Fremdenführer in Wien
Sie zeigen mal in die Höhe, mal in die Ferne, jonglieren mit Jahreszahlen, sind mit den Habsburgern per Du und kennen jedes öffentliche WC in der Stadt. Die Rede ist von den Fremdenführern in Wien.
Doch was verbirgt sich hinter dem Beruf Fremdenführer? Warum erlernt man diesen Beruf? Und ist die Ausbildung zum Fremdenführer in Wien wirklich so schwierig?
Ich habe 8 Fremdenführer in Wien gefragt, warum sie sich für diesen Beruf entschieden haben und habe sehr spannende Antworten bekommen.
Tanja Rosenberger
Wie heißt Du? Wer bist Du? Was hast Du bisher gearbeitet/gelernt/studiert?
Ich bin Tanja Rosenberger, Wienerin, PR-Beraterin und frischgebackene Fremdenführerin. Ich habe Englisch und Französisch (Schwerpunkt Literatur) studiert, habe während meiner Studienzeit als Reiseleiterin gearbeitet, danach im Tourismus, in der Event- und in der PR-Branche. Seit 18 Jahren habe ich meine eigene PR-Agentur.
Warum bist Du Fremdenführerin geworden?
Ich wollte eigentlich schon nach den vielen Jahren als Reiseleiterin die FremdenführerInnen-Ausbildung machen, bin aber dann in meinen unterschiedlichen touristischen Berufen hängen geblieben. Ich erzähle gerne Geschichten und liebe Wien und Österreich, über die es natürlich viel zu erzählen gibt.
Welche Sprachen sprichst Du? In welchen Sprachen bietest Du Führungen an?
Englisch, Französisch, Italienisch. Führungen vorerst nur auf Deutsch und Englisch.
Was fandest Du an der Fremdenführer-Ausbildung besonders schwierig?
Fast nichts, nur manchmal die Abendstunden im Kurs nach einem langen Arbeitstag.
Welche Deiner Touren magst Du am liebsten?
Eigene Touren arbeite ich gerade aus, aber von den „Standardtouren“ mag ich u.a. die Route Hofburg – Herrengasse – Freyung – Am Hof – Judenplatz sehr gerne.
Hast Du ein Lieblingsplatzerl in Wien?
Die Gassen des 8. Bezirks, wo ich aufgewachsen bin.
Welches Wiener Wahrzeichen findest Du überschätzt?
Keines
Gibt es eine Figur in der Wiener Geschichte, die dich besonders fasziniert?
Rudolf IV., der Stifter (1339-1365) – er ist nur 26 Jahre alt geworden, hat aber in den wenigen Jahren seiner Regierung sehr viel in Gang gebracht… (Uni Wien gegründet, Domkapitel St. Stephan gegründet, Wirtschaft angekurbelt, Städte gefördert…)
Hast Du einen Geheimtipp für Wien?
Verrate ich nicht. Bzw. nur während einer meiner Touren.
Wie siehst Du die Zukunft für Fremdenführungen in Wien?
Zuversichtlich und positiv. Es wird sicher noch ein paar Monate dauern, aber ich bin sicher, dass der Tourismus bald wieder „brummen“ wird und viele Führungen gebucht werden.
Homepage: Tanja Rosenberger
Davy-Nathan Burgstaller
Wie heißt Du? Wer bist Du? Was hast Du bisher gearbeitet/gelernt/studiert?
Ich heiße Davy, bin 24 Jahre alt und komme ursprünglich aus Südfrankreich. Momentan studiere ich Geschichte und Französisch im Master auf Lehramt. Ich bin staatlich geprüfter Fremdenführer und nebenbei Hobbymusiker. Ich spiele in einer Band, habe aber auch viele Solo Projekte. Zusätzlich arbeite ich als Freizeitpädagoge in einem Bundesrealgymnasium im 23. Wiener Gemeindebezirk.
Warum bist Du Fremdenführer in Wien geworden?
Ich mag es Dinge zu erklären. Außerdem bin ich sehr Kunst- & Kulturinteressiert. Ich finde es schön Menschen zum Staunen zu bringen.
Welche Sprachen sprichst Du?
Deutsch, Englisch und Französisch.
Was fandest Du an der Fremdenführer-Ausbildung besonders schwierig?
