Im Nationalpark Thayatal
Hoppla! Meine ersten Schritte im Nationalpark Thayatal wären einer Erdkröte fast zum Verhängnis geworden. Mit anklagenden Lauten springt das braune Tierchen gerade noch zur Seite und verbirgt sich raschelnd im Laub. Was ich zunächst als zufällige Begegnung abtue, entpuppt sich in den nächsten Stunden als Naturspektakel. Die alljährliche Krötenwanderung im Nationalpark hat begonnen!
Und ich, die ich oftmals in den Nationalparks im südlichen Afrika den Big Five auf der Spur war, betrachtet nun staunend das Erdkrötengewusel zu meinen Füßen.
Der Nationalpark Thayatal in Niederösterreich
Zum ersten Mal war ich kleinsten Nationalpark Österreichs zu Gast und gleich von Anfang an begeistert. Landschaftlich gehört der NP Thayatal zum Waldviertel, als Teil des Bezirks Hollabrunn zählt er allerdings zum Weinviertel.
Eine weitere Besonderheit ist die direkte Nachbarschaft zu Tschechien. Zwar bildet die Thaya die natürliche Grenze zu den Nachbarn, doch auch diese gründeten an den Ufern des Grenzflusses den Nationalpark Podyjí. Viele gemeinsame Projekte und ein einheitliches Management sind die Säulen des grenzüberschreitendes Parks.
Insgesamt ist der Nationalpark Thayatal 1360 ha groß. Die erste Anlaufstelle für einen Besuch ist das Nationalparkhaus Hardegg. An der Infostelle bekam ich Tipps für Wanderungen und Besonderheiten in der Region. Besonders an Herz gelegt wurde mir der Wildkatzenwanderweg.
Wildkatzen im Thayatal
Und auf diesem Wanderweg lerne ich dann, dass die Wahrscheinlichkeit einer Wildkatzensichtung einem Lottogewinn gleichzusetzen ist.
Wildkatzen sind äußerst scheue Tiere, lese ich auf einer Informationstafel. Die nachtaktiven Tiere verstecken sich bevorzugt in Laub- und Mischwäldern und seit wenigen Jahren auch wieder im Thayatal und in der Wachau. Eigentlich galten sie in Österreich bereits als ausgestorben, da die Bestände sukzessive durch Menschen dezimiert wurden.
2007 gelang dann im Nationalpark Thayatal die Sensation. An mit Baldrian bestrichenen Lockstöcken wurden Katzenhaare gefunden und analysiert. Auch die Bilder der Fotofalle lieferten eindeutige Beweise: Die Wildkatze ist zurück!
Wandern im Nationalpark Thayatal
In der Wanderkarte, die ich mir am Infoschalter im Nationalparkhaus abhole, sind die Strecken von 6 Wanderwegen im österreichischen Teil des NPs eingezeichnet. Zusätzlich gibt es grenzüberschreitende Wander- und Radwege.
Wanderwege im österreichischen Teil des Parks
- Thayatalweg – 6 Kilometer, mit Umlauf 9,5 Kilometer
- Einsiedlerweg – 5 Kilometer
- Hardegger Rundwanderweg – 3,5 Kilometer
- Merkersdorfer Rundwanderweg – 5 Kilometer
- Kajaweg – 1 Kilometer
- Hennerweg – 1,8 Kilometer
Der Thayatalweg in gekürzter Fassung
Man möge mir verzeihen, dass ich nur die Kilometeranzahl angebe und keine Zeitangaben mache. Doch wer so wie ich jede Kröte, jeden Frosch, fast jede Blume, unzählige Knospen, einige Käfer, eine Blindschleiche und den schönsten Feuersalamander der Welt fotografiert, kann mit abgespulten Kilometern in bestimmten Zeitspannen einfach nichts anfangen. Den ersten Kilometer der Wegstrecke habe ich in der sagenhaften Zeit von einer Stunde bewältigt. Das ist Rekord im Schneckentempo-Wandern!
Und wenn mich die freundliche Dame am Infopoint nicht auf die einzigartige Aussicht am Überstieg hingewiesen hätte, stände ich wohl jetzt noch immer im Kayatal und würde die siebenhundertzweiundachtzigste Erdkröte fotografieren.
Einsiedlerweg – Wildkatzenweg
Ebenfalls empfehlenswert zum Wandern ist der Einsiedlerweg, der einen schönen Blick auf die kleinste Stadt Österreichs – nämlich Hardegg – bietet. Ich bin den Weg im Uhrzeigersinn gewandert und machte an der Einsiedlerwiese Halt. Retour zum Nationalparkhaus sind Einsiedlerweg und Wildkatzenwanderweg ident.
Camping am Stellplatz beim Nationalparkhaus Thayatal
Als besonderes Plus möchte ich hervorheben, dass es beim Nationalparkhaus 8 Stellplätze für Wohnmobile gibt. Somit gilt gesichert, dass mein Besuch im März 2021 sicher nicht der letzte gewesen ist.
Weitere Informationen zum NP Thayatal
- Der Eintritt in den Nationalpark ist frei.
- Die Wanderwege sind frei begehbar.
- Hunde dürfen im NP an der kurzen Leine mitgeführt werden.
- Beim Nationalparkhaus werden E-Bikes verliehen.
GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.