Geh‘ ins Museum in Graz
In Graz war ich schon oft. Aber in einem Museum in Graz noch nie. Was schon ein wenig seltsam ist, denn prinzipiell gehe ich gerne und oft in Museen. Mit der Steiermark Schau und einer Jahreskarte für das Universalmuseum Joanneum habe ich gleich zwei gute Gründe, die Grazer Museumslandschaft unsicher zu machen.
Was ist die Steiermark Schau?
Die Steiermark Schau ist die Landesausstellung des Bundeslandes Steiermark. 2021 findet diese Ausstellung an vier Standorten statt, drei davon befinden sich in Graz. Der vierte Schauplatz der Steiermark Schau ist ein mobiler Pavillon, der seine Reise in Wien begonnen hat und von dort nach Hartberg, Spielberg, Schladming und Bad Radkersburg weiterreist.
Die STEIERMARK SCHAU:
Die Ausstellung des Landes an vier Schauplätzen
April bis 31. Oktober 2021
Alle Informationen: >>hier klicken<<
Meine Empfehlung:
Das Steiermark Schau Ticket um 16 Euro berechtigt den einmaligen Eintritt in alle drei Museumsstandorte.
Was ist das Universalmuseum Joanneum?
Das Universalmuseum Joanneum ist das älteste öffentliche Museum Österreichs. An 13 Standorten kann ich als Besucherin zwischen 19 Museen wählen, die sich den unterschiedlichsten Themen widmen. Da gibt es zum Beispiel das Archäologiemuseum im Schloss Eggenberg, das Landeszeughaus mitten in Graz oder das Freilichtmuseum Stübing vor den Toren Graz.
Bei dieser Vielfalt an unterschiedlichen Themen und Zugängen ist für jeden Museumsliebhaber das passende Museum dabei.
Und in welches Museum in Graz soll ich jetzt gehen?
Kurzentschlossen starte ich meine Grazer Museumstour im Volkskundemuseum. Einerseits weil ich erst vor kurzem das Pendant in Wien besucht habe, andererseits weil es vom Hotel aus der nächstgelegene Schauplatz der Steiermark Schau ist.
Im Volkskundemuseum Graz
Drei geflochtene Schnüre in drei Farben leiten mich zum Eingang des ehemaligen Kapuzinerklosters, das am Fuße des Schlossbergs liegt. Für mich symbolisieren die farbigen Zöpfe das Zusammenspiel der drei Museumsstandorte und die Verknüpfung der jeweiligen Slogans. Im Volkskundemuseum lautet dieser: „Wie es ist. Welten – Wandel – Perspektiven“.
Mein erster Blick fällt ins Stöcklgebäude. Hier dominiert die Farbe Grün das Ausstellungsgeschehen, denn Grün – in allen Nuancen – wird als die Farbe der Steiermark wahrgenommen.
Im Hauptgebäude lande ich zuerst in der Antoniuskirche, bevor ich die Treppen zur Ausstellung hochsteige. Ich gelange in steirische Lebenswelten, von denen mir einige bekannt sind, von anderen – den meisten – höre und lese ich zum ersten Mal.
Über einen gläsernen Gang gelange ich in den Trachtensaal, wo mich 84 Augenpaare mustern. Der steirische Bildhauer Alexander Silveri schuf im Auftrag des Museumsgründers Viktor von Geramb 42 Figurinen, die die Kleidung von der Urgeschichte bis in frühe 20.Jahrhundert tragen.
Meine Füße tragen mich ins Erdgeschoß, wo ich eine Rauchstube mit originalgetreuer Einrichtung bewundere. Im Anschluss nehme ich im neu eröffneten Museumscafé Platz, das in einem Garten des Museumskomplex untergebracht ist. Ein herrlich idyllisches Plätzchen nach einem Museumsbesuch!
VOLKSKUNDEMUSEUM GRAZ
Paulustorgasse 11–13a
Alle Informationen: >>hier klicken<<
Ein Stadtspaziergang bis zum nächsten Museum
540 Meter trennen mich vom nächsten Museum. Kurz überlege ich durch den Schloßbergstollen zu gehen, doch mein ungeeignetes Schuhwerk hindert mich an diesem Vorhaben.
So flaniere ich durch die Sporgasse, der ältesten Gasse in Graz, dem nächsten Museum entgegen. Ich lande im Museum für Geschichte in der Sackstraße.
Museum für Geschichte in Graz
Durch ein großes Portal aus Stein schreite ich in das Museum für Geschichte. Eines muss man den Grazern zugestehen: ihre Museen und Museumsobjekte bringen sie in den schönsten Gebäuden ihrer Stadt unter. Im Fall des Museums für Geschichte ist es das Palais Herberstein, das auf mehreren Ebenen temporäre und Dauerausstellungen beherbergt.
Gleich mal vorweg: Mir ist es nicht gelungen, alle Ausstellungen im Gebäude zu besichtigen. Ich war schon mit der Besichtigung des Stiegenaufgangs mehr als eine halbe Stunde beschäftigt.