Die Prüfungsvorbereitung ist absolut enorm. Ohne meine Lerngruppe hätte ich mir den gigantischen Lernstoff und die praktischen Fähigkeiten nie so aneignen können.
Welche Deiner Touren magst Du am liebsten?
Die Touren die vom Schwedenplatz stadteinwärts gehen hab ich besonders gern!
Hast Du ein Lieblingsplatzerl in Wien?
Das Servitenviertel & Lange Gasse
Welches Wiener Wahrzeichen findest Du überschätzt?
Den Augarten, oder den Donaukanal.
Gibt es eine Figur in der Wiener Geschichte, die dich besonders fasziniert?
Ich wäre sehr gerne bei einem live Mozartkonzert mal dabei gewesen.
Hast Du einen Geheimtipp für Wien?
Friedhof St. Marx, am besten wenn die Sonne gerade am untergehen ist.
Wie siehst Du die Zukunft für Fremdenführungen in Wien?
Es wird wieder bergauf gehen.
Maximilian Heim
Wie heißt Du? Wer bist Du? Was hast Du bisher gearbeitet/gelernt/studiert?
Ich bin IT-Consultant, Volkswirt, Musiker und Hobby-Historiker. Ich arbeite derzeit bei einem IT-Unternehmen, habe aber einen Master in Volkswirtschaft an der WU studiert. Dabei war ich auch viel im Ausland (Boston (USA), Louvain-La-Neuve (Belgien), Johannesburg (Südafrika)) und kam mit unterschiedlichsten Kulturen in Kontakt. Aufgewachsen bin ich bis zum 6. Lebensjahr in Kalifornien und dann in Tirol. Nach meinem Zivildienst bin ich nach Wien gezogen und mit Unterbrechungen hiergeblieben.
Warum bist Du Fremdenführer in Wien geworden?
Ich habe am Zentrum für Auslandsstudien als Programmanger für des „Orientierungs- und Kulturprogramm“ gearbeitet. Dabei handelt es sich um ein 3-wöchiges Programm für Incomming Studierende, die ein Semester in Wien verbringen werden. In diesem Programm werden sämtliche Sehenswürdigkeiten in Wien besucht und auch Ausflüge nach Graz und in die Wachau unternommen. Dabei kam ich mit vielen FremdenführerInnen in Berührung. Bei den meisten fand ich die Tätigkeit sehr inspirierend und bei einigen dachte ich mir: „Das kann ich besser“. Da auch entsprechendes Interesse vorhanden war, entschloss ich mich zur Ausbildung. Damals war ich noch sehr naiv bezüglich meiner Einschätzung zum Stoffumfang.
Welche Sprachen sprichst Du? In welchen Sprachen bietest Du Führungen an?
Deutsch und Englisch, weil es beides Muttersprachen von mir sind.
Was fandest Du an der Fremdenführer-Ausbildung besonders schwierig?
Die Ausbildung ist ein Geschenk und ich finde es bedauernswert, dass die Kurse zu einer immer kürzeren Dauer tendieren. Es sollte im Interesse der bestehenden Fremdenführer sein, das Niveau hochzuhalten! Die Prüfung allein reicht leider nicht zur Qualitätssicherung aus. Ich würde mir wünschen, dass die Ausbildung einen größeren Fokus auf praxisbezogene Informationen legen würde.
Welche Deiner Touren magst Du am liebsten?
Ich bin noch am Anfang, aber es wird wrs. „Wer hat die Stadt bezahlt?“ sein. Geplant ist ein historischer Spaziergang durch die Innenstadt. Anhand von ausgewählten Gebäuden erkläre ich die wirtschaftliche Situation der Zeit und die entsprechende Finanzierungsmaßnahmen, denen sich die Auftraggeber bedient haben.
Hast Du ein Lieblingsplatzerl in Wien?
Natürlich, aber den verrate ich nicht.
Welches Wiener Wahrzeichen findest Du überschätzt?
Das Riesenrad.
Gibt es eine Figur in der Wiener Geschichte, die dich besonders fasziniert?
Das wechselt immer. Aktuell beschäftige ich mich Anna Victoria von Savoyen, die Erbin Prinz Eugens.
Hast Du einen Geheimtipp für Wien?
Gästen, die leider wenig Zeit haben, zeige ich gerne den Prunksaal der Nationalbibliothek. Wenn es nur 2-4 Personen sind, marschiere ich dabei gerne an der Kassa vorbei, denn ein Blick durch die Tür zum Saal ist kostenlos.
