Montafon – Echte Berge echt erleben
„Do miass ma aufi!“ Bikeguide Markus weist mit seinem Zeigefinger auf einen Gipfel in weiter Ferne. Gemeinsam mit anderen Reisebloggerinnen und Reisebloggern aus Österreich bin ich im Montafon unterwegs. Bei der Erstellung für das Reiseprogramm setzte ich mich mit dem Brustton der Überzeugung für meine Sportlichkeit und der meiner Kolleginnen und Kollegen ein.
Jetzt folge ich etwas verzweifelt Markus Zeigefinger. Denn die Oberalp, die er anvisiert, ist nicht etwa unser Tagesziel, sondern irgendwo dort oben und scheinbar unerreichbar, werden wir vorerst nur unsere E-Mountainbikes abstellen und dann noch weiter zur Tilisunahütte wandern.
Bike & Hike im Montafon
Das Montafon ist ein Paradies für Wanderer und Radfahrer. Insgesamt gibt es 260 Streckenkilometer für Radfahrer, Mountainbiker und E-Biker und 1.160 Kilometer Wanderwege. Irgendein gewiefter Marketingmensch – ich tippe ja auf Markus selbst – hat sich dann gedacht, diese beiden Bewegungsarten könnten wir super miteinander kombinieren. So entstand das Bergerlebnis Bike & Hike.
Unsere E-Mountainbikes borgen wir uns bequem bei einer von neun Verleihstationen im Montafon aus. Nach einer ausführlichen Erklärung wie die Dinger funktionieren und der mehrmaligen Versicherung, dass die Akkus ganz sicher und wirklich und wahrhaftig bis ans Ziel reichen werden, starten wir unsere Tour.
Meter um Meter schrauben wir uns unserem Ziel entgegen. Markus plant mehr als genug Pausen ein. Einerseits um uns Verschnaufen zu lassen, andererseits um uns fotografiewütigen Reisebloggerinnen und Reisebloggerin die Möglichkeit zu geben die Landschaft abzulichten.
Endlich erreichen wir die Oberalp. Wir versperren unsere Räder, schultern unsere Rucksäcke und marschieren los. Begleitet werden wir vom Pfeifen der Murmeltiere, die sich vor uns verstecken. Die Landschaft beginnt sich zu verändern. Die grünen Wiesen wirken wie Moos, weiter hinten kommen gewaltige Berge in Sicht, die Grenze zur Schweiz ist nicht weit.
Wo es Grenzen gibt, wird geschmuggelt.
Markus erzählt von den sogenannten Kaffeelöchern, also Verstecke in den Karsthöhlen, wo die Schmugglerware, die aus Kaffee, Schuhen und Tabak bestand, gelagert wurde. Doch geschmuggelt wurden auch Menschen, die in NS-Zeiten in Österreich unerwünscht waren. „Auf der Flucht“ heißt eine interaktive Theaterwanderung im Montafon, die diese entsetzliche Zeit erlebbar macht.
Nach diesem kurzen geschichtlichen Diskurs wandere ich nachdenklich weiter.
Ein paar Wanderschritte und eine Biegung weiter ist eine Ebene zu sehen. Am Ende der Ebene, noch immer weit weg und doch so nah, erscheint wie eine Fata Morgana die Tilisunahütte. Am liebsten würde ich drauf los laufen, die Gedanken an ein kühles Bier und einen Kaiserschmarrn sind überwältigend. Die unglaublich schöne Landschaft bremst mich, jeden Meter davon möchte ich bewusst genießen.
Die Tilisunahütte liegt auf 2.211 Höhenmeter
Freudestrahlende Gesichter begrüßen mich auf der Tilisunahütte. Gemeinsam haben wir unser Tagesziel erreicht. Zwar schleicht sich irgendwann der Gedanke in mein Gehirn, dass wir ja auch wieder runter müssen, aber den kann ich gut verdrängen. Besonders beim Anblick des Montafoner Sura Kees, von dem uns Hüttenwirt Markus eine Kostprobe kredenzt.
Der Sura Kees ist ein Magerkäse, der nur im Montafon produziert wird. Er schmeckt leicht säuerlich, aber nicht wirklich salzig. Er ist eine perfekte Jause und wird auch verkocht genossen.
