Mein Jahr in Bildern
Was für ein seltsames Jahr, dieses 2020. Und noch ist es nicht vorbei, ich zähle die Tage. Aber auch dann, wenn die Pummerin, diese großartige Glocke im Stephansdom, das neue Jahr einläutet, werde ich das Gefühl nicht los, dass 2020 auf den ersten Blick ein verlorenes Jahr gewesen ist.
Es war ein Jahr mit großen Plänen und es verwandelte sich in eines mit vielen Träumen und noch mehr Sehnsüchten.
Wie oft habe ich mich danach gesehnt, den Rucksack zu packen, den Pass einzustecken, zum Flughafen zu fahren und in ein Flugzeug zu steigen. Egal wohin, Hauptsache weg. Weit weg. Wie oft bin ich in der Nacht aufgewacht, mit trockenen Lippen, den Geruch vom Lagerfeuer in der Nase, die Ohren voll mit Geräuschen der Kalahari.
Jede Tierdokumentation bescherte mir eine Fülle von Träumen nach unbekannten Reisezielen, das Fernweh wurde übermächtig.
Und wie schrieb schon Robert Walser:
„Die Sehnsucht, o die Sehnsucht! Warum haben wir die eigentlich? Wer hat sie uns heimlich in die Westentasche gesteckt? Vielleicht ein Engel oder sonst eine trübe Null.“
Mein Engel erhebt übrigens Einspruch. Er flüstert mir ins Ohr, mich zu erinnern. An die magischen Momente in diesem Jahr, an die Glücksgefühle, an die Fotos, die beweisen, dass es ein reisereiches Jahr war.
Mein Jahr in Bildern
Jänner 2020 wurde zur Recherche genutzt. Als Museumsliebhaberin hatte ich das Museumsprojekt Wien gestartet. Mein Ziel ist es möglichst viele Museen in Wien zu besuchen. Begonnen habe ich mit dem Uhrenmuseum, dessen Geschichte auf das Jahr 1917 zurückgeht.
Im Februar stand eine dreimonatige Reise nach Südafrika auf dem Plan. Wir holten unser Auto in Johannesburg ab und fuhren über den Augrabies Fall National Park in die Kalahari, wo wir zwei Wochen verbrachten. Über Namibia ging es in den Ai-Ais Richtersveld Transfrontier Park zu den Cederbergen.
Langsam näherten wir uns Kapstadt. Nach knapp fünf Wochen im Busch war der Trubel in der Großstadt gewöhnungsbedürftig. Drei Tage hatten wir für die Stadtbesichtigung eingeplant. Spontan entschlossen wir uns für einen Hubschrauberrundflug.
Eine Woche später sperrte Namibia den Luftraum für bestimmte Fluglinien, der südafrikanische Präsident kündigte eine Rede im Fernsehen an, das Österreichische Außenministerium rief alle Österreicherinnen und Österreicher zur Rückkehr nach Österreich auf. Wir befanden uns auf einem Campingplatz in Simon’s Town am Kap mit Blick aufs Meer und beratschlagten die halbe Nacht.
Schließlich beschlossen wir die Reise abzubrechen. Zwei Tage benötigten wir von Kapstadt bis Johannesburg und sechs Wochen früher als geplant landeten wir wieder in Wien.
Empfangen wurden wir von Stille.
Wien war leer.
Um sogar den wenigen Menschen auszuweichen, die unterwegs waren, spazierte ich bereits am frühen Morgen durch die leergefegten Straßen. Öffentliche Verkehrsmittel durfte man nur für den Weg zur Arbeitsstätte benutzen.
Es vergingen die Monate März, April und Mai.
Geschäfte, Museen und Theater öffneten wieder ihre Pforten. Ich besuchte den Botanischen Garten, das Mozarthaus und war Stammgast im Kunsthistorischen Museum und im Belvedere.
Ich machte das, was ich eigentlich schon lange einmal machen wollte: Urlaub in der eigenen Stadt. Insgesamt nahm ich an mehr als 10 Stadtführungen in Wien teil, besonders beeindruckend finde ich das Servitenviertel und die Wiener Innenhöfe.
Die Wanderlust packte mich ebenfalls und ich marschierte einige Etappen des rundumadum Wanderwegs, der insgesamt 120 Kilometer rund um Wien führt.
Pressereisen ja oder nein?
Die Sehnsucht nach der Schweizer Gastfreundlichkeit – und Kofferpacken – ließ mich an einer Pressereise teilnehmen. Die zwei Nächte am Pilatus stillten mein Fernweh nur für kurze Zeit.
Im September traf ich mich mit österreichischen Reisebloggerinnen und Reisebloggern im Montafon. Campen in Oberösterreich stand im Oktober auf dem Reiseplan und spontan entschlossen wir uns für einen Kurztrip nach Italien.
Zum ersten Mal besuchte ich Grado, Aquileia, Chioggia und San Marino. Ich war beseelt vom Meer, von der Geschichte, der Architektur und vom italienischen Essen.
Kulinarische Reisen in Österreich
Retour in Österreich nahm ich an zwei kulinarischen Pressereisen teil. Die erste führte mich ins Mühlviertel, wo ich Biobauern besuchte und ich mich von der kulinarischen Vielfalt der Region überzeugen konnte.
Wenige Tage später war ich in der Genusshauptstadt Graz zu Gast und nahm am Trüffelfestival teil.
Mein Rückblick auf das Jahr 2020
Ich muss meinem Engel Recht geben. 2020 war trotz allem ein reisereiches Jahr. Mit einer Portion Wehmut, viel Fernweh, trüben Gedanken und vielen guten Gesprächen (Grüße nach Kuchl).
Und obwohl ich seit vielen Jahren Arthur Schnitzler zum Jahresabschluss zitiere, darf heute Mascha Kaléko die Abschiedsworte sprechen.
Rezept
Jage die Ängste fort
und die Angst vor den Ängsten.
Für die paar Jahre
wird wohl alles noch reichen.
Das Brot im Kasten
und der Anzug im Schrank.Sage nicht mein.
Es ist dir alles geliehen.
Lebe auf Zeit und sieh,
wie wenig du brauchst.
Richte dich ein.
Und halte den Koffer bereit.Es ist wahr, was sie sagen:
Was kommen muss, kommt.
Geh dem Leid nicht entgegen.
Und ist es da,
sieh ihm still ins Gesicht.
Es ist vergänglich wie Glück.Erwarte nichts.
Und hüte besorgt dein Geheimnis.
Auch der Bruder verrät,
geht es um dich oder ihn.
Dein eignen Schatten nimm
zum Weggefährten.Feg deine Stube wohl.
Und tausche den Gruß mit dem Nachbarn.
Flicke heiter den Zaun
und auch die Glocke am Tor.
Die Wunde in dir halte wach
unter dem Dach im Einstweilen.Zerreiß deine Pläne. Sei klug
und halte dich an Wunder.
Sie sind lang schon verzeichnet
im großen Plan.
Jage die Ängste fort
und die Angst vor den Ängsten.Mascha Kaléko
Diesen Beitrag habe ich für Michaels Fotoparade geschrieben.
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GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.
Hi Gudrun, echt schade, dass ihr den Afrikatrip abbrechen musstet – war aber bis dahin sicher ein wahnsinniges Erlebnis. Wir wollen auch bald wieder mal nach Afrika. Den Löwen hast du perfekt erwischt. Liebe Grüße aus Wien Daniel