Wie siehst Du die Zukunft nach Corona für Fremdenführer in Wien?
Es wird mehr als nur Führungen geben müssen. FremdenführerInnen haben die Ausbildung zu mehr, bspw. Workshops. Man wird kreative Ideen benötigen, um die Stadt den jungen Besuchern entsprechend vorstellen zu können. Der Kontext, welchen die BesucherInnen mitbringen, hat sich im Laufe der Jahre sicher stark geändert. Dementsprechend müssen Fremdenführer sich auch die Kundschaft anpassen.
Timea Kovacsics
Wie heißt Du? Wer bist Du? Was hast Du bisher gearbeitet/gelernt/studiert?
Ich heiße Timea Kovacsics, bin Ungarin aus Budapest. Ich unterrichte Italienisch und Englisch seit 2006, in Budapest arbeitete ich auch als geprüfte Fremdenführerin. Bevor ich nach Budapest kam, habe ich ein paar Jahre in Rom gelebt und auch als Reiseleiter gearbeitet. Aber die Liebe meines Lebens ist Wien, das ist keine Frage – deshalb lebe ich seit Mai 2017 in dieser wunderschönen Stadt und seit November 2020 bin ich eine stolze Austria Guide!
Warum bist Du Fremdenführerin geworden?
Das ist eine Art Devotion für mich. Außerdem liebe ich Geschichte, Kunst (bis 1918, ausgenommen die Expressionisten), klassische Architektur, Lebensgeschichten, Schicksale von berühmten Leute, Ikonographie etc. und darüber zu erzählen macht mir einfach Spass. Und dabei erlebe ich das ganze immer wieder, sehe die Begeisterung meiner Kunden – das bedeutet mir viel, und es wird nie langweilig.
Welche Sprachen sprichst Du? In welchen Sprachen bietest Du Führungen an?
Englisch, Italienisch, Ungarisch (Deutsch, falls jemand Lust hat, meinem Deutsch zuzuhören – Eigenverantwortung!!)
Was fandest Du an der Fremdenführer-Ausbildung besonders schwierig?
Die Sprache und die Rechtskunde
Welche Deiner Touren magst Du am liebsten?
Momentan sind sie noch work in progress – aber meine Tour über das Leben, die Gewohnheiten, die Schicksale von der Aristokratie mit Erklärungen heraldischer Symbole, sonst verschiedene Thementouren im KHM – über Liebe, Symbolen, Kunst, Frauen, Männer….
Hast Du ein Lieblingsplatzerl in Wien?
Eigentlich mehrere – Volksgarten, Freyung, Schönbrunn und alle Rooftop-Bars!
Welches Wiener Wahrzeichen findest Du überschätzt?
Riesenrad (obwohl es das älteste noch bestehende ist, aber trotzdem)
Gibt es eine Figur in der Wiener Geschichte, die dich besonders fasziniert?
- Friedrich III, er hat alle seine Feinde überlebt, und diese Beinamputation mit 78 Jahren.
- Maximilian I, er war ein Spieler und ein Romantiker – der letzte Ritter, so cool!
- Joseph I, er war der erste hübsche Habsburger am Thron, und ein toller Typ
Hast Du einen Geheimtipp für Wien?
Wenn man sich im ersten Bezirk vor irgendeinem offenen Tor befindet – unbedingt reinspazieren! Das kann ein kunstvolles Durchaus sein, ein schönes altes Stiegenhaus mit klassischen Statuen, ein Innenhof aus der Renaissance – you never know.
Wie siehst Du die Zukunft für Fremdenführungen in Wien?
Momentan schwer zu beantworten. Ich glaube, dass es nach wie vor viele Arbeit im Massentourismus sein wird. Spezialtouren werden populär bleiben – eventuell wird die Nachfrage sogar steigern, wenn man kreative und spannende Produkte anbietet. Ich sehe die Zukunft der Fremdenführer in Wien ganz positiv.
Gabriele Bajons
Ich heiße Gabriele Bajons und bin an vielem interessiert: Steine, Gebäude, Bilder, Natur, Kultur, Essen, Literatur, Wissen und Menschen, Menschen, Menschen.
Mein Äußeres: Hellbraunes, mittellanges Haar, blaue Augen, helle Haut, selten gebräunt, schlank, mittelgroß, eher sportlich.