Rezeptvorschläge gibt es auf dieser Seite >>hier klicken<<
Ein Video von der Käseherstellung kann man sich hier ansehen: >>YouTube<<
Nach einer guten Stunde Rast auf der Hütte treten wir den Heimweg an. Bei den Rädern angekommen bekommen wir eine kurze Technik Schulung, bevor wir uns an die Abfahrt wagen. Für den Höllenritt abwärts nahm ich mir einen Spruch aus dem Neuen Testament als Vorbild:
„So werden die Letzten die Ersten sein und die Ersten die Letzten“.
Matthäus 19,30
Wandern im Montafon:
Panoramaweg Gantakopf
Mein zweiter Tag am Montafon beginnt mit einer Busfahrt zur Garfrescha Talstation. Praktischerweise liegt die Busstation direkt vor der Haustüre des Explorer Hotel Montafon. Bei der Talstation angekommen, äuge ich skeptisch nach oben. Die Anreise zur Wanderung beginnt mit einem Sessellift. Ich zermartere mein Hirn, wann ich zuletzt auf einem Sessellift gesessen habe und überlege eigentlich noch immer.
Vorbei geht es an den wunderhübschen Häuschen der Maisäß-Siedlung Garfrescha zurm Einstieg der Wanderung. Das Wort Maisäß hat mit dem Monat Mai zu tun, denn im Mai wurden das Vieh auf den sogenannten „Maisitz“ getrieben. Noch heute werden in manchen Maisäß Käse und Butter hergestellt, viele wurden auch umgebaut und werden heute als Ferienwohnungen genutzt.
Der Panoramaweg führt uns anfangs durch den Wald und bietet immer wieder Ausblicke auf die Montafoner Bergwelt. Mit vielen Trink- und Fotopausen erreichen wir den Gantakopf, von wo aus unser Ziel, die Nova Stoba, zu sehen ist.
Die Nova Stoba ist ein Bergrestaurant auf über 2000 Metern Seehöhe. Serviert werden traditionelle Gerichte wie Kaiserschmarrn und Speckknödelsuppe. Angeschlossen ist die höchste Weinstube Vorarlbergs, die VINNOVA.
Nach der Halbtagswanderung fahre ich mit der Versettla Bahn zurück ins Tal und lande in Gaschurn.
Kunst und Kultur im Montafon
Mein Weg führt mich in die Tourismusinformation Gaschurn, wo es eine Ausstellung zu Ernest Hemingway gibt. Der Schriftsteller verbrachte zwei Winter im Montafon und verarbeitete seine Erfahrungen in den Büchern „Schnee am Kilimanjaro“ und „Paris, ein Fest fürs Leben“.
Das Alpin- und Tourismusmuseum in Gaschurn hat samstags leider geschlossen. Und genau das ist einer von vielen Gründen, warum ich wieder in den Montafon muss. Denn neben dem bereits erwähnten Museum gibt es noch ein Heimatmuseum in Schruns, das Bergbaumuseum in Silbertal und das Museum Frühmesshaus in Bartholomäberg. Und als Museumliebhaberin möchte ich natürlich alle vier Museen besuchen.
Hörenswert sind auch die Montafoner Resonanzen, die an sechs Wochenenden im Sommer stattfinden. Sechs unterschiedliche Musikgenres werden angeboten (Bläser, Volksmusik, Jazz, Kammermusik, Cross-Over, Orgel).
Freuen würde ich mich, wenn mir ein Tischler etwas über den Montafonertisch erzählen würde und ich einer Trachtenstickerin bei der aufwendigen Herstellung einer Montafoner Tracht zusehen dürfte.
Hach, große Montafonliebe und Vorfreude macht sich da breit!
Explorer Hotel Montafon – Mein Hoteltipp
Das Explorer Hotel Montafon hat alles, was zu einem perfekten Basislager gehört. Gleich neben der Rezeption befinden sich geräumige Sport-Locker, wo der sportliche Gast seine Ski- und Bikeausrüstung parken kann. Meine Wanderschuhe habe ich allerdings mit aufs Zimmer genommen, dass sich hell und fröhlich präsentiert.
