarte saßen wir am Abend in der Bar und tranken Pastis. Dieses Getränk schmeckt übrigens nur in Marseille, denn die beiden Flaschen, die ich als Souvenir mit nach Hause brachte, habe ich nie angerührt.
Die Karte mit den zwei Damen stammt aus Florenz. Es ist ein Detail des Gemäldes „Die Vermählung der Jungfrau“ von Domenico Ghirlandaio. Das Originalfresko befindet sich in meiner Lieblingskirche Basilica Santa Maria Novella in Florenz.
Wir reisen weiter nach Venedig, wo ich mir vor einigen Jahren einen ganzen Kartensatz kolorierter Kunstkarten kaufte. Die Motive stammen aus der Commedia dell’Arte. Auf dieser Postkarte ist Fritellino abgebildet, eine der weniger bekannten Darsteller dieser Kunstrichtung.
Wir reisen weiter nach Nizza
Ich komme ins Schwärmen, wenn ich an meinen Aufenthalt in Nizza denke. Vier Tage war ich an der Cote d’Azur unterwegs, meine Basis fand ich in Nizza in einem entzückenden Hotel. Vier Tage sind viel zuwenig für die Region und die Ansichtskarte erinnert mich an die vielen Dinge, die ich an der Cote d’Azur machen wollte: mit dem Pinienzapfenzug fahren, ein Velo bleu ausborgen, ins Chagall Museum gehen.
Wir bleiben in Europa – Postkarten aus Dänemark, Linz und Cesenatico
„To be, or not to be“ lautet die Aussage auf der Ansichtskarte, die ich mir auf Schloss Kronborg in Dänemark gekauft habe. Shakespeare legte diese Worte Prinz Hamlet in den Mund, der seinen Wohnsitz auf Kronborg hatte.
Wir reisen von Dänemark Richtung Süden und landen in Linz. Hier gibt uns Joseph von Eichendorff ein Zitat mit auf den Weg:
„und die Donau rauschte dazwischen herauf – und es war alles, alles gut!“
Alles gut, wenn nicht sogar perfekt fand ich meinen Aufenthalt in Cesenatico. Cesenatico ist ein Fischerdorf an der Adria mit großer historischer Vergangenheit. Unter anderem lebte hier Leonardo da Vinci, da er einen Plan für den Hafen entwarf. Sehenswert ist das Marine Museum, nicht nur wegen der Ansichtskarte, die ich dort gekauft habe.
Eine Postkarte aus Irland
Ich kenne einige Reiseblogger, die ihr Herz an Irland verloren haben. Da wären zum Beispiel Maria von kofferpacken.at und Lucia the Kremserinonthego. Lucia hat sogar ihr Lieblingsland zum Hauptwohnsitz gemacht. Ich war bisher zweimal in Irland. Einmal machte ich einen zweiwöchigen Sprachkurs in Dublin und einmal eine einwöchige Rundreise mit dem Mietauto. Ziegen habe ich nie angetroffen, dafür habe ich mir aber eine Postkarte mit ihrem Konterfei gekauft.
Post aus Finnland, Lissabon und Marokko
Starten wir in Finnland, wo ich vor vielen Jahren in Kakslauttanen mit dem Hundeschlitten unterwegs war und versucht habe, die Nacht in einem Schneeiglu zu verbringen. Es waren die kältesten 20 Minuten meines Lebens! Doch die Postkarte, die ihr auf dem Foto seht, habe ich in Helsinki gekauft und zwar während eines 8-stündigen-Aufenthaltes während einer Ostsee-Kreuzfahrt.
Lissabon verbinde ich typischerweise mit den grandiosen pastel de nata. Diese Blätterteigtörtchen mit Puddingfülling gibt es natürlich in ganz Portugal, doch im Stadtteil Belem gibt es die besten. Außerdem ist Lissabon berühmt für die Straßenbahnlinie 28E, die sich quer durch die Stadt zieht und an den schönsten Sehenswürdigkeiten vorbeikommt.
Von Lissabon ist es nicht mehr ganz so weit bis nach Marokko. In Marokko bin ich durch die Wüste gewandert. Ein Dromedar hatten wir dabei, aber es blickte nicht ganz so stilvoll in die Kamera wie das Tier auf dem Bild. Die Karte habe ich übrigens im Maison de la Photografie de Marrakech erstanden. Das Foto stammt aus dem Jahr 1920.
Grüezi aus der Schweiz
Auch in der Schweiz wurde ich in Bezug auf Vintage-Postkarten fündig. Das Sujet stammt aus der Plakatsammlung des Museums für Gestaltung in Zürich. Da Skifahren absolut nicht zu meinen liebsten Sportarten zählt, kann ich leider nichts über das Sommer Skirennen auf dem Jungfraujoch erzählen. Aber eines kann ich versichern: Auch wenn man mit der Bahn aufs Jungfraujoch fährt, hat man einen einzigartigen Weitblick auf die Schweizer Berge.
Postkarten aus Übersee
Einen halben Tag saß ich in einem kleinen Kaffeehaus in Kathmandu am Rande der Boudha Stupa. Diese Stupa gilt als größte Stupa der Welt. Den besten Überblick über die Gesamtgröße des heiligen Gebäudes verschuf mir der Kauf der Ansichtskarte.
Aus Taiwan landeten ebenfalls einige Postkarten in meinem Gepäck. Dass ich kein einziges Schriftzeichen entziffern kann, finde ich besonders charmant.
Wenn die beiden Briefmarken auf der Postkarte aus Mauritius wirklich echt wären, wäre ich jetzt Millionärin. So ist die Karte ein Mitbringsel aus dem Blue Penny Museum in Port Louis, wo alles über die Geschichte der wertvollsten Briefmarke der Welt ausgestellt ist.
Mein Briefkasten ist leer, ich wünsche mir eine Postkarte her
Vor einigen Tagen landete eine wunderschöne selbstgestaltete Postkarte in meinem Briefkasten. Absenderin Julia vom Reiseblog julie-en-voyage wohnt in Wien und ihre Postkarte ein wahres Meisterwerk. Vielen Dank, Julia!
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Der Beitrag ist wunderbar! Ich habe Laden und Schachteln voll mit Postkarten, die ich bekommen habe seit ich ein Kind bin, und ebenso viele, die ich von Reisen oder Besuchen in Museen als Erinnerung mitbringe oder nach langer Zeit an liebe Freundinnen schicke… 🙂