Familienmensch und Arbeitstier, kein Widerspruch! Das heißt, ich liebe meine Familie – Mann, Kinder, Eltern und deren Verwandte, Schwester und Familie, Verschwägerte und Familie – und ich lieb(t)e meine Arbeit.
Ausgebildete Richterin, zuerst in Strafsachen am Strafbezirksgericht Wien, dann in Zivilsachen am Bezirksgericht für Handelssachen und am Handelsgericht Wien, dann verantwortlich für die Innenrevision aller Gerichte, Staatsanwaltschaften und Justizanstalten Österreichs. Seit Juni 2020 im Ruhestand, weiterhin mit der österreichischen Justiz und deren Bediensteten verbunden.
Warum bist Du Fremdenführerin geworden?
Herrlich weit gestreutes Betätigungsfeld, immer in Interaktion mit Menschen (siehe Interessen oben). So kann ich immer wieder Neues erfahren und komme aus dem Staunen nicht heraus, das ist sehr belebend.
Welche Sprachen sprichst Du? In welchen Sprachen bietest Du Führungen an?
Deutsch, Französisch, Englisch, Italienisch in Grundzügen, an Spanisch werde ich mich in den nächsten Jahren heranarbeiten. Führungen werde ich bevorzugt in Deutsch und Französisch anbieten, auch in Englisch.
Was fandest Du an der Fremdenführer-Ausbildung besonders schwierig?
Nichts. Im Einzelnen besehen. Alles ist lehrreich und spannend.
Die Fülle des Stoffs ist allerdings mehr als beeindruckend, da kommt jede/r zum Glück erst so nach und nach drauf. Um nicht in eine völlige Depression zu verfallen, lautete die Devise: Mut zur Lücke!
Welche Deiner Touren magst Du am liebsten?
Kann ich noch nicht sagen, das gilt es auszuprobieren. Meine Führungen zu Fuß durch Wien und durch Museen fanden bei Bekannten, Freundinnen, Freunden und Verwandten bislang großen Anklang.
Hast Du ein Lieblingsplatzerl in Wien?
Die Josefstadt, mein Wohnbezirk. Kontrastprogramm: Der Ottakringer Friedhof.
Welches Wiener Wahrzeichen findest Du überschätzt?
Keines. Mit jedem ist eine Geschichte verbunden, die es wert ist, sie zu erzählen.
Gibt es eine Figur in der Wiener Geschichte, die dich besonders fasziniert?
Da muss ich erst darüber nachdenken. Es wird wohl eine Frau sein.
Hast Du einen Geheimtipp für Wien?
Noch nicht.
Wie siehst Du die Zukunft für Fremdenführungen in Wien?
Derzeit schwierig, no na. Es wird sich wieder einpendeln – mit Optimismus lebt sich‘s besser.
Ina Hauer
Wie heißt Du? Wer bist Du? Was hast Du bisher gearbeitet/gelernt/studiert?
Ich studierte Kunstgeschichte und Betriebswirtschaftslehre in Wien und in Orlando, Florida. Meine berufliche Laufbahn führte mich dann in die Touristik zu renommierten Reiseveranstaltern, ins kulturelle Management und in eine NGO. Besondere Freude machte es mir, ausgefallene Rund- und Studienreisen zu konzipieren und teilweise auch zu leiten. So konnte ich die schönsten Flecke der Erde bereisen und dabei erkennen, welches Privileg es ist, in einer Stadt wie Wien zu leben.
Warum bist Du Fremdenführerin geworden?
Ich mag die Bezeichnung „Fremdenführerin“ nicht: Zum einen wende ich mich nicht nur an „Fremde“ (sollten damit TouristInnen gemeint sein) und spätestens nach einem kleinen Tratscherl und gemeinsamen Spaziergang sind wir uns sicher nicht mehr „fremd“. Zum anderen haben wir mit „Führern“ in Wien und Umgebung keine guten Erfahrungen. Ich sehe mich eher als neugierige Entdeckerin, aufmerksame Augenöffnerin, interessierte Zusammenhänge-Herstellerin und Hinter-Fassaden-Blickerin. Ideal wenn ich dabei gute Gesellschaft habe und meine Gäste diese Leidenschaften teilen.
Welche Sprachen sprichst Du? In welchen Sprachen bietest Du Führungen an?