Die Steiermark Schau trägt im Museum für Geschichte das Motto: „Was war. Historische Räume und Landschaften“. Auf schwarzen Böden sind Grundrisse von Burgen, Dörfern und Städten projiziert, die offenen Vitrinen zeigen Veränderungen im Landschaftsbild. Fragen werden beantwortet, wie zum Beispiel: Wie wird aus einer Burg ein Schloss?
Ich bewege mich vom Mittelalter bis in die Neuzeit, das Landschaftsbild verändert sich drastisch, der Mensch nimmt mehr und mehr Raum ein, die Natur muss verschwinden. Im Hintergrund höre ich ein leises Rauschen, ein Pochen, ein Hämmern. An die Museumswand gekritzelte Zitate begleiten meinen Rundgang, die Geräuschkulisse steigert sich und wird lauter und schneller bis in den letzten Ausstellungsraum.
Schau, schau im Schaudepot
Ein Stockwerk höher befindet sich das Schaudepot. Wobei nicht nur geschaut wird, sondern einer großer Teil der Ausstellung den multimedialen Sammlungen gewidmet ist. Anhand von Filmen, Fotos und Hörbeispielen tauche ich in die Geschichte der Steiermark ein.
Das Schaudepot und dessen Objekte sind in neun Bereiche eingeteilt. Im Raum mit den Titel „Reisen und Fortbewegen“ halte ich mich am längsten auf. Ausgiebig bewundere ich den Himmelsglobus des Venezianers Vinzenco Coronelli, der sich im Bereich „Forschen und Wissen“ befindet.
100x Steiermark
Die für mich schönste Ausstellung im Museum für Geschichte ist im Spiegelsaal und in den angrenzenden Räumen zu finden. Spannender als die Objekte finde ich die Fragen, die mit dem jeweiligen Ausstellungsobjekt korrespondieren.
Frage Nummer 9:
„Wie viel Globalisierung gibt es im Mittelalter?“
Wenn man die Hanseschale aus dem 12.Jahrhundert in der Vitrine betrachtet, weiß man, dass bereits im Mittelalter Waren getauscht und über Fernhandelswege transportiert wurden.
Frage Nummer 37:
Was wird gegen die Pest unternommen?
Eine Frage aktueller denn je. Mehr als 20 Millionen Europäer starben im Mittelalter an der Beulenpest. Bereits im 16. Und 17. Jahrhundert mussten Reisende in Quarantäne und es gab Infektionsverordnungen.
Frage Nummer 60:
Seit wann wird Musik unterwegs gehört?
Eine Frage, die sich die Generation Smartphone vielleicht noch nie gestellt hat. Aber in der Vitrine befindet sich ein Reisegrammophon aus den 1920er Jahren. Das gute Stück wiegt 2,5 Kilogramm.
Frage Nummer 33:
Wie reisen die Menschen durch das Land?
Wäre ich im 19.Jahrhundert von Wien nach Graz gereist, hätte ich mit der Postkutsche 26 Stunden gebraucht. Heute dauert die Zuganreise 2 Stunden und 35 Minuten.
MUSEUM FÜR GESCHICHTE GRAZ
Sackstraße 16
Alle Informationen: >>hier klicken<<
Die Anreise ins Kunsthaus Graz dauert allerdings nur wenige Gehminuten.
Kunsthaus Graz
Schon oft bin ich am „Friendly Alien“ vorbei marschiert. Mehrmals umrundete ich das Gebäude und oftmals habe ich im Kunsthauscafé Kaffee getrunken. Aber noch nie bin ich über den Eingangsbereich ins Innere, in diese riesige Bubble, eingedrungen. Es ist also eine Premiere, als mich das Rollband in den ersten Stock transportiert.
Zugegeben, ich bin schon etwas museumsmüde. Der Steiermark Schau, die im Kunsthaus unter dem Motto „Was sein wird. Von der Zukunft zu den Zukünften“ widme ich nur wenige Minuten. Ich bin auf der Suche nach dem Nozzle, der rüsselförmigen Öffnung, die zum Uhrturm zeigt.
Der Blick durch die Glasfenster der Needle erlaubt mir einen außergewöhnlichen Blick auf die Franziskanerkirche.
Liebes Kunsthaus Graz, für heute war es ein kurzes Gastspiel, aber ich komme wieder, versprochen!
KUNSTHAUS GRAZ
Lendkai 1
Alle Informationen: >>hier klicken<<
Offenlegung: Graz Tourismus hat mir das Steiermark Schau Ticket zur Verfügung gestellt.
GUDRUN KRINZINGER
Reiseblog von einer reiselustigen, strickbegeisterten, lesesüchtigen und fotografiewütigen Oberösterreicherin mit Hauptsitz Wien und Alte Donau.
Seit 2010 schreibe ich über meine Reisen auf dem Blog Reisebloggerin.at.