Auf den ersten Blick hat mir ein Schreibtisch gefehlt – es gibt ein kleines Tischchen- , doch warum soll ich im Urlaub eigentlich arbeiten? Und wenn es wirklich notwendig gewesen wäre, hätte ich im Frühstücksraum Platz nehmen können. Die Tische, an denen morgens die Gäste Platz nehmen, werden etwas später zum Arbeiten und zum Spielen genutzt. Zu noch späterer Stunde übrigens als Bartisch, das habe ich extra für euch getestet.
Ebenfalls zu erwähnen sind die E-Bikes zum Ausleihen, die bereits erwähnte Bushaltestelle direkt vor dem Hotel und der Sport-Spa mit Finnischer Sauna, Dampfbad und Infrarotkabine.
In den Explorer Hotels wird übrigens nicht nur geurlaubt, sondern auch getagt. Ob Seminare, Incentives oder Weihnachtsfeiern, die Explorer Buddies kümmern sich sowohl um die Veranstaltung als auch um das passende Rahmenprogramm.
Auf einen Restaurantbetrieb in den Hotels wird übrigens bewusst verzichtet. Die Wertschöpfung soll im Ort bleiben. Fantastische Restaurants gibt es in Gaschurn übrigens jede Menge.
Essen gehen im Montafon
Die Alte Talstation punktet mit einer umfangreichen Getränkekarte, dem besten Burger in Montafon, Grillgerichten und Vorarlberger Soulfood. Ich entscheide mich für eine Brettljause, die hier Brettspiel genannt wird.
Die Bedienung ist super gut gelaunt, das bestellte Essen wird schnell serviert und meine Reisebloggerkolleginnen und – Kollegen lugen ein kleines bisschen neidisch auf meine reich garnierte Platte. Habe ich geteilt? Aber sicher…
Der Mühle Heuriger liegt direkt an der Ill. Das Restaurant ist einer 300 Jahre alten Mühle untergebracht und hat einen wunderschönen schattigen Gastgarten. Vom Schnitzel über typische Heurigengerichte bis zu Montafoner Kässpätzle reicht die Auswahl an Speisen. Da mir noch ein dreigängiges Abendmenü bevorsteht, entscheide ich mich für traditionelle Apfelküechla.
Steinpilz vs. Heidelbeere lautet die Kombination des Degustationsmenü im Stoba 7. Oje, mit Schwammerl konnte ich mich noch nie so richtig anfreunden. Doch ich liebe Überraschungen und von einem kreativen Küchenchef lasse ich mich gerne überzeugen.
Lasst es euch gesagt sein: Das Menü war phänomenal gut! Ich war sogar vom Steinpilz-Vanille-Eis überzeugt.
Anreise Montafon
Hubschrauber, Traktor oder Pistenbully? Ich bin ganz bequem mit der Bahn ab Wien angereist. Und ja, es fühlte sich ein bisschen wie eine Weltreise an. Aber vor Ort kann man gut auf das eigene Auto verzichten.
Sonstige Anreiseoptionen sind hier angeführt: Anreise Montafon
Offenlegung:
Das Hotel Explorer hat mich eingeladen das Montafon zu erkunden. Mitgestaltet wurde das Programm vom Tourismusverband Montafon und den Silvretta Montafon Bergbahnen. Herzlichen Dank!
3 Kommentare
Hinterlassen Sie einen Kommentar
GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Wow was für ein perfekter Artikel: GENAU SO wars! Super fotos außerdem. Was soll ich da noch schreiben am Blog ……
Die MTB waren der Hit, wahrlich.
Angelika Turbo Mandler. NOT.
Ich muss gestehen, dass ich das Vorarlberg mal so gar nicht als Urlaubsziel im Auge hatte. Aber wenn ich mir deinen Bericht so durchlese, merke ich, dass ich das mal ändern sollte. Was für eine wunderschöne Gegend. Und die Bike & Hike Tour wäre genau nach dem Geschmack meines Mannes.
Dann schicke ihn ins Vorarlberg, Deinen Mann!