Ich biete Führungen in Deutsch und Englisch an und spreche auch Spanisch.
Was fandest Du an der Fremdenführer-Ausbildung besonders schwierig?
Der Kurs am BFI war eine Massenveranstaltung – mehr als 80 TeilnehmerInnen aus vielen Ländern mit unterschiedlichen Muttersprachen. Eigentlich eine reizvolle Mischung für das persönliche Kennenlernen, aber für eine Ausbildung und die Erreichung der Ziele war das unterschiedliche Vorwissen nicht dienlich. Ich habe den sehr zeitintensiven Kurs berufsbegleitende absolviert, laufend mitgelernt sowie meine ersten Führungen zusammengestellt und an FreundInnen und Familie erprobt. Sonst wäre der enorme Stoff in der kurzen Zeit nicht zu bewältigen gewesen. Das war schon sehr, sehr anstrengend und intensiv und man muss sehr diszipliniert sein, um alles unter einen Hut zu bringen.
Welche Deiner Touren magst Du am liebsten?
- „Frauen im Zentrum der Macht“
- „Denk mal! – Erinnerungskultur und Propaganda“
- „Römer, Juden, Griechen – multikulturelle Spuren in der Innenstadt“
Hast Du ein Lieblingsplatzerl in Wien?
Theater an der Wien, Galerie Mitte
Welches Wiener Wahrzeichen findest Du überschätzt?
Hundertwasser Haus
Gibt es eine Figur in der Wiener Geschichte, die dich besonders fasziniert?
Viele…z.B. Rudolf IV (der Stifter), Josef II, Ida Pfeiffer, Victor Adler, Adelheid Popp, Otto Wagner, Bertha Zuckerkandl-Szeps…
Hast Du einen Geheimtipp für Wien?
Im Frühling, wenn der Flieder blüht: St. Marxer Friedhof: Welche der auf den Grabsteinen angeführten Berufe kennt man heute gar nicht mehr?
Im Sommer, wenn es brütend heiß ist: Kunstkammer im Kunsthistorischen Museum (konstant kühl) und die berühmte Saliera genau betrachten: Findest Du den Feuersalamander? Wo sonst noch in diesem Raum?
Im Herbst für die Farbenpracht der Natur, Wienpanorama und den Wein: Monte Nucum, Nussberg. Prost!
Im Winter zum Aufwärmen und selbst Verwöhnen: Melange und Haustorte beim k.u.k. Hofzuckerbäcker Gerstner in der Bel Etage des Palais Todesco und nach dem Genuss fragen, ob man einen Blick in den opulenten Salon Todesco (eh. Arbeitszimmer von Eduard von Todesco, dem Erbauer des Palais) werfen darf.
Wie siehst Du die Zukunft für Fremdenführer in Wien?
Das touristische Geschäft wird sich nach Corona wieder erholen und mit den Donaukreuzfahrten kommen wohl auch wieder die „Massen“. Kongresstourismus und Geschäftsreisen werden womöglich das Niveau von vor der Pandemie nicht mehr erreichen, weil neue virtuelle Formate jetzt etabliert sind und auch zum Teil bleiben werden. Für kreative, gut recherchierte Themenführungen wird es weiterhin eine Nische geben, weil packenden GeschichtenerzählerInnen mit Schmäh wird immer zugehört.
Yvonne Heuberger-Dornauer
Wie heißt Du? Wer bist Du? Was hast Du bisher gearbeitet/gelernt/studiert?
Ich bin seit vielen Jahren im Tourismus tätig. Mein Beruf als Touristikkauffrau hat mich von Fluglinien zu Reiseveranstaltern, über Marketing und Kommunikation in Reisebüros bis hin zum Beruf des Fremdenführers geführt, den ich auch neben dem Gewerbe der PR-Beratung ausübe. Das Gewerbe des Fremdenführers ist in Österreich reglementiert und bedingt eine umfassende Ausbildung, die mit einer kommissionellen Prüfung abschließt.
Warum bist Du Fremdenführerin geworden?
Es ist die perfekte Art Gästen aus Nah und Fern Geschichte, Kunst und Kultur kurzweilig näher zu bringen. Und ich liebe Wien!
Welche Sprachen sprichst Du? In welchen Sprachen bietest Du Führungen an?
Deutsch und Englisch.
Was fandest Du an der Fremdenführer-Ausbildung besonders schwierig?
Schwierig würde ich die Ausbildung nicht bezeichnen, noch am ehesten die Prüfungen! Aber herausfordernd waren die Kurse abends nach Büroschluss…
Welche Deiner Touren magst Du am liebsten?
Ach, bei so vielen Themenführungen, die ich anbiete, ist das schwierig zu beantworten. Momentan liebe ich es besonders, durch Salzburg zu führen! In Wien zählt wohl eine Tour Stephansdom außen und innen dazu!
Hast Du ein Lieblingsplatzerl in Wien?
Ja, die Augustinerbastei in der Stadt und das Gänsehäufl an der Alten Donau!
Welches Wiener Wahrzeichen findest Du überschätzt?
Echtes Wahrzeichen keines, sie sind alle großartig! Aber worauf Gäste bei einem kurzen Aufenthalt aus meiner Sicht verzichten könnten, ist eine Donaukanal- Donaustrom Schifffahrt…
Gibt es eine Figur in der Wiener Geschichte, die dich besonders fasziniert?
Natürlich Maria Theresia! Was sie als Frau im 18. Jahrhundertelang gemeistert hat, ist unglaublich. Ihre Beharrlichkeit ist bewundernswert. Auch für Friedrich Torberg und Leopold Figl sind für mich enorm beeindruckende Persönlichkeiten gewesen.
Hast Du einen Geheimtipp für Wien?
Promenieren am Wienfluss im Stadtpark mit anschließendem Kaffee und Apfelstrudel in der Meierei. Der alte jüdische Friedhof in der Seegasse. Und der Narrenturm im Alten AKH.
Wie siehst Du die Zukunft für Fremdenführer in Wien aus?
Es wird wieder aufwärts gehen, aber erst in einigen Monaten. Und dann werden hoffentlich alle dahin umschwenken, Fußführungen nur mehr in kleinen Gruppen zu organisieren und buchen! Ich für meinen Teil biete schon seit Langem nur mehr Touren mit maximal 10 bis 12 Gästen an.
Zur Homepage: Yvonne Heuberger-Dornauer
Philipp Reichel-Neuwirth
Wie heißt Du? Wer bist Du? Was hast Du bisher gearbeitet/gelernt/studiert?
Meine Name ist Philipp Reichel-Neuwirth, ich bin Historiker mit zwei Uni-Abschlüssen (Mag. phil und MA). Gelernt habe ich auch Schauspiel (mit Diplomabschluss). Meine häufigste Tätigkeit war und ist es, Führungen durch Museen und seit einiger Zeit auch durch die Stadt Wien zu machen. Daneben arbeite ich als Präsentatonstrainer und zeitweise auch als Schauspieler. Seit einem Jahr ruft mich die Forschung. In näherer Zukunft möchte ich publizieren.
Warum bist Du Fremdenführer in Wien geworden?
Damit ich unabhängig von Institutionen auch im öffentlichen Raum Geschichte vermitteln kann. Wien ist ja ein großes Museum mit gratis Eintritt. Ich will mein eigener Chef sein.
Welche Sprachen sprichst Du? In welchen Sprachen bietest Du Führungen an?
Deutsch, englisch, italienisch und französisch. Ich biete sie an in deutsch und englisch.
Was fandest Du an der Fremdenführer-Ausbildung besonders schwierig?
Der wirtschaftlich-rechtliche Teil der Prüfung (ich machte nur die Prüfung ohne Ausbildung, da ich einen individuellen Befähigungsnachweis erbrachte)
Welche Deiner Touren magst Du am liebsten?
Der Teufel muss ein Wiener sein
Hast Du ein Lieblingsplatzerl in Wien?
Museumsquartier
Welches Wiener Wahrzeichen findest Du überschätzt?
Pestsäule
Gibt es eine Figur in der Wiener Geschichte, die dich besonders fasziniert?
Nein
Hast Du einen Geheimtipp für Wien?
Den Ulrichsplatz
Wie siehst Du die Zukunft für Fremdenführungen in Wien?
Es wird mehr Spezialthemen geben für besonders Interessierte und auch als Fortbildungsmöglichkeit (Bildungsarbeit im öffentlichen Raum). Der Massentourismus wird erstmal ausgesetzt bleiben und wenn, dann erst nach einiger Zeit wieder kommen. Augmented Reality wird dazukommen.
zur Homepage: Philipp Reichel